«Wenn wir 1000 Kilogramm brauchen, dann wollen wir nicht 2000 – nur weil es für das Bundesamt für Landwirtschaft einfacher ist», sagte Stephan Hagenbuch, Direktor der Schweizer Milchproduzenten (SMP), anlässlich der Delegiertenversammlung der Mittelland Milch. Die Butterimporte müssten sich am tatsächlichen Bedarf orientieren und nicht an den Ferienplänen der BLW-Mitarbeiter, ergänzte Hagenbuch mit spitzer Zunge.
Verlässlichkeit und Solidarität
Die Herausforderungen rund um Butterimporte sind allerdings nur ein Teil eines viel grösseren Ganzen. Auch innerhalb der Branche selbst stehen Verbindlichkeit und Solidarität auf dem Prüfstand – wie Mittelland-Milch-Präsidentin Sabrina Schlegel in ihrem Jahresbericht betonte.
«Im Jahr 2024 konnte Emmi beim Milchpreis wieder aufholen», erklärte Sabrina Schlegel. Der Preis lag leicht über dem Branchenschnitt. Gleichzeitig erinnerte sie an die laufenden Kosten für Butter- und Rahmexporte, die aktuell hauptsächlich Emmi, ihre Produzent(innen) und weitere Exporteure tragen – über einen Abzug von 1 Rappen pro Kilogramm Milch.
Der Grund: Eine solidarische Branchenlösung sei gescheitert. «In Zukunft müssen Zusagen innerhalb der BOM und SMP verbindlicher sein», forderte Schlegel. Die Solidarität solle stärker über die Branchenorganisation Milch organisiert werden. Trotz der angespannten Lage zeigt sich der Markt dank laufender Exporte etwas entspannter. Langfristig müsse das Ziel sein, Importerlöse wieder der Branche zukommen zu lassen.
Ein weiteres zentrales Thema war der Antibiotikaeinsatz bei Kälbern. «Das fällt letztlich auf die Milchviehbetriebe zurück», so Sabrina Schlegel. Die Branche habe gehandelt: Künftig sollen Kälber entweder obligatorisch geimpft werden oder länger auf dem Geburtsbetrieb bleiben. «Die Kosten sind gering im Vergleich zu einem möglichen Imageschaden», mahnt die Präsidentin. Die Impfung sei allerdings kein Ersatz für korrekte Erstversorgung und eine ausreichende Milchfütterung.
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Abnahme von Kälbern fördern
Mit Blick auf die AP 2030+ sollen gezielte Anpassungen den Milchsektor stärken. Dazu gehört ein neuer Produktionssystembeitrag, der die direkte Abnahme von Kälbern aus Milchviehbetrieben fördern soll.
Auch eine Erhöhung der bislang nicht an den Eurokurs angepassten Verkäsungszulagen sei wichtig, so Schlegel. Wie sie weiter ausführte, sind diese Zulagen ein zentrales Element des Grenzschutzes und würden bei einer Anpassung spürbare Einkommensverbesserungen für die Milchproduzent(innen) ermöglichen. «Unser Ziel bleibt ein Vergleichslohn von 40 Franken pro Stunde in der Landwirtschaft», betonte Schlegel weiter. Aktuell liegt dieser bei 15 Franken – ein weiter Weg also.
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