Die Liste hört fast nicht mehr auf, als ich das ganze Produktangebot des Hofladens niederschreibe, das Christina Gachnang geduldig aufzählt. Angefangen bei diversen Milchprodukten, über Fleisch, Eier, Trockenfrüchte, Obst, Konfitüren, Mehl, Kartoffeln bis zu Brennholz gibt es bei der Generationengemeinschaft Gachnang beinahe alles, was das Herz begehrt – und die Liste ist nicht abschliessend. Speziell ist, dass die Bauernfamilie praktisch zu jedem Produkt eine Beziehung hat.

«Wenn wir von jemand anderem etwas verkaufen, dann kennen wir zum Beispiel den Produzenten persönlich oder das Produkt kommt direkt aus der Region», erklärt Gottfried Gachnang.

Nichts andrehen wollen

Etwa 60 Prozent der auf dem Hof anfallenden Milch geht an die Emmi. Der Rest – das entspricht etwa 120 000 kg – wird auf dem ÖLN-Betrieb selber verarbeitet. Daraus entstehen Pastmilch, Rahm, Butter, Joghurt, Quark und Formaggini. Dabei macht die Pastmilch mengenmässig den grössten Umsatz aus. Die Produkte werden im Hofladen der Familie und in diversen anderen Läden in der Region verkauft. Diese werden in der Regel jeweils zwei- oder dreimal wöchentlich beliefert.

Wie kommt die Zusammenarbeit zwischen der Familie Gachnang und den Läden zustande? «In den meisten Fällen kommen die Läden auf uns zu», erläutert Urs. Dann hätten diese auch wirklich Interesse an ihren Produkten. Wolle man den Läden etwas «andrehen», funktioniere die Zusammenarbeit meistens langfristig nicht sehr gut.

Hohe Hygieneanforderungen

Die Milch zu verarbeiten, ist nur ein Teil der ganzen Arbeit. Dazu kommt die Aufnahme von Bestellungen, die Auslieferung der Produkte und das Schreiben von Rechnungen. Das alles zusammen ergibt etwa 150 Stellenprozente. Die Arbeit wird innerhalb der Familie fair aufgeteilt. Die Hauptverantwortung übernimmt Urs, der neben den Lehren als Landwirt und Zimmermann auch eine Ausbildung als Milchtechnologe absolviert hat.

Die Hürden, um in die hofeigene Milchverarbeitung einzusteigen, sind relativ hoch – zumindest im Vergleich zu anderen Direktvermarktungsprodukten. So müssen beispielsweise ein separater Verarbeitungsraum und eine Kühlzelle vorhanden sein, was bereits einige Kosten verursacht. Einmal jährlich kommt ein Lebensmittelinspektor vorbei und es müssen Produkte-proben eingeschickt werden.

Einfach ausprobieren

Der Ursprung der Idee, selber Milch zu verarbeiten, ist im Thurgau zu suchen. Die Käserei, an die der ehemalige Lehrbetrieb von Gottfried die Milch lieferte, wurde aufgelöst. Die ehemalige Chefin von Gottfried probierte deshalb, Quark herzustellen. Das klappte und sie gab das Rezept an Vreni Gachnang weiter. «Das wäre doch auch etwas für euch», hatte die Chefin damals gesagt. So probierte sich Vreni im Jahr 1996 auch in der Quarkherstellung und die Ergebnisse waren so gut, dass daraus nach und nach ein florierender Betriebszweig entstand. Der grosse Vorteil der Milchverarbeitung ist, dass zu jeder Jahreszeit etwa gleich viel Arbeit anfällt. «In einer Besenbeiz oder bei Agrotourismus ist das anders», führt Gottfried aus. «Da kommen die meisten Leute, wenn das Wetter schön ist und man auf dem Betrieb auch viel zu tun hat.»

In Zukunft wird die Familie Gachnang versuchen, gut rentierende Betriebszweige weiter auszubauen. Flächenmässig zu wachsen, könnte schwierig sein, deshalb liegt der Ansatz eher darauf, betriebsintern höhere Stundenlöhne zu generieren. Mittelfristig werden sich Vreni und Gottfried aus der Generationengemeinschaft zurückziehen und das Zepter an Christina und Urs übergeben.

 

Betriebsspiegel

Name: Gottfried und Vreni Gachnang, Urs und Christina Gachnang

Fläche: 29 ha LN, 1 ha Wald

Tiere: 40 Milchkühe, 10–15 Aufzuchtrinder, 20–25 Mastrinder, 60 Legehennen, 4 Mastschweine

Kulturen: Gerste, Ganzpflanzensilage, Silomais, Kartoffeln, Obst, Kunst- und Naturwiese, Ökoflächen

Arbeitskräfte: Gottfried, Vreni, Urs, Christina, 1 Lernender, 1 Teilzeitangestellter