An der Regionalversammlung der Thurgauer Milchproduzenten (TMP) am 5. April 2022 in Sulgen sprach Präsident Daniel Vetterli über eine ganze Reihe von Spannungsfeldern, in denen sich die Landwirtschaft und schwerpunktmässig die Milchproduzenten befinden.

«Seit 2018 produzieren wir konstant weniger Milch und erst letztes Jahr sind die Preise so gestiegen, dass es auch die Produzenten spüren.»

Daniel Vetterli, Präsident Thurgauer Milchproduzenten

Doch nun hätten die Produktionskosten diese Preissteigerung schon fast wieder überholt.

Anwälte in Vergleichsverhandlungen

Das Thurgauer Obergericht entschied zu Gunsten der Klägergruppe. (Symbolbild Shuttershock) Rechtsstreit Oppositionelle Bauern bekommen Recht: TMP habe Beiträge zu Unrecht eingezogen Friday, 6. August 2021 Daniel Vetterli informierte über den Stand der Dinge im Rechtsstreit zwischen TMP und einer Klägergruppe rund um Roland Werner. Der TMP unterlag im Dezember vor dem Obergericht in einer Klage um die Rückerstattung von Marketingbeiträge an die SMP. Man habe nun von den 60 Klägern jeden einzelnen überprüft, so Vetterli. Dabei zeigte sich, dass nicht alle Anspruch auf diese Gelder hätten. Das reduziert die Klägersumme, jedoch kommen Zinsen dazu. 

Im Moment sind die Anwälte beider Parteien in Vergleichsverhandlungen. Vetterli geht von einer Rückzahlungssumme von 1,3 Millionen Franken zu Lasten der TMP aus. «Es steht zur Diskussion, ob wir deshalb einen Teil unserer Baulandreserven verkaufen», sagte Vetterli. Ebenso gebe es Überlegungen, jenen Mitgliedern, welche die Beiträge immer korrekt gezahlt haben, in irgendeiner Form entgegenzukommen.

Aus dem TMP in Kürze

TMP-Vorstand: Bezüglich des Ziels einer breiten Vertretung in den Vermarktungsorganisationen ist man auf gutem Weg. Emil Harder wird Fritz Stettler ersetzen.
Massnahmenplan Ammoniak: Betriebssituation genau anschauen für Ausnahmeflächen beim Güllen mit Schleppschlauch. Das BBZ Arenenberg engagiert sich für die Prüfung von Güllezusätzen zusammen mit einem dänischen Labor. Stallbauliche Massnahmen zur Ammoniakreduktion sind voranzutreiben.
Veterinäramt: Blaue Kontrollen seit dem 1. Januar 2022 durch das Veterinäramt. Neue Kontrolleure werden genauer hinschauen.

Erfreuliche Entwicklung bei den Milchpreisen

Pierre-André Pittet, Vize-Direktor der Organisation Schweizer Milchproduzenten (SMP), berichtete von der aktuellen Marktsituation. Erfreulich ist aus seiner Sicht, dass die Milchpreise global gestiegen sind.

«Es ist das erste Mal seit über zehn Jahren, dass sowohl Fett wie auch Eiweiss gleichzeitig nicht im Überschuss sind, und zwar in allen Weltregionen.»

Pierre-André Pittet, Vize-Direktor SMP

Dabei spiele auch der Ukraine-Krieg – Pittet nannte ihn die Vladimir-Krise – eine Rolle. «Die steigenden Energie- und Düngerpreise und Versorgungsengpässe waren schon im Dezember klar spürbar, wurden aber jetzt noch deutlich verschärft. Diese fressen einen grossen Teil der besseren Erträge aus der Milch leider weg.» Pittet erwartet, dass die Milchpreise auch in nächster Zukunft weiter steigen werden. Man müsse sich aber bewusst sein, dass mit der steigenden Inflation die Produkte teurer werden und die Kaufkraft sinkt. Das betrifft vor allem Schweizer Exportprodukte wie Käse.

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Mehr Mehrwerte für Kommunikation und Produzenten

Den Grünen Teppich bezeichnete Pierre-André Pittet als Erfolgsgeschichte. Er wurde 2019 eingeführt und ist der neue Branchenstandard für nachhaltige Schweizer Milch (BNSM). 85 Prozent der Molkereimilch erfüllt die Anforderungen, bei der Käsereimilch sind es 22 Prozent. «Bei der Käsereimilch braucht es noch einen Effort», sagte Pittet. BTS oder RAUS seien die wichtigsten Kriterien, weshalb Betriebe beim Grünen Teppich nicht mitmachten. Das ehrgeizige Ziel der SMP ist es, dass alle Milchkühe von direktzahlungsberechtigten Betrieben sich für den Grünen Teppich anmelden. Derzeit erfüllen zirka 93 Prozent der Tiere die Kriterien.

Milchmarkt A-Milch-Richtpreis steigt garantiert bis Ende Jahr um 5 auf 78 Rp. pro Kilo Thursday, 3. March 2022 Heute müssen die Betriebe zehn Grund- und zwei Zusatzanforderungen gemäss den Weisungen und Sanktionen zum BNSM erfüllen. Die Branche diskutiert nun über eine zweite Phase des Grünen Teppichs, kündigte Pittet an. Diese beinhaltet eine Weiterentwicklung der Anforderungen. Pittet betonte, die SMP setze sich dafür ein, dass die Kriterien für die Bauern erfüllbar sind, man wolle ja nicht zusätzlichen Strukturwandel verursachen. 

«Wir wollen mehr Mehrwerte für die Kommunikation, wir wollen aber auch Mehrwerte für die Produzenten.» Dafür brauche es alle, auch Verarbeiter und Detailhandel. Dass andere Länder jetzt ebenfalls Tierwohlprogramme einführen, macht ihm keine Sorgen. «Es motiviert uns, noch besser zu werden. Unser Standard und die gesetzlichen Anforderungen sind weltweit einzigartig und schwierig zu toppen.»