Man weiss es schon lange, dass Milch mit einem hohen Anteil an Kappa-Kasein B viel wertvoller für die Käseausbeute ist als Milch mit dem Genotyp A oder E. Nun kommt Bewegung in die ganze Sache: Seit einiger Zeit ist die Suisselab AG in Zollikofen BE daran einen Milchtest zu entwickeln, um den Kappa-Kasein-B-Anteil in der Tankmilch bestimmen zu können. «Ab dem 1. Januar 2021 können wir die Untersuchung von Kappa-Kasein Typ B in der Tankmilch unter dem Markennamen Fromalys anbieten», sagt Daniel Glauser, Stv. Geschäftsführer bei der Suisselab. Der Preis der Dienstleistung beträgt Fr. 28.80 pro Tankmilchprobe. Anfang Dezember sollen die Milchkäufer mit einem persönlichen Schreiben über die Einführung und die neuen Bestellmöglichkeiten informiert werden.
Unterschied bei den Rassen
«Wir erwarten, dass die Untersuchung nur ein- bis zweimal jährlich durchgeführt werden muss, da sich die Genetik der Tierbestände nur langsam ändert», ist Daniel Glauser überzeugt. Der Anteil an Kappa-Kasein B in der Milch ist nicht nur zwischen den verschiedenen Rassen, sondern auch zwischen einzelnen Tieren sehr unterschiedlich. So soll sich in Braunvieh-Milch wesentlich mehr Kappa-Kasein B befinden als in der Milch von Kühen anderer Rassen. Deshalb machte Braunvieh Schweiz schon lange darauf aufmerksam, dass die Milchkäufer für Braunvieh-Milch eigentlich mehr bezahlen müssten. So hat die Suisselab AG in Zusammenarbeit mit Braunvieh Schweiz und dem italienischen Braunviehzuchtverband (ANARB) die Firma ProGnosis Biotech beauftragt, einen neuen Test zu entwickeln. «Auslöser war, dass der früher angebotene Test aufgrund von mangelnder Zuverlässigkeit sistiert werden musste», sagt Glauser. Mit der Entwicklung des neuen Tests soll dem Bedürfnis nach einer Bestimmung von Kappa-Kasein Typ B in Lieferantenmilch Rechnung getragen werden.
Kurz erklärt
Der Kappa-Kasein-Genotyp hat einen Einfluss auf die Milchgerinnung bei der Käseherstellung. Für die Käsetauglichkeit ist die folgende Rangliste am besten: Kappa-Kasein B, C, A. Ungeeignet und nicht erwünscht ist das E. Jede Kuh und jeder Stier, über alle Rasen, verfügen über diesen Genotypen. Vererbt ein Stier das Kappa-Kasein BB ist das die beste Variante. Es gibt aber auch solche, welche die Variante AE haben, das wäre wiederum schlecht. Züchterisch kann man die Varianten beeinflussen.
Die Käsereien sind gefordert
«Wir erhoffen uns, dass möglichst viele Käsereien von diesem neuen Dienstleistungsangebot der Suisselab AG Gebrauch machen werden und die Tankmilch der Produzenten auf den Gehalt an Kappa-Kasein B testen lassen», sagt Lucas Casanova, Direktor von Braunvieh Schweiz. Kurzfristig werde es darum gehen, dass die Käser Erfahrungen mit den Ergebnissen aus dem Fromalys-Test sammeln können. «Mittelfristig versprechen wir uns, dass es unter den Käsern Pioniere gibt, welche diesen neuen Parameter in den Bezahlungssystemen integrieren würden», wünscht sich Casanova.
Darauf angesprochen, meint der Präsident der Fromarte, dem Dachverband der Schweizer Käsespezialisten, Hans Aschwanden: «Gegenüber dem neuen Test sind wir grundsätzlich positiv eingestellt. Jedes Kriterium, das die Verkäsbarkeit der Milch verbessert, ist für uns Käser interessant», hält er fest. Ob die Käser für solche Milch dann mehr bezahlen würde, lässt Aschwanden offen. «Ich kann nicht für die rund 500 Käsereien sprechen, da alle freie Unternehmer sind und wir von Fromarte keine Zwangsverpflichtung kennen», betont er. Wenn es aber für die Käser einen messbaren Nutzen biete, werde das als Kriterium für die Bezahlung der Milch sicher benützt werden. «Selbstverständlich auch mit Zuschlägen und Abzügen», sagt der Fromarte-Präsident. Wie hoch die Zuschläge und Abzüge sein werden, müsse von den Vertragspartnern selber ausgehandelt werden.
Eine hohe Ausbeute
Für den Braunvieh-Direktor ist klar, dass bei der Käseherstellung in erster Linie die Fähig-keiten des Käsers entscheidend seien. Er sei aber auch auf eine gute Milchqualität angewiesen. «Parameter wie Fett-%, Eiweiss-% oder Zellzahlen werden schon länger in der Bezahlung von Käsereimilch berücksichtigt», sagt Lucas Casanova.
So haben italienische Untersuchungen auch gezeigt, dass auch der Kappa-Kasein-Genotyp BB zu Vorteilen im Verkäsungsprozess (kürzere Gerinnungszeit) und zu einer höheren Ausbeute führe. «Der Gehalt an Kappa-Kasein B war in Mischmilchen lange nicht bestimmbar. Deshalb haben wir einen Beitrag zur Entwicklung eines solchen Tankmilchtestes geleistet», hält Casanova fest. Nicht zuletzt auch, weil dieser Parameter neben den anderen auch in den Bezahlungssystemen berücksichtigt werden könne.
Nicht unter Druck
Auch Braunvieh Schweiz weiss, dass sie bei der Honorierung von Kappa-Kasein-B-Milch keinen Druck auf die Marktteilnehmer ausüben können. «Druck wäre in dieser Frage auch kontraproduktiv», ist Lucas Casanova überzeugt. «Unsere Aufgabe sehen wir darin, die entsprechenden Grundlagen zu schaffen und auch korrekt über die Ergebnisse zu informieren», hält er fest. Die Milchkäufer würden mit dem Fromalys-Test ein gutes Hilfsmittel erhalten, um entscheiden zu können, in welchen Verarbeitungskanal die Milch eines Produzenten gehen soll. «Dadurch wird die ganze Milchverarbeitung in der Tendenz effizienter und dies müsste in einem höheren Preis für eine bessere Milchqualität münden», ist er überzeugt.
Dass die Halter der Braunvieh- wie auch die Jerseyrasse grosse Erwartungen an den Test stellen, zeigt sich nicht zuletzt darin, dass im aktuellen Geburtsjahrgang die Frequenz für den Genotyp BB bei Brown Swiss bei rund 60 Prozent und beim Originalbraunvieh bei rund 25 Prozent liegt. «Die Genfrequenz in unserer Brown-Swiss-Population liegt inzwischen bei über 90 Prozent», sagt der Direktor.
«Er wird funktionieren»
Der neue Tankmilchtest, «der wird funktionieren, das steht für die Suisselab AG ausser Frage», sagt Daniel Glauser. Der Test der Firma ProGnosis Biotech beruhe auf einem bewährten Analyseverfahren, der sogenannten Elisa-Technologie. Der neue Test wurde durch die ProGnosis Biotech und die Suisselab AG eingehend validiert und als zuverlässig befunden. Nicht testen könne man mit ihm die sogenannte A2-Urmilch im Tank.