Mutterkuh Schweiz bekommt in diesen Tagen zahlreiche Anfragen von Bündner Bauern, die Tiere in den Veal-Kanal liefern wollen. Grund ist der Wolf. Die Mutterkuhhalter wollen sich die psychische Belastung durch seine Anwesenheit nicht mehr antun. Bereits wünschen erste Alpen keine Tiere mehr, die während der Sömmerung abkalben oder Kälber mit sich führen. Zu gross ist die Arbeitsbelastung und der Stress, um die Tiere vor dem Grossraubtier zu schützen.
Herdenschutz nicht möglich
«Betreffend dem Herdenschutz beim Rindvieh hat unser Kanton eine klare Position bezogen: Der Herdenschutz ist beim Rindvieh nicht mit einem verhältnismässigen Aufwand realisierbar», betont Sandro Michael, Geschäftsführer des Bündner Bauernverbands auf Anfrage der BauernZeitung. Ein obligatorischer Herdenschutz mit fünf Litzenzäunen und Herdenschutzhunden beim Rindvieh, wie dies von einzelnen Kreisen gefordert werde, wäre der Untergang der Weidehaltung und somit der Alpung, fügt er hinzu.
Ungutes Gefühl
Auch er habe von zahlreichen Landwirten gehört, die ihre Tiere mit einem unguten Gefühl auf die Alp schicken. Aber aufgeben werde der Grossteil nicht: «Auch wenn es sicher einzelne Landwirte gibt, die ihre Tiere nicht mehr auf die Alpen bringen, bin ich der Überzeugung, dass die Alpen in unserem Kanton nicht ohne Weiteres den Grossraubtieren überlassen werden, und zumindest die Rindviehhalter ihr Vieh trotz Grossraubtieren alpen werden», so Sandro Michael.
Mittlerweile muss laut dem Amt für Jagd und Fischerei im ganzen Kanton Graubünden mit Wölfen gerechnet werden. «Somit birgt auch jede Tal- und Alpweide eine potenzielle Gefahr für einen Nutztierriss», so Sandro Michael. Bei der Abkalbung seien Kälber, die jünger als zwei Wochen seien, mit einem Zaun aus zwei Litzen zu umzäunen. Dies sei jedoch eine Tierschutzmassnahme und keine Herdenschutzmassnahme. Kalbende Kühe seien regelmässig zu überwachen, was sich aber unter den Tierhaltern von selbst verstehe.
Weiterhin gesucht
Trotz der Häufung der Veal-Schlachtungen im Frühling, für Sommer bis Weihnachten wären noch zusätzliche Tiere gesucht. Gerade für Sömmerungsbetriebe wird es aber aus den genannten Gründen immer schwieriger, dieser Saisonalität entgegenzutreten. Als Natura-Veal vermarktet werden können Mutterkuhkälber bis zum Alter von fünf Monaten. Ältere Tiere bis zum Alter von zehn Monaten werden als Natura-Beef abgerechnet
Marktkommetar: «Das einzige Kalbfleisch von der Weide»
[IMG 2]Terhaltung und Fleischkonsum lösen viele positive, aber auch kontroverse Diskussionen aus. Genau jetzt ist es wichtig, die richtigen Argumente zu schaffen. Fleisch aus Mutterkuhhaltung ist dazu eine naturgegebene Antwort und mit der fast ausschliesslichen Grasfütterung und Weidehaltung können hohe Ansprüche an die Fleischqualität, das Tierwohl, die Tiergesundheit und die Biodiversität erfüllt werden. Natura-Veal ist das einzige Kalbfleisch von der Weide. Es ist gelungen, die leidige Fleischfarbendiskussion zu eliminieren, und für das Image von Kalbfleisch ist es ein Gewinn.
Abkalbungen besser verteilen
Die Pionierarbeit ist nicht abgeschlossen. Angebot und Nachfrage von Natura-Veal verhalten sich nicht parallel. Im letzten Jahr wurden stolze 10 500 Tiere vermarktet und in diesem Jahr beläuft sich der Plan auf 12 000 Tiere. Mutterkuh Schweiz kämpft mit der ungünstigen saisonalen Verteilung. Wir haben viele Tiere in der ersten Jahreshälfte und von Sommer bis Weihnachten zu wenig Tiere. Trotz der Möglichkeit mit Zusatzkälbern müssen die Abkalbungen besser verteilt werden. Aktuell besteht ein zusätzlicher Druck durch die anstehende Alpfahrt. Diese Situation besteht jeden Frühling, sie wird aber durch die Wolfsproblematik deutlich verstärkt. Deutlich mehr Tierhalter wollen die Kälber vor der Alpfahrt verkaufen. Mutterkuh Schweiz sucht Produzenten und Tiere für Natura-Veal für die zweite Jahreshälfte.
