Der Druck auf die Milchpreise nimmt zu, nicht zuletzt auch wegen der Corona-Pandemie. «Die Auswirkungen im Milchbereich sind zeitversetzt sowie im In- und im Ausland sehr unterschiedlich», sagt Reto Burkhardt, Medienverantwortlicher bei der SMP. Kurzfristig seien die Zeichen im Inland positiv, aber die mittel- und langfristige Entwicklung sowie die Auswirkungen für die Produzenten müssen weiter im Auge behalten werden.

Die Produzentenpreise sinken wegen der B-Milchpreise

Im Ausland verläuft die Milchmarktentwicklung zum Teil ganz anders: «Weil der Milchsektor zu einem grossen Teil offene Grenzen hat, besteht bei den inländischen Preisen eine grosse Abhängigkeit vom Ausland», konstatiert Reto Burkhardt. Aus Sicht der Produzenten ist es unlogisch wie sich die Produzentenpreise verhalten. «Sie sinken aufgrund der B-Milchpreise in einem Moment, in welchem die Milchproduktion stabil ist und die Butterlager ungenügend hoch sind», sagt der SMP-Sprecher.

Ab dem 1. Juli höhere Fettpreise

Bis und mit April sind die Produktions- und Absatzzahlen bei der Milch und Milchprodukten sehr gut gewesen. Auch der Käseexport lief entsprechend erfreulich. Bei der SMP ist man deshalb momentan vorsichtig optimistisch. Ernsthafte negative Anzeichen sind bisher nicht zu sehen. Hingegen sei bis Ende Jahr eine knappe Lagersituation bei der Butter festzustellen. Corona habe hier die Situation noch verstärkt. «Dank der tiefen Lager und der anhaltenden Nachfrage, werden die Fettpreise ab dem 1. Juli jetzt raufgehen. Dieser Mehrerlös muss jetzt wie versprochen den Produzenten zu Gute kommen», hält Burkhardt fest. Wegen dem Engpass an ­Butter, werden gesamthaft1900 Tonnen (900 Tonnen aus dem alten Couponsystem und 1000 Tonnen hat das BLW zusätzlich freigegeben) importiert.

Viele haben genug vom Melken

Viele Bauern haben aber genug vom turbulenten Milchmarkt und geben die Milchproduktion auf. Andere müssen oder wollen weiter Melken. Die Milchwirtschaft ist mit einem Anteil von gut 20 % aber immer noch ein wichtiger Sektor der Schweizer Landwirtschaft. So produzierten ­letztes Jahr die rund 19 700 Milchproduzenten zirka 3,9 Millionen Tonnen Milch. Abgeliefert ­wurden schlussendlich rund 3,4 Millionen Tonnen, der Rest ging an die Jungtier-Verfütterung.

Der Export hat auch gute Seiten

Obwohl der Milchmarkt undurchsichtig und sehr komplex ist, weiss jeder, dass bei der Preisbildung vor allem die Exportmärkte eine grosse Rolle spielen. Besteht weltweit ein Überangebot an Milch, bekommen dies auch die Schweizer Bauern zu spüren. Dieser Exportmarkt hat es aber in sich: Würde es den nicht geben, könnten die Bauern nur für einen Teil des Schweizer Marktes produzieren und da sähe die Rechnung ganz anders aus. «Bei gleichbleibendem Grenzschutz und Konsum, könnten die Bauern jährlich rund 25% weniger Melken als bisher», sagt Reto Burkhardt. Denn rund 0,8 Mio. Tonnen Milch gehen jährlich in verarbeiteter Form als Milchprodukte oder in anderen Lebensmitteln in den Export.

Für was gebraucht?

Und was sagt Reto Burkhardt zum Vorwurf, dass vor allem B-Milch für den Exportmarkt und A-Milch für den inländischen Markt eingekauft werde: «Schaut man die gesamte Milchenge an, ist die Antwort ganz klar «Nein». Da reicht ein einfacher Blick in die Statistik, denn die gesamte Rohmilch werde als A-Milch eingekauft. Auch diejenige die als Käse exportiert werde – und das ist ein wesentlicher Teil davon. Gemäss den Reglementen der Branchenorganisation Milch, darf B-Milch für Quark, Export-Joghurt, verkäste Industriemilch für den Export, Milchproteine, andere Frischprodukte ohne Rohstoffausgleich und Magermilchpulver für den Export sowie Milchmischgetränke für den Inlandmarkt eingekauft werden.