Die Steintreppe führt hinab in den kühlen Keller von Beat Wampfler in Burgdorf. Hier, inmitten der feuchten Luft und dem kräftigen Duft von gereiftem Käse, treffen sich Vertreter der Schweizer Käseproduktion. Die Atmosphäre ist nicht nostalgisch, sondern sachlich – Gespräche über Marktstrategien und Produktinnovationen dominieren.
Zwischen den Käseregalen hängen Relikte vergangener Zeiten, zum Beispiel eine beschlagene Klaue, die daran erinnert, dass Kühe einst die schweren, mit Emmentaler beladenen Fuhrwerke zogen. Heute sind es andere Herausforderungen, denen sich die Käsebranche stellen muss.
Simmentaler im Zentrum
Simon Bach, Geschäftsführer von Simmentaler Original, und Josef Dähler, Präsident der Organisation, diskutieren mit Jacques Demierre, CEO der Käserei Le Grand Pré SA aus Moudon VD, über die Zukunft von Käsespezialitäten. Im Mittelpunkt stehen die Simmentalerkühe.
Unter der Marke Simmentaler Original wird bereits eine Reihe von Käsesorten vermarktet, «die für nachhaltige, standortangepasste Landwirtschaft und hohe Qualität stehen», wie Josef Dähler betont. Doch heute, bei unserem Besuch in Beat Wampflers Käsekeller, geht es um eine Erweiterung: Weichkäse, ein Segment, in dem die Schweiz im Vergleich zum Hartkäse noch Wachstumspotenzial sieht. Und genau hier kommt Le Grand Pré ins Spiel.
Jacques Demierre spricht die Marktlage klar an: «Im Bereich Hartkäse sind wir in der Schweiz gut etabliert. Doch der Markt für Weichkäse bietet noch viel ungenutztes Potenzial.» Diese Aussage unterstreichen auch die Zahlen: Die Schweiz importierte 2023 Weichkäse in der Höhe von 11206 Tonnen.
Gemeinsames Ziel: Milch aus Gras
Le Grand Pré, mit seiner Tradition in der Weichkäseherstellung, sieht in der Zusammenarbeit mit Simmentaler Original neue Chancen. Beide Unternehmen setzen auf Milch aus Gras und nachhaltige Produktionsmethoden, was eine starke Grundlage für künftige Kooperationen bietet.
Heute wird ein Produkt vorgestellt, das in der Schweiz eine neue Richtung einläuten könnte: ein Weichkäse, inspiriert vom italienischen Taleggio. Der Taleggio ist ein traditioneller Weichkäse aus der Lombardei, bekannt für seine cremige Textur, eine milde Würze und eine charakteristische Rinde, die ein wenig an einen Sandsturm erinnert. «Die Idee ist, dieses Prinzip mit Schweizer Milch auf den Schweizer Markt zu bringen», erläutert Marc Bettex, Käsemeister bei Le Grand Pré, während die Teilnehmer den neuen Käse degustieren.
Neue Ansätze sind gefragt
Die Geschäftsführer Simon Bach und Jacques Demierre sind sich einig, dass Innovation in der Käseproduktion unerlässlich ist, um sich auf einem zunehmend wettbewerbsorientierten Markt zu behaupten. «Es reicht nicht, nur qualitativ hochwertige Rohstoffe zu haben», betont Bach. «Es braucht neue Ansätze und Produkte, die sich durch ihre Geschichte und Herkunft von der Masse abheben.»
Ob der «Simmental’ettscho», wie die Teilnehmer an der Degustation den neuen Weichkäse scherzhaft nennen, bald auf den Markt kommt, bleibt abzuwarten. Klar ist jedoch, dass beide Seiten entschlossen scheinen, gemeinsam neue Wege zu gehen. Tradition und Innovation könnten die Grundlage für eine spannende Zukunft im Schweizer Käsemarkt bilden.
Zur Geschichte der Käserei
Die Käserei Le Grand Pré SA in Moudon blickt auf eine lange und wechselvolle Geschichte zurück. Gegründet 1889, diente sie bis 2004 als Schule für Käserei und Milchindustrie, in der unzählige Generationen von Käsemeistern ausgebildet wurden. Anschliessend wurde sie in den Migros-Sektor integriert und produzierte von 2004 bis 2010 unter Tochter Elsa.
Nach einer kurzen Zeit als Fromagerie de Champtauroz wechselte die Käserei 2011 unter die Leitung von Prolait, wo sie bis 2021 blieb. Im Jahr 2022 erfolgte schliesslich die Übernahme durch IP-Suisse, wodurch der Fokus noch stärker auf nachhaltige, regionale Weichkäsespezialitäten gelegt wurde.
