Hinter dem Komposthaufen – der sogenannten Miete – ragt das Futtersilo mit der Aufschrift «Bossert Dairy Farm» in den blauen Herbsthimmel. Hier in der Chalchtaren in Wädenswil ZH ist ein interessanter Landwirtschaftsbetrieb zu finden. Genauer gesagt, sind es zwei Betriebe. Seit 2006 führt Peter Bossert den Landwirtschaftsbetrieb mit seiner Frau Sandy. Sein Bruder Rainer ist im Baurecht eingemietet und betreibt den Biomasse-Hof mit Kompostieranlage (über den Biomasse-Hof Wädenswil haben wir hier berichtet).
700 000 Liter Milch
«Die beiden Betriebe sind komplett getrennt», erklärt Peter Bossert. Der Hauptbetriebszweig seines Betriebs ist die Milchproduktion. Im Laufstall mit Roboter stehen 70 Milchkühe. Sie produzieren jährlich 700 000 Liter Milch, die an Walter Arnold geht.
Früher züchtete der Betrieb Original Braunvieh. Bosserts Vater begann dann mit Braunvieh einzukreuzen, Peter Bossert und seine Frau setzen heute auf Holstein-Tiere mit eigener Aufzucht. Die für die Weiterzucht vorgesehenen Kühe werden gesext zugelassen. Ein Limousin-Stier, der im Stall mitläuft, übernimmt den Rest der Deckungsarbeit und ist der Vater der F1-Mastkälber.
2,8 Melkungen pro Tag
Der Stalldurchschnitt beträgt 11 000 Liter Milch. «Das Level ist durch die Jahre stetig gewachsen. Wir möchten es nun beibehalten, aber sicher nicht mehr steigern», sagt Peter Bossert. Denn je höher der Stalldurchschnitt sei, desto grösser würden die Herausforderungen. Sein Ziel sind jeweils so um die 2300 kg Tagesmilch. Das sei das oberste Limit. «Man kann zwar auf immer besseren Milchfluss züchten, aber dann leidet die Eutergesundheit.»
Im Schnitt gehen die Kühe knapp dreimal pro Tag zum Roboter. Der Roboter nehme zwar viel Arbeit ab, aber die Pikettzeiten seien trotzdem hoch. «Wir gehen in die Skiferien und im Sommer weg, aber es braucht eine gute Organisation.»
«Irgendetwas ist immer»
Der Roboter sei ideal für 65 melkende Kühe. «Mit so vielen Tieren wird einem nie langweilig, irgendetwas ist immer», räumt Peter Bossert ein. Als grösste Herausforderung bezeichnet der Milchproduzent die Fruchtbarkeit, auch Mortellaro machte schon Probleme, doch das hat sich jetzt wieder gebessert. «Es ist mein Ziel, möglichst alte Kühe zu haben, aber das ist nicht immer so einfach», sagt er offen.
Ob er in zehn Jahren noch melke, wisse er noch nicht. Das liege am Preis, aber auch an den Vorschriften. «Im Moment sieht es wahrlich nicht nach einer Agrarpolitik für uns produzierende Landwirte aus.»
Aber er habe seinen Stall immerhin in einer Zeit bauen können, zu der der Milchpreis noch etwas besser gewesen sei und deshalb auch schon viel abschreiben können. Im Laufstall aus dem Jahr 2007 gibt es vier Boxenreihen. Dadurch habe man etwas Baukosten sparen können, da der Stall nicht zu lang wurde. Die Futterachse ist doppelt belegt, dazu setzt Peter Bossert auf freien Umtrieb: «Die Kühe sollen sich frei bewegen können.»
Die anfallende Gülle wird separiert. Damit hat Peter Bossert gute Erfahrungen gemacht. «Ich brauche nur im Mais und im Weizen Kunstdünger.» Der Betrieb ist 42 Hektaren gross, 25 ha sind arrondiert, die Eigenfläche beträgt 20 ha. «Die Hälfte unserer Fläche haben wir unter dem Pflug», erklärt Bossert. Er produziert Futter- und Brotgetreide (Weizen, Gerste) und Mais. Dazu kommen Kunstwiesen.
Kompost für Humusschicht
Überzeugt ist Peter Bossert vom Kompost als Bodenverbesserer, wie er auf dem Biomasse-Hof seines Bruders Rainer anfällt. Nach dem Autobahnbau in den 1970er-Jahren wuchs auf den Böden des Betriebs nur noch wenig. Nach und nach konnte Peter Bossert die Humusschicht wieder aufbauen. Heute sei sein Weizenertrag super für die Gegend.
Der Landwirt sieht bei der Kompostgabe zwar noch Potenzial, «doch viele Landwirte haben Angst vor der Düngerbilanz». Sie würden zu spät rechnen, die Düngerbilanz nicht selber machen oder die Möglichkeit der Kompostgabe ausklammern. «Kompost kann man in der Nährstoffbilanz ins nächste Jahr übertragen.» So habe man idealen Spielraum, ergänzt Bossert.
Peter und Sandy Bossert haben zwei Söhne. Aktuell sieht es bei deren Berufswünschen eher nicht nach Landwirtschaft aus. Über die Zukunft des Betriebs macht sich Bossert trotzdem noch keine zu grossen Gedanken. «Wenn die beiden sagen, dass sie nicht bauern oder anders bauern wollen als ich, dann ist das für mich völlig in Ordnung.»