Jetzt ist es schwarz auf weiss: Das Bundesamt für Landwirtschaft (BLW) bewilligt zum zweiten Mal im laufenden Jahr per 1. September einen Butter-Importantrag. Dieses Mal im Umfang von 1800 Tonnen. Dieser Entscheid wurde gefällt aufgrund einer ungenügenden Inlandversorgung. So beschloss die Branchenorganisation Milch (BOM) im Juli, die 1800 Tonnen beim Bund zu beantragen. Diese Menge entspreche rund vier Prozent der pro Jahr in der Schweiz verkauften Buttermenge.
Markt sicherstellen
Solche Butterimporte wurden aber nicht das erste Mal in diesem Jahr getätigt: Bereits auf den 1. Juni hat das BLW auf Antrag der BO Milch ein Teilzeitkontingent um 1000 Tonnen für das laufende Jahr aufgestockt. Wie auch die 900 Tonnen Butter mithilfe von bestehenden Konzessionen. Wie von Branchenkennern hochgerechnet, besteht für das laufende Jahr ein Buttermangel von nicht weniger als 3200 Tonnen. Zählt man die bewilligte Importmenge zusammen, kommt man aber auf 3700 Tonnen. Die Differenz von 500 Tonnen zwischen Bedarf und Import wird wie folgt begründet: «Für eine sichere Inlandversorgung braucht es ein etwas grösseres Lager als nur das Minimum», sagte die BOM gegenüber der BauernZeitung (wir berichteten).
Viel Butter konsumiert
Die Unterstützung der Importfreigabe wird auch damit begründet, dass im Vergleich zum Vorjahr weniger Butter produziert wurde und gleichzeitig der Verbrauch gestiegen ist. Gemäss Erfahrungswerten der Branche sollten Mitte Jahr rund 4000 bis 5000 Tonnen Butter in den Tiefkühllagern liegen. Die Butterlager befinden sich aber aktuell auf einem sehr tiefen Stand. Laut BO Butter sind die Lager letzte Woche auf 389 Tonnen gesunken.
Wer schlussendlich das Butter-Importkontingent von 1800 Tonnen bekommt, wird sich zeigen. Denn die Kontingentsanteile werden wie üblich versteigert. Die Versteigerung ist auf der BLW-Internetseite ausgeschrieben und dauert bis am 18. August. «Wer das höchste Gebot abgibt, hat das Recht die Butterimporte zu tätigen», sagt der BOM-Geschäftsführer Stefan Kohler. Danach nutzen die Importeure ihre Kontakte zu ihren Handelspartnern im Ausland. Wer von ihnen das beste Angebot gibt, kann liefern. Nur eines steht fest: «Die ausländische Butter darf nur in 25-Kilogramm-Blöcken importiert werden und nicht in kleinen ‹Mödeli› wie wir sie kennen», hält Kohler fest.
Ob auch nächstes Jahr Butter importiert werden muss, könne man noch nicht sagen. «Auf jeden Fall möchten wir nicht wieder in eine solche Situation kommen wie Ende 2019», sagt der BOM-Geschäftsführer. So waren Anfang Dezember 2019 die Butterlager leer, der Vorrat auf null und Weihnacht mit dem Guetzli-Geschäft stand vor der Türe. «Mit den 500 Tonnen Butter, die jetzt über dem eigentlichen Importbedarf liegen, wollen wir die Inlandversorgung bis Ende Jahr sicherstellen können», hält Stefan Kohler fest.
Eine ausserordentliche GV?
Dass hierzulande zu wenig Butter produziert werde, habe auch damit zu tun, dass der Käsemarkt gut laufe und damit keine überschüssige Milch für die Butterherstellung vorhanden sei. Gleichzeitig werden Milchfettexporte über den Fonds Rohstoffverbilligung von der Branche unterstützt. «Die Regelung ist 2019 als Nachfolgelösung zum früheren Schoggigesetz eingeführt worden», sagt Kohler. Hier könne die BOM, mit dem Ziel diese Exportstützung leicht anzupassen, den Hebel ansetzen. In Zukunft soll dann mehr Milchfett für den Inlandmarkt produziert werden und weniger Ware mit Fondsmitteln in den Export gelangen.
«Diesbezüglich haben wir eine Arbeitsgruppe im Einsatz», sagt Stefan Kohler. Ziel sei ein Massnahmenpaket mit dem unter anderem das Milchprotein als schwächelnder Verwertungspartner der Butter preislich gestützt werden soll. «Die Vorschläge und Anträge der Arbeitsgruppe werden nächste Woche dem BOM-Vorstand unterbreitet», sagt der Geschäftsführer. Anschliessend müsste diesen an der nächsten Delegiertenversammlung zugestimmt werden. «Da unsere DV erst nächsten Frühling stattfindet, könnte ich mir gut vorstellen, dass wir für dieses Geschäft eine ausserordentliche DV einberufen werden», hält Kohler fest.