«Wir haben Freude an Hühnern», sagen Barbara und Othmar Brun übereinstimmend. So befassten sie sich schon vor Jahren für die Weiterentwicklung des Betriebes mit dem Einstieg in die Mastpouletproduktion. Eigentlich schwebte ihnen der Bau einer neuen Halle für 9000 Plätze in konventioneller Produktion vor. Die Hürden dafür, nicht nur raumplanerisch, sondern auch finanziell, waren aber zu hoch. Zumal er in den vergangenen Jahren eben immer etwas gebaut habe, seit der Betriebsübernahme 1999, und die Schuldenlast auf dem Betrieb für die grosse Investition zu hoch war, erzählt Othmar Brun.

Viel Land extensiv

Bruns bewirtschaften den Betrieb Vordereimatt, am Stadtrand von Willisau, mit vielfältiger Betriebsstruktur. 45 Kühe, vermehrt Original-Braune, stehen im 2012 umgebauten Laufstall. Die werden seit vergangenem Jahr mit einem Roboter gemolken.

Weiter werden Schweine gemästet, auf noch 60 Plätzen. Und Ackerbau wird auf 6 ha betrieben, je die Hälfte Mais und Brotweizen. Die Nutzfläche umfasst 40 ha, wobei nur 11 ha eigen sind. Othmar Brun konnte aber in den vergangenen Jahren viel Land zupachten, teils von Betrieben etwas weiter weg. So liegt nur der Betriebsstandort in der Talzone – mit Nachteilen bezüglich Kredite für Investitionen –, viel Land aber in der Hügel- oder gar Bergzone. Und einige Flächen liegen in einem Wasserschutzgebiet mit Naturschutzverträgen, was ebenso eine extensive Bewirtschaftung bedinge.

Auf dem arbeitsintensiven Betrieb ist neben der Betriebsleiterfamilie auch noch Othmar Bruns Vater tätig. Auch die fünf Kinder aus der Patchworkfamilie im Alter von sechs bis 22 Jahren helfen mit.

«Wir wollen viel Eiweiss aus dem Grundfutter.»

Othmar Brun setzt auf Graswürfel aus Kunstwiesen mit hohem Rotklee-Anteil.

Wenig Aufwand für Bio

Auf Bio seien sie wegen der Hühner gekommen, sagt Barbara Brun. Und auch Berufskollegen hätten ihnen den Umstieg empfohlen. Weil eine grosse konventionelle Masthalle nicht realisiert werden konnte und Bell Einsteiger für Biopoulets suchte, entschlossen sie sich zur Betriebsumstellung. Ohne allerdings bisherige Betriebszweige aufzugeben, wie der Betriebsleiter betont. Lediglich Schweineplätze wurden leicht von 70 auf 60 reduziert. Die bisherige Bewirtschaftung aber auch die Betriebsgrösse kamen Bruns bei der Umstellung auf Bio entgegen. Im Ackerbau wurde schon nach Extenso-Richtlinien produziert und wenig Mineraldünger eingesetzt. Mehr zu achten sei auf den Unkrautdruck. «Mit etwas mehr Blacken in den Wiesen können wir leben», so die Bäuerin. Sämtlicher Mist der Biohühner kann auf der eigenen Betriebsfläche genutzt werden.

Eiweiss selber produzieren

Auch die Kühe waren nie auf Höchstleistung getrimmt, der Stalldurchschnitt lag bei rund 6500 kg Milch. «Tendenz sinkend», sagt Othmar Brun, «wegen der neuen Bioauflagen bei der Eiweissfütterung». Er setze aber schon seit Jahren auf Graswürfel aus Kunstwiesen mit möglichst viel Rotklee, um selber mehr Eiweiss aus dem Grundfutter zu produzieren. «Wir bringen Gehalte von 22 Prozent her.» Die Trockenwürfel dienen auch als Lockfutter beim Melkroboter.

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Vorteil genügend Fläche

Mit der Umstellung auf Bio hat Othmar Brun den Abnehmer für die Milch gewechselt, die geht nun zur nahen «Neue Napfmilch AG» in Hergiswil. Auch für die Schweine konnte er einen Abnahmevertrag sichern, nachdem der Markt für Bioschweine vorher während Jahren unbefriedigend war.

Die Auflagen für den Bau des Pouletaufzuchtstalles – darum herum wurde gleichzeitig eine Maschinenremise realisiert – und für die sechs mobilen Hütten boten keine grossen Schwierigkeiten. «Für Neueinsteiger mit wenig Fläche dürfte es viel schwieriger sein.»

Im Frühjahr 2018 wurde erstmals eingestallt, die Poulets konnten gleich als Bio vermarktet werden. Im Gegensatz zu den Kühen und Schweinen, wo während der zweijährigen Umstellungszeit zwar teures Biofutter verlangt war, aber nicht Biopreise bei den Produkten gelöst werden konnten. «Das war happig», sagt Othmar Brun.

Arbeit nicht unterschätzen

Bei Biopoulet lockte sie auch die gute Rendite, zumal der Deckungsbeitrag mit 2500 Plätzen ähnlich hoch sei wie bei einer konventionellen grossen Masthalle, welche viel kapitalintensiver ist. «Die tägliche Arbeit mit den Poulets ist nicht zu unterschätzen, wird aber gut entlöhnt», erklärt Barbara Brun nach nun bald vierjähriger Erfahrung.

Nach vier Wochen im Aufzuchtstall werden die Hühner in die mobilen Hütten mit grosszügigen Weiden gezügelt. Die Ausfälle seien gering, das grösste Risiko gehe von Greifvögeln aus. Bruns versuchen ihre Hühner auf der Weide zu schützen, die Vögel gewöhnten sich aber rasch an Abwehrmassnahmen. Antibiotika mussten sie noch nie einsetzen, nötig sei lediglich die Gumboro-Impfung, welche an einem definierten Tag mit der Rückenspritze verabreicht wird. Sehr zu achten sei auf die Hygiene, vor allem während der zwei ersten Wochen im Aufzuchtstall.

«Mit etwas mehr Blacken können wir leben.»

Barbara Brun zum etwas höheren Unkrautdruck seit der Umstellung auf Bio.

Mechanische Erleichterung

Bruns legten Wert darauf, die Arbeit mit den Hühnern möglichst zu vereinfachen. Ein Sohn als gelernter Landmaschinenmechaniker hat bei einigen Arbeitserleichterungen mitgeholfen.

So wurde ein fahrbarer Rahmen konstruiert, der das zügeln der Hütten wesentlich vereinfacht. Auf das mühsame Montieren von Rädern kann so verzichtet werden. Und die Befüllung der Futtertröge in den Hütten erfolgt nicht mehr von Hand, sondern über ein Rohr direkt per Futtertank vom Traktor aus.

Betrieb Vordereimatt

Betriebsleiter: Othmar und Barbara Brun-Schumacher mit fünf Kindern
Ort: Vordereimatt, Willisau
Fläche: 40 ha LN, davon 11 ha Eigenland, 6 ha Ackerland, Rest Grünland
Tiere: 45 Braunviehkühe (Milch geht zur «Neue Napfmilch AG»), 60 Mastschweine, 2500 Biomastpoulets (Vertragsproduktion für Bell AG)

Wachsende Nachfrage

Der Kanton Luzern will mit einer Kampagne mehr Betriebe für die Umstellung auf Bio motivieren. Viele Biomärkte wachsen weiter, auch bei Poulets. Bei Coop habe sich der Verkauf positiv entwickelt. Dank Promotion konnte eine genügende Anzahl Produzenten gefunden werden, um den Markt bedarfsgerecht zu bedienen, heisst es auf der Website von Bio Suisse.

Mit besserer Verwertung von Schenkeln und Flügeln könne das Angebot weiter ausgebaut werden. Aktuell sucht Bell zur Erweiterung der Bioproduktion Produzent(innen) zur Aufzucht von Mastgeflügel. Nötig seien mindestens 2 ha ebenes, zusammenhängendes Land zum Aufstellen der mobilen Mastställe. Auch die Migros-Tochter Micarna wolle das Angebot für Biogeflügelfleisch in den nächsten Jahren stark ausdehnen. Die zusätzliche Mastfläche sei allerdings zurzeit gesichert.