Ein Melkroboter, 55 Kühe und ein 24-Stunden-Weide-betrieb. Kann das funktionieren? Ja es kann, und zwar einwandfrei! Das beste Beispiel liefert Andreas Bucher aus Rain LU. Er bewirtschaftet zusammen mit seinem Sohn Lukas einen 29-ha-Betrieb mit 55 bis 60 Kühen, vorwiegend Kiwi-Cross, also ein-gekreuzte neuseeländische Weidegenetik. Abgeliefert werden 360 000 kg Milch und die durchschnittliche Leistung der Kuhherde liegt bei rund 7000 Kilogramm. Die Abkalbung erfolgt saisonal Ende Januar bis Mitte März.
Flexibler dank Roboter
An der DeLaval-Fachtagung von letzter Woche gab Andreas Bucher einen Einblick in seinen Betrieb und er erklärte, wie das Zusammenspiel Melkroboter und Vollweidesystem funktionieren kann. «Den DeLaval-Roboter haben wir seit vier Jahren», sagt der Betriebsleiter. Anlass dafür war, dass Bucher damals seinen 30-jährigen Melkstand, ein 2×4 Fischgerät, ersetzen musste. Die Familie entschied sich damals schnell zugunsten eines Melk-roboters. «Dank dem Melkroboter bin ich zeitlich flexibler geworden», hält der Betriebsleiter fest. Auch die Rentabilität und eine Steigerung der Milchleistung konnte erhöht werden.
Die passende Genetik
Damit sich Vollweide und ein Melkroboter auf dem Betrieb kombinieren lassen, braucht es laut Andreas Bucher nicht nur genügend Weideflächen rund um den Betrieb, sondern es braucht auch die passende Genetik, die passende Technik und ein ausgeklügeltes Weidemanagement, dass stets dem Graswachstum, dem Wetter und dem Verzehr angepasst werden muss. Und es muss gewährleisten, dass die Kühe regelmässig in den Stall zurückkehren, um sich melken zu lassen. Dabei ist ein spezielles Selektionstor nötig, das den Kühen Zugang zur Weide ermöglicht. «Auch wir mussten am Anfang viel Lehrgeld bezahlen», sagen Vater und Sohn einstimmig. Betriebsbesuche in Irland und Deutschland, wo Roboter in Kombination mit Vollweide keine Seltenheit sind, zeigten Buchers die Möglichkeiten auf und wischten die letzten Zweifel weg. «Hier sah ich auf verschiedenen Farmen, dass dieses System – Melkroboter und Weiden – einwandfrei und äusserst effizient funktioniert. Warum also nicht auch bei mir zu Hause?», lacht er.
Unterteilt in A, B und C
Andreas Bucher hat seine Weideflächen in drei Blöcke A, B und C eingeteilt. Täglich erhalten die Tiere in jedem Block eine frische Portion Gras. Über das Selektionstor haben die Kühe Zugang zur Weide. Dabei werden nur diejenige Kühe zur Weide ent-lassen, die der Roboter bereits gemolken hat. «Auch bei den Kühen gibt es intelligente und solche die es nicht so schnell kapieren», lacht Lukas Bucher.
Ein guter Weg ist zwingend
Die Bereitstellung einer «Morgen-Weide» (A), einer «Nach-mittags-Weide» (B) und einer «Nacht-Weide» (C) bewirkt, dass die Kühe wieder alleine den Weg in den Stall zum Melkroboter und später auf eine neue, frische Weide finden. Wie lange die Kühe auf der Weide bleiben und wie viel sie fressen, hängt von der Tageszeit und vom Wetter ab. Im Schnitt kommen die Kühe alle acht Stunden in einen neuen Sektor. Das variiere aber je nach Saison. Das Smart Gate, das intelligente Weidetor von DeLaval, lässt sich über den Computer entsprechend programmieren. Dieses Weidesystem verlangt somit keinen Treibeaufwand und führt gleichzeitig zu einer hohen Flächennutzung. «Damit die Kühe den Weg in den Stall ohne Wenn und Aber unter die Füsse nehmen, ist wichtig, dass die angelegten Wege nicht zu lang und gut befestigt sind», sagt Andreas Bucher. Auch die Flächen-Zuteilung müsse genau abgestimmt sein. Sind diese zu gross, sind die Tiere weniger motiviert, die Fläche zu wechseln, und verweilen auf der Koppel.
Eine hohe Grasqualität
Damit das System Vollweidebetrieb auch funktioniere, brauche es einen einwandfreien Futterbau. Und hier überlässt der Betriebsleiter nichts dem Zufall. Neben einer guten Grasnarbe gelte es einem abwechslungsreichen Grasbestand die höchste Priorität beizumessen. «Wenn wir sehen, dass das Gras zu alt wird, machen wir einen Zwischenschnitt», sagt Bucher. Da die Kühe von Buchers wissen, dass es im Stall kein Futter gibt, nur etwas Lockfutter im Roboter, weiden sie sogar besser als bei einer Zufütterung im Stall.