Er frage sich oft, wieso in letzter Zeit die Landwirtschaft für alles Negative in der Umwelt verantwortlich gemacht werde, sagte Godi Siegfried, Präsident der PMO Züger/Forster, an der gestriegen Hauptversammlung in Herisau AR vor 200 Mitgliedern. Sind diese Anschuldigungen gerechtfertigt oder ist es fehlendes Wissen? Er komme zum Schluss, dass es letzteres sei. «Umso wichtiger ist es, dass wir alle Kanäle, die uns zur Verfügung stehen – vor allem die digitalen – nutzen, um das positive Bild der Landwirtschaft zu vermitteln», lautete sein Wunsch an die Produzenten.
Eigenes Programm Swiss Family Milk ist auf Kurs
Markus Züger, Vize-Verwaltungsrat der Züger Frischkäse AG, informierte über Neuerungen beim Swiss Family Milk-Programm. Stolz zeigte er sich, dass die Swiss Family Milk eine Art Vorreiterrolle für Swissmilk green spielte.
2019 erreichten die Betriebe der PMO beim Nachhaltigkeitsprogramm im Durchschnitt 63 Punkte, 2018 waren es 58 Punkte. «Das zeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind», schlussfolgert Markus Züger. Ab diesem Jahr gibt es folgende Neuerungen respektive Ergänzungen im Programmkatalog:
- Fütterung: Fütterungsverbot von Soja aus Übersee (wird bereits jetzt von allen Betrieben erfüllt).
- Milchvieh Haltung: Zugang zu Laufhof mind. 20 Tage pro Monat und Weidegang während der Vegetationsperiode.
- Kälber und Jungvieh: Verkauf ab mindestens 70 kg Lebendgewicht, männliche Kälber werden ausgemästet.
- Ressourcenschonung: Schleppschlauch für Gülleverteilung (Ammoniakreduktion).
Molkerei Forster legt bei Biomilch zu
Markus Forster lag viel daran, zu betonen, wie wichtig die gute Milchqualität und die Milchproduzenten an sich für die Molkereien und Käsereien sind. Die Molkerei Forster AG konnte den Umsatz letztes Jahr um 5 Prozent steigern auf 13,7 Mio Franken. Bei der konventionellen Milch habe man 13 Prozent verloren, dafür im Biomilchbereich gut 10 Prozent zugelegt. 2019 wurden 450'000 Liter konventionelle und 1,78 Mio Liter Biomilch verarbeitet. Auch bei Joghurt fand eine Steigerung statt (plus 9,3 Prozent).
Der Bau der neuen Fabrikationshalle, zu der im Mai 2019 der Spatenstich erfolgte, auf einer Fläche von 11'000 Quadratmetern ist in vollem Gange. Die Inbetriebnahme sollte, wenn alles nach Plan läuft, im Frühjahr 2021 erfolgen. Nötig wurde dieser Schritt, weil man mit den bisherigen Räumlichkeiten in Herisau an die Kapazitätsgrenze stiess.
Züger hat Weichen für die Zukunft gestellt
Ausbaupläne gibt es auch bei der Züger Frischkäse AG, wie CEO Christof Züger informierte. Am Standort Oberbüren werden Lagerung und Logistik erweitert. Man hoffe, diesen Sommer mit der ersten Etappe beginnen zu können, so Christof Züger. Bis zur Fertigstellung dürfte es aber ein paar Jahre dauern.
2019 sei ein solides, stabiles Jahr gewesen. «Wir sind ertragsstark unterwegs und konnten die Reorganisation abschliessen als Vorbereitung für den Generationenwechsel im Unternehmen», sagte Christof Züger.
Der Umsatz der Züger Frischkäse AG blieb im Vergleich zum Vorjahr mit 194 Mio Franken konstant. Die verarbeitete Milchmenge konnte auf 188 Mio Kilo erhöht werden. Bei den wichtigsten Produkten, Käse und Butter, habe man zulegen können, so Christof Züger. Am besten verkaufte sich der Hüttenkäse, nämlich 1000 Tonnen mehr als 2018.
Expansion hat sich gelohnt
Insgesamt stagnierte beim Käse der Umsatz bei 100 Mio Franken. «Wir haben aber grosse Mengen in unser Werk in Deutschland verschoben», bemerkte Christof Züger. Der Bau des Werkes in Deutschland vor fünf Jahren habe sich als weiser Entscheid erwiesen. «Wir hätten einige Aufträge verloren, wenn wir nicht transferiert hätten.» Denn auch in Europa steige die Nachfrage nach regionalen Produkten, sprich europäischer Herkunft.
In der Summe sei man bei den Hauptgeschäftsfeldern Käse und Butter gewachsen. Das habe die Rückgänge in anderen Segmenten wie Molke oder Magermilch kompensiert. «Das Unternehmen entwickelt sich und passt sich den Marktveränderungen an», kam Züger zum Schluss. Im Milchpreismonitoring der SMP belegt die Züger Frischkäse AG den vierten Rang mit 59,5 Rp./kg. Man sei bestrebt, dass man im vorderen Feld bleibe, betonte der CEO – trotz Währungsproblematik, die das exportorientierte Unternehmen stark zu spüren bekommt.
Die statutarischen Geschäfte
2019 war ein gutes Jahr für die PMO, es resultierte ein Gewinn von 7800 Franken. Mit 22'000 Franken wiederum sehr hoch ausgefallen sind die Überlieferungsabgaben, also Geld, das für zu viel gelieferte Milch gezahlt werden muss. Kassier Patrick Mader legte den Produzenten nahe, Mehrmengen möglichst früh zu melden. Das Eigenkapital konnte auf 62'000 Franken gesteigert werden. Aufgrund des guten Ergebnisses wurde der Antrag des Vorstands, 2020 keine Mitgliederbeiträge einzuziehen, angenommen.
Auf der Traktandenliste standen dieses Jahr ordentliche Gesamterneuerungswahlen. Weil sich alle Vorstandsmitglieder für vier weitere Jahre zur Verfügung stellten, wurde der neunköpfige Vorstand mit Präsident Godi Siegfried diskussionslos bestätigt. Siegfried kündigte allerdings an, dass dies seine letzte Amtsperiode als Präsident der PMO sein werde.
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