Die Migros-Tochter Elsa will sich mit 50 % an der Aaremilch AG beteiligen. Die Aaremilch wird damit zur Produzenten-Milchverwerter-Organisation (PMO) der Migros. Faktisch bleibt Mooh damit als einzige unabhängige Produzentenorganisation (PO) in der Schweiz. Welche Bedeutung hat dieses Gebaren der Migros für den Milchmarkt und die Produzenten? Wir haben bei René Schwager, Mooh-Geschäftsführer und Leiter Verkauf, nachgefragt. «Die Rolle von Mooh wird daher umso wichtiger für die Schweizer Milchproduzenten und ihre Positionierung im Markt», sagt Schwager. Denn nur eine echte PO habe Alternativen im Verkauf und könne so auch wirklich die Produzenten vertreten. «Mooh ist daher sehr interessiert an neuen Produzenten, die diese Idee teilen und damit zur Stärkung der Position der Produzenten im Markt beitragen», sagt Schwager.
Weder positiv noch negativ
Für Mooh und ihre Produzenten sei die Transformation der Aaremilch in eine PMO kurzfristig weder positiv noch negativ, ist René Schwager überzeugt. Das könne zwar zu Mengenverschiebungen führen; es sei aber vor allem zu erwarten, dass Aaremilch mehr Milch in die Käserei Diemtigtal, Oey BE, liefern werde. Dass die Aaremilch weniger Milch an andere Kunden liefert, stuft Schwager als Chance für Mooh und deren Produzenten ein.
In engem Kontakt mit den Produzent(innen)
«Mooh ist nicht nur der Milchvermarkter der Bauern, der mehr aus ihrer Milch macht. Unser Anspruch ist auch, als Genossenschaft der Bauern deren Bedürfnisse besser zu kennen als andere Organisationen und mit spezifischen Angeboten und Beratungen gezielt auf diese eingehen zu können», erklärt René Schwager. Den Kontakt mit den Bauern in den Regionen pflege man durch Besuche auf Höfen, Kleinveranstaltungen in den Regionen und neuerdings auch immer mehr online «über unser Intranet für die Genossenschafter sowie die Social-Media-Kanäle Instagram und Facebook». Zudem seien im Verwaltungsrat grossmehrheitlich Bauern tätig. «Ein Fachbeirat aus Vertretern aller Mooh-Regionen von Ost bis West bringt die Anliegen und Meinungen in unsere Gremien ein», erklärt er die Struktur.
Swissness bis auf Stufe Milch
Wie René Schwager schon mehrfach betonte, ist die Differenzierung mit Schweizer Milch ein zentrales Instrument. Schweizer Milch unterscheide sich gegenüber dem Ausland in mehreren Bereichen. «Wir produzieren primär Milch aus Gras und hofeigenem Futter. Unsere Familienbetriebe sind im Vergleich zum Ausland klein, pflegen eine fast familiäre Beziehung zu den Tieren und kümmern sich sehr um das Tierwohl. Damit wir uns damit differenzieren können, müssen wir diese Werte auch proaktiv verkaufen», listet Schwager auf. Damit das gelinge, brauche es einen Herkunftsnachweis. «Swissness muss bis auf Stufe Milch erfolgen», sagt er. Weiter müsse die Differenzierung glaubwürdig und messbar sein. «Daher müssen die Differenzierungsmerkmale ‹hoher Raufutteranteil in der Fütterung› und Tierwohl weiter gefördert werden.»
Der Druck steigt
Den Konsumenten müssten die Vorteile dieser Produktion (z. B. Einfluss auf Klimafussabdruck und kaum Verfütterung von Lebensmitteln und Nutzung des sonst nicht verwertbaren Grases) glaubwürdig kommuniziert werden können, sagt René Schwager. «Hier engagieren wir uns, indem wir die nachhaltige Produktion beispielsweise mit dem Mooh-eigenen Klimaprogramm fördern oder uns stark in der Vermarktung der Milch aus reinen Graslandregionen – typischerweise Hügel und Berggebiet – engagieren.» Auch arbeite Mooh prioritär mit Verarbeitern zusammen, die solche Mehrwertprojekte aktiv pflegen. «Die nachhaltige Differenzierung ist für uns sehr zentral im Wettbewerb mit den ausländischen Milchbauern, weil wir das Risiko als sehr relevant anschauen, dass der klassische Heimmarkt durch weitere Liberalisierungsschritte unter Druck kommt.»
