Nicht nur Erwachsene, auch Kinder und Jugendliche sind von Einschränkungen zur Eindämmung der Corona-Pandemie betroffen. So wurde etwa am Tag der Pausenmilch vom 3. November rund ein Drittel weniger Milch als sonst ausgeschenkt, da viele Schulen die Durchführung absagten. Der Nationale Zukunftstag – Seitenwechsel für Mädchen und Jungs von gestern Donnerstag wurde ganz abgesagt. «Für viele Unternehmen ist es sehr schwierig, bei der Durchführung des Zukunftstags die Abstands- und Hygienevorschriften wie vorgeschrieben einzuhalten.» Dies hiess es vonseiten der Verantwortlichen des Aktionstages zur Absage. Hört man sich im Bekanntenkreis um, haben es Jugendliche zurzeit schwer, wegen der Pandemie Schnupperlehren zu absolvieren. Nicht so schlimm sieht offenbar die Situation bei Schnupperlehren in der Landwirtschaft aus. Zumindest hat Wallierhof-Direktor Jonas Zürcher bislang nichts Gegenteiliges gehört.
Wichtiger Einblick in Familie
Da im Vergleich zu anderen Berufen Schnupperlehren bei Bauernfamilien auch da sind, um die Familie besser kennenzulernen, würden diese weiterhin angeboten. Ohne vorgängige Schnupperlehre würden wohl nur die wenigsten Landwirte eine Lehrstelle vergeben. Wichtig sei einfach, dass alle aktuellen BAG-Regeln eingehalten werden, so Zürcher. Er findet zudem den Zukunftstag «eine gute Sache». Auch wenn später Schülerinnen von ausserhalb der Branche diesen Beruf nicht erlernen würden, hätten sie dennoch einen kleinen Einblick in die Landwirtschaft erhalten. Und das sei gut so.
Junge sind auch betroffen
Ganz heftig treffen die Corona-Massnahmen die jungen Erwachsenen, für die Ausgang und Freunde treffen sehr wichtig sind. So erzählt etwa Marc Fawer, Siselen, Auszubildender Landwirt EFZ im dritten Lehrjahr, dass ihm durch all die abgesagten «Hundsverlocheten» die sozialen Kontakte, die Gespräche, fehlen. Er habe sich mit Kollegen bislang so zu helfen gewusst, dass sie sich am Wochenende in kleiner Runde in privatem Bereich treffen, Pizza bestellen und zusammen ein Bier trinken würden. Auch das hat Vorteile, muss er zugeben. «Dadurch war es ein günstiger Sommer gewesen», sagt er und grinst verschmitzt. Er freut sich, dass Anfang Woche sein Schulblock begonnen hat. Nicht etwa, weil er so wahnsinnig gerne zur Schule geht, sondern des täglichen Kontaktes zu den Kollegen wegen.
Grüessech Frau Milch
Der Tag der Pausenmilch hat unter erschwerten Umständen stattgefunden. Dies erklärt Daniela Carrera, Teamleiterin Schulen bei Swissmilk. Oftmals sind es Landfrauenvereine oder Elternräte, welche die Milch verteilen. Dort, wo Schutzkonzepte der Schulen eine Verteilung unter angepassten Bedingungen zuliess, sei das Angebot bei den Kindern gut angekommen. «Ein bitzeli Normalität» habe so beibehalten werden können, erklärt Carrera. Dies bestätigt auch Nicole Anderegg aus Ins. Freudig hätten die Kinder sie mit «Grüessech, Frau Milch» begrüsst.
Der Ausschank erfolgte mit Handschuhen und Hygienemasken, die Schülerinnen durften ihren Becher nicht nachfüllen gehen. Das sei bedauert worden, so Anderegg. Erika Peter organisiert in Aarberg den Pausenmilchtag. Die Schulen hätten abgesagt, lediglich an drei Kindergärten durfte sie Milch bringen. Verteilt wurde diese von den Kindergärtnerinnen selbst. Da der direkte Kontakt zu den Kindern fehlte, freute sich Erika Peter umso mehr, dass die Kinder ihr ein einstudiertes Lied sangen. Mit gebührendem Abstand, versteht sich. Abgesagt wurde der Tag der Pausenmilch etwa in der Gemeinde Radelfingen. «Wir wollten nicht etwas durchstieren», so die Präsidentin des Landfrauenvereins Radelfingen, Sonja Zimmermann. Abgesagt aufgrund des geltenden Schutzkonzeptes hat die Primarschule Hägendorf, erklärt Schulleiter Robert Züllig.
Aktion ist zu überdenken
Er ist der Meinung, dass die Aktion künftig allgemein überdacht werden müsse. Andere Lebensmittel hätten eine solche Werbeplattform an Schulen auch nicht, gibt er zu bedenken. Werde das Thema Milch im Unterricht behandelt, greife er gerne auf Material von Swissmilk zurück. Aber ein Wettbewerb für eine mögliche Projektwoche und Werbeflyer zum Verteilen unabhängig vom Unterricht, «das finde ich nicht gut», so Züllig. Wie bei so vielem, gehen auch bei diesem Thema die Meinungen offenbar auseinander.