Andere verlesen an einer Hauptversammlung den Jahresbericht. Nicht so Godi Siegfried. Der Präsident der Produzenten-Mitglieder-Organisation (PMO) Züger-Forster erzählte vom Workshop, den er am Vortag zusammen mit Markus Züger, Vizepräsident Verwaltungsrat Züger Frischkäse AG, an der Uni Bern besucht hatte.
Zufriedene Mitglieder
Dort ging es um die Zufriedenheit der Milchbauern. Die Uni Bern präsentierte die Resultate einer entsprechenden Umfrage. «Wir Züger-Milchlieferanten weisen eine überdurchschnittliche Zufriedenheit bei den Abnahmebedingungen auf», sagte Godi Siegfried. Bei den übrigen Befragten hingegen sei eine mittlere Zufriedenheit bis mittlere Unzufriedenheit vorherrschend gewesen.
Züger zahlte 2023 übers Jahr gesehen mit 72,1 Rp./kg für ÖLN und 88,3 Rp./kg für Bio im schweizweiten Vergleich zwar nicht den besten Milchpreis, aber die Verbundenheit mit dem Unternehmen sei gross. «Wir können jederzeit Christof oder Markus Züger direkt anrufen. Sie nehmen unsere Anliegen ernst», sagte Siegfried.
«Wir waren nicht immer einer Meinung, aber wir haben immer einen Weg gefunden.»
Godi Siegfried
Martin Huber wird Präsident
Zügig führte Godi Siegfried durch die Traktanden. Die Jahresrechnung 2023 schloss mit einem Aufwandüberschuss von rund Fr. 8788.– ab. Aufgrund der soliden Vermögenslage wird aber für 2024 kein Jahresbeitrag erhoben. «Das kann sich aber in den nächsten Jahren ändern», prophezeite Siegfried.
Es war seine letzte Versammlung, die er nach 19 Jahren im Amt leitete. «Wir sind gut aufgestellt. Waren nicht immer einer Meinung, aber wir haben immer einen Weg gefunden», sagte er und gratulierte seinem Nachfolger Martin Huber, der einstimmig gewählt wurde. Huber (46), der neue Präsident der PMO Züger-Forster, ist Milchproduzent und Zürcher Kantonsrat. In Aesch bei Neftenbach bewirtschaftet er einen Biobetrieb. [IMG 2]
Christof Züger tritt kürzer
Auch Christof Züger kündigte Veränderungen an. Der 60-jährige CEO der Züger Frischkäse AG schaffte am vergangenem Wahlwochenende den Sprung in den St. Galler Kantonsrat. Er tritt Ende 2024 als CEO zurück. Sein Nachfolger ist bereits bestimmt. Der Verwaltungsrat wählte Mario Breu (42) zum neuen CEO. Breu wird diese Aufgabe ab 1. Januar 2025 übernehmen.
Christof Züger bleibt wie sein Bruder Markus im Verwaltungsrat. Die operative Leitung der Züger-Gruppen, namentlich für die Tochterfirmen in Deutschland und das Auslandgeschäft, liegt im Aufgabenbereich von Christof Züger. «Ab 2025 habe ich etwas mehr Zeit, dann werde ich sicher den einen oder anderen von euch besuchen», versprach er den Versammlungsteilnehmern. Sein Bruder Markus Züger gab Änderungen im Nachhaltigkeitsprogramm «Swiss Family Milk», bekannt, die sich aber allesamt auf Punktverschiebungen bei einigen wenigen Aspekten bezogen. Einzig bei energiesenkenden Massnahmen empfahl er, den Newsletter von Klimastar Milch zu abonnieren. [IMG 3]
Nachdem diese Änderungen durch waren, rief Markus Züger Pirmin Zürcher nach vorne, gratulierte ihm zu seinem Nachwuchs und überreichte ihm einen Tripp-Trapp-Stuhl. «Ihr müsst mir halt auch jedes Mal eine Geburtsanzeige schicken, dann gibt es auch einen Trip Trapp», rief er spasseshalber den Milchproduzenten zu.
Gute Umsatzzahlen, aber …
Der zweite Verarbeitungsbetrieb der PMO ist die Molkerei Forster in Herisau. Markus Forster blickte auf ein schwieriges Jahr zurück. Die Molkerei Forster hatte in einen Neubau investiert und kämpfte seither mit steigenden Kosten, vor allem im Energiebereich. Nachdem sich eine Beteiligung von Investoren nicht realisieren liess, musste das Unternehmen im November 2023 eine Nachlassstundung beantragen. Sie läuft bis und mit April.
«Ich bin überzeugt, dass wir die Molkerei nachhaltig sanieren können», sagte Forster. Umsatzmässig ist das Unternehmen nämlich auf Kurs. Die Umsätze 2023 sind auf Fr. 21,5 Mio gestiegen – ein Plus von 18 % gegenüber dem Vorjahr. Er verschwieg aber auch nicht, wie weh es tat, nach 43 Jahren im Unternehmen eine Nachlassstundung zu beantragen. «Wir sind beide 66 Jahre alt. Aber wir hören erst auf, wenn die Firma auf gesunden Füssen steht. Dann können wir sie ruhigen Gewissens an unsere Nachkommen übergeben», sagte er.
Und zum Schluss ein Witz
Sichtlich gerührt verabschiedete sich Godi Siegfried und bedankte sich bei seinen Mitgliedern. Alle 400 Mitglieder trugen mit einem Produkt von ihrem Betrieb zu einem opulenten Abschiedsgeschenk bei – und es war selbstverständlich, dass Godi Siegfried die offizielle Versammlung mit einem Witz beendete, wie all die Jahre davor.
Godi Siegfrieds Forderungen an die Politik
Die Landwirtschaft brauche einen Planungshorizont von mindestens zehn Jahren - besser wären 20 Jahre. Es dürfe nicht angehen, dass alle vier Jahre die Landwirtschaftspolitik ändert.
Wenn im BLW und in Kommissionen Strategien festgelegt werden, soll in den entsprechenden Arbeitsgruppen die Produktion stark vertreten sein und auch ein Mitspracherecht haben.
Natürlich müssten sich die Leute dann auch einbringen, denn dann könnten die Zielsetzungen etwas produktionsfreundlicher werden.
Seitens der Politiker vermerkte Godi Siegfried: «Wenn sich die Marktteilnehmer einer Wertschöpfungskette politisch mit Motionen bekämpfen, hilft dies vielleicht kurzfristig der einen oder anderen Fraktion.» Am am Schluss leide die ganze Wertschöpfungskette.
Dann sagte er: «Haltet Abstand davon nach dem Staat zu rufen. Er ist in der Landwirtschaft schon omnipräsent.» Jede neue Aufgabe führe früher oder später zu neuen Auflagen.