Der Robotermarkt in der Schweiz boomt: Weit über 1000 automatische Melksysteme sind schon im Einsatz. Lely, DeLaval, GEA, Boumatic, Lemer-Fullwood und System Happel sind dabei die gängigsten Marken. Stellt ein Betrieb auf automatisches Melken um, ist die Begeisterung meistens gross und man hat den Schritt nie bereut. So bietet das Melken mit einem Roboter viele Vorteile. Man muss sich aber natürlich mit den Zahlen beschäftigen und die vielen Zusatzinformationen verarbeiten.
In Umbauten günstiger
In Umbauten kommt ein Melkroboter meist günstiger als die Investitionen in einen grossen Melkstand mit viel Platzbedarf. Weil die Landwirte heute den höchsten Komfort für ihre Kühe wollen, entscheiden sie sich immer öfter für dieses System. Auch auf Grossbetrieben mit über 100 Kühen werden heute immer häufiger mehrere Roboter installiert. Die Hauptargumente für den Robotereinbau sind:
- Arbeitsentlastung (oft Ein-Mann-Betrieb)
- Lebensqualität
- Flexibilität
- Schwierigkeiten, Mitarbeitende zu finden
- Tiefere Kosten pro kg Milch
- Technik hat sich bewährt
- Melkstand zu klein – Einbau in bestehendes Gebäude ohne teure Gebäudeerweiterung.
- Mit passender Einrichtung
Ein Melkroboter funktioniert aber nur gut, wenn die Kühe mit der passenden Stalleinrichtung einen leichten Zugang zum Melkroboter haben und alle Abläufe gut geplant sind. Wer neu mit dem Robotermelken beginnt, sollte von der Erfahrung anderer profitieren. Dank des Roboters und des häufigeren Melkens (im Durchschnitt 2,5-mal), geben die Kühe auch mehr Milch und die Arbeitskosten sind geringer. Dabei ist es wichtig, die Kapazität des Roboters voll auszuschöpfen. 60 Kühe sind für einen Roboter problemlos zu melken. Viele Kühe sind quasi in den Roboter verliebt und wohnen fast schon darin. Junge Rinder, die das erste Mal abkalben, müssen sich dagegen zuerst an den Roboter gewöhnen, aber das geht meistens sehr schnell.
Viel hängt vom Landwirt ab
Die Gewöhnung der Herde an den Roboter verläuft auf jedem Betrieb anders. Viel hängt auch vom Betriebsleiter ab. Für die meisten Kühe ist es aber eine Erholung im Roboter zu stehen. Die meisten Melkroboter in Europa stehen in Holland, Deutschland, Dänemark und Frankreich. Mit einem Melkroboter muss man mehr managen und weniger tun. Und dann sind da natürlich die Kosten: Oft werden aber nicht alle Kosten des Melkens eingerechnet, zum Beispiel Energie, Wasser, Arbeit und Wartung. Ein Melkroboter gibt einem aber auch viel zurück: Den Viehhaltern stehen dann weitaus mehr Hilfsmittel zur Verfügung, um die Kuhgesundheit zu verbessern und eine bessere Milchqualität zu erzielen. So können zum Beispiel bei jeder Melkzeit die Leitfähigkeit und die Farbe der Milch gemessen werden. Dadurch lässt sich eine beginnende Mastitis feststellen und die Kühe können präventiv behandelt werden, so dass keine Milch weggeschüttet werden muss. Die Melkroboter zeichnen sich auch dadurch aus, dass sie nicht nur Daten sammeln, sondern auch Managementinformationen liefern. Sie messen auch die Milch-Kraftfutter-Bilanz, so dass ein optimales Futter-Milch-Verhältnis berechnet werden kann.
Die Kuh im Mittelpunkt
Ist die Milchkuh von heute bereit für den Roboter? Auf vielen Betrieben steht die Kuh im Mittelpunkt und nicht der Roboter. So können die Roboter jede Kuh scannen und die Position der Zitzen problemlos erkennen und die Zitzenbecher anhängen. Straffe Euter mit geraden und etwas weiter auseinanderstehenden Zitzen sind optimal. Bei älteren Kühen, deren Euter etwas tiefer hängen oder bei sehr kurzen Zitzen ist das alles sicher etwas schwieriger. Aber auch hier ist es für den Melkroboter schlussendlich kein Hindernis. Auch für Weidebetriebe stellt der Roboter kein Problem mehr dar. Damit das System hier reibungslos funktioniert, sind drei Sachen entscheidend: Erstens ist es von Vorteil, wenn die Weideflächen rund um den Stall liegen; zweitens braucht es ein ausgeklügeltes Futterbau- und Weidemanagementsystem; und drittens, womöglich das Wichtigste, ist ein spezielles Selektionstor nötig, dass den Kühen Zugang zur Weide ermöglicht.
Occasion-Markt nimmt zu
Obwohl sich für manche Anbieter einige Verkaufsfelder auf dem Rückzug befinden, sind auch neue Marktchancen entstanden. So ist der Markt von Occasion- Melkrobotern zu einem wichtigen Standbein geworden. Vor allem nach Robotern für Betriebe ab 25 Kühen besteht eine grosse Nachfrage. Die Occasionsmodelle sind je nach Alter und Anzahl Melkungen zwischen 100 000 und 125 000 Franken erhältlich. Das heisst, diese sind zwischen 60 000 und 85 000 Franken günstiger als die neuen Modelle.