Auch wenn Corona in Bezug auf Einschränkungen kaum noch ein Thema ist: Einige Gewohnheiten der vergangenen zwei Jahre haben die Konsumentinnen dennoch beibehalten. Auf der einen Seite ist der grössere Anteil an Homeoffice geblieben, andererseits ist der Einkaufstourismus etwas geringer. Gleichzeitig haben die Schweizer dieses Jahr wieder vermehrt ihre Ferien im Ausland verbracht, und seit Februar diesen Jahres beeinflusst der Krieg in der Ukraine mit direkten und indirekten Auswirkungen den Konsum und das Verhalten der Menschen auch in der Schweiz.
Prognosen sind schwierig
Es kommen also verschiedene Faktoren zusammen, die Einfluss auf den Absatzmarkt von Milch und Milchprodukten haben, und auch die Preisentwicklung dürfte eine gewichtige Rolle spielen. Es ist entsprechend schwierig, das Konsumverhalten und die direkten Auswirkungen auf den Absatz verlässlich abzuschätzen.
Bei den Konsumentinnen und Konsumenten ist Frischmilch seit Februar diesen Jahres im Vergleich mit dem Jahr 2019 nicht mehr so stark gefragt. Bereits im Februar war die Frischmilch bei minus 2,8 Prozent, und auch in den Folgemonaten ist ein Absatzrückgang verzeichnet worden. Von Januar bis August beträgt der Rückgang insgesamt fast fünf Prozent im Vergleich zum gleichen Zeitraum im Jahr 2019. Dieser Rückgang war indes zu erwarten und entspricht einem langjährigen Trend bei Frischmilch. Mengenmässig entspricht der Milchabsatz von Januar bis August gesamthaft einem Volumen von immer noch mehr als 200 Millionen Kilogramm. Spannend ist der Blick auf die Absatzzahlen von UHT-Milch: Bis August 2022 sank der Absatz um 1,2 Prozent verglichen mit 2019 und der Absatz bei Pastmilch ging ebenfalls um über 11 Prozent zurück. Der Grund dafür dürfte in der grösseren Vorratshaltung während den Corona-Jahren zu suchen sein.
Joghurt und Quark
Erfreulich aus Sicht der Produzenten ist sicherlich die Absatzentwicklung von Joghurt und Quark von Januar bis August diesen Jahres, dies ebenfalls im Vergleich mit dem «Vor-Corona-Jahr» 2019. Die Absatzmenge Joghurt hat sich in diesem Jahr stabilisiert und verzeichnet ein leichtes Plus von einem Prozent. Beim Quark ist der Import deutlich zurückgegangen und gleichzeitig hat der inländische Quark fast zwei Prozent an Marktanteilen gewonnen. Anders beim Schnittkäse: Die importierte Menge stieg hier im Zeitraum Januar bis August im Vergleich zum gleichen Zeitraum 2019 um fast 13 Prozent. Der inländische Absatz hat sich hingegen im gleichen Zeitraum nicht wesentlich verändert.
Pflanzliche Imitate
Zwar hat der Absatz pflanzlicher Imitate im Vergleich zum Jahr 2019 erheblich zugenommen, dies allerdings weiterhin auf tiefem Niveau. Betrachtet man nur die Entwicklung heuer von Januar bis August, dann zeigt sich der Absatz von Pflanzendrinks jedoch grossmehrheitlich unverändert. Bei Imitaten von Joghurt ist seit Anfang Jahr sogar ein Absatzrückgang zu verzeichnen. Unklar ist, ob bei pflanzlichen Imitaten mittlerweile ein Plafond erreicht wurde oder ob es andere Gründe für diese Absatzberuhigung gibt. Die nächsten Monate werden diesbezüglich sicher besser Aufschluss geben.