Die bäuerliche Bevölkerung zeigt wenig Verständnis für die jüngst getätigten Butterimporte. So stellt man sich in den Kreisen der Milchproduzenten gerne die Frage: «Was wäre, wenn man die Importe nicht bewilligt hätte?» Tatsache ist, auf dem Schweizer Buttermarkt sind sowohl die Produktion als auch die Lagerbestände rückläufig. Im Gegenzug steigen die Verkaufszahlen, wie auch die Preise im Detailhandel.

Käseproduktion steigt

Während weniger Butter produziert wird, verzeichnet die Käseherstellung einen Anstieg. Dieser Trend ist schon länger zu erkennen. Covid-19 hat aber enormen Einfluss auf die massive Ausdehnung des Käse- und Butterkonsums in der Schweiz.

Für die Schweizer Milchproduzenten (SMP) grundsätzlich ein gutes Zeichen. Keine Butterexporte als Regulierung, ist für die Milchproduzenten sehr vorteilhaft. Und im Käse liegt für die Milchproduzenten in der Regel auch mehr Wertschöpfung, als in der Butter. In diesen Zusammenhang will man nun mit dem Umbau des Fonds der Branchenorganisation Milch (BOM) versuchen, den Export von Eiweiss, in Form von verarbeiteten Lebensmittel, zu fördern und den Export von Fett zu verteuern. Dies, um mehr Fett im Inland zu halten. Denn das Problem an der Butterproduktion ist, dass es für die Magermilch und das Eiweiss, das bei der Herstellung von Butter anfällt, kaum Verwendung gibt und damit ein Exportbedarf besteht.

Tatsächlich steigen auch die Preise für Butter. Im Vergleich zum Vorjahr stiegen im Detailhandel zwischen Januar und August 2020 die Verkaufspreise für Vorzugsbutter (+3,7 % auf 15.76 Fr./kg), Kochbutter (+3,7 % auf 12.73 Fr./kg) und Bratbutter (+2,2 % auf 18.03 Fr./kg). Die grösste Steigerung verzeichneten Vorzugsbutter (+6,5 %) und Kochbutter (+6,7 %) im Juli 2020 und Bratbutter (+5,5 %) im August 2020, wie das Bundesamt für Landwirtschaft im Marktbericht schreibt. Das heisst, in den vergangenen zehn Jahren war Butter noch nie so teuer wie zum jetzigen Zeitpunkt. So nahm diesen Sommer auch der Preis für Rahm zur Butterherstellung zu.

Der Weg via Veredelung

Butter gelangt auch über den aktiven Veredelungsverkehr in die Schweiz. Beim aktiven Veredelungsverkehr werden ausländische Rohstoffe wie Butter oder Milchpulver in die Schweiz eingeführt. Und das zollfrei. Nach der Verarbeitung werden die Produkte wieder ausgeführt. Dieser Verkehr ist bewilligungspflichtig. Die bereits erwähnte Anpassung der finanziellen Unterstützung des Eiweissexportes der BO Milch wird zwangsläufig zu mehr Veredelungsverkehr mit Butter führen. Dies sei durch die Branche aber so gewollt, heisst es bei den SMP.

So kamen 110 Tonnen Butter zu Emmi

Auf diesem Weg kam beispielsweise beim Milchverarbeiter Emmi bislang im laufenden Jahr 110 Tonnen Butter rein, wie die BauernZeitung auf Anfrage beim Verarbeiter in Erfahrung bringt. Aus dieser Butter wird Schmelzkäse hergestellt. Rundschachteln und einzeln verpackte Scheiben der Marken Tigre, Chalet und Swiss Knight. Emmi exportierte vergangenes Jahr 996 Tonnen Schmelzkäse nach Deutschland, Italien, USA, Kanada und die Benelux-Staaten. Gemacht werde das sicher seit dem Jahr 2011, heisst es bei Emmi. Milch komme auf diesem Weg nicht rein und das stehe auch nicht zur Debatte.

Für 219 Mio Franken Agrargüter eingeführt

Der Veredelungsverkehr ist ein bedeutender Teil des landwirtschaftlichen Aussenhandels der Schweiz. 2019 hat die Schweizim Rahmen des regulären aktiven Veredelungsverkehrs Agrarerzeugnisse für eine Summe von 219 Millionen Franken eingeführt. Dies entspreche 2 % der landwirtschaftlichen Gesamteinfuhren der Schweiz (12,5 Mrd. Fr.) Es handelt sich hierbei hauptsächlich um Rindfleisch ohne Knochen für die Herstellung von Bündnerfleisch, Molke, pflanzliche Fette und Öle und Laktose. Die Wiederausfuhr von landwirtschaftlichen Produkten im Rahmen dieses Verkehrs bezifferte sich auf 2689 Millionen Franken, was 26 % des landwirtschaftlichen Gesamtexports (10,2 Mrd. Fr.) entspricht.