In ihrer Medienmitteilung von letzer Woche schrieb die Genossenschaft Vereinigte Milchbauern Mitte-Ost (VMMO), dass die Milchproduzent(innen) wegen steigenden Produktionskosten nicht vom erhöhten Milchpreis profitieren könnten. Dagegen wolle die VMMO etwas unternehmen.
Markus Berner, um wie viel Prozent schätzen Sie, sind die Produktionskosten in der Milchproduktion gestiegen?
Diese Zahl sind wir gerade am Ausarbeiten. Wir sind daran, die genauen Kosten zu eruieren und sie aufzuschlüsseln. Wir wollen ein anderes System als den Deckungsbeitrag. Denn auch die allgemeinen Kosten, wie Traktoren- oder Schleppschlauchkosten und sogar die Gummihandschuhe, müssen eingerechnet werden.
Andererseit kommunizierte das BLW vor einiger Zeit einen Anstieg des Produzentenpreises für Milch von 5,6 % (+ 3.83 Rp.).
Können Sie uns konkrete Massnahmen oder Projekte nennen, die Sie planen, um dem entgegenzuhalten?
Wie ich bereits gesagt habe, sind wir an der Berechnung der gesamten Kosten. Wir wollen möglichst rasch einen Warenkorb Milchproduktionskosten präsentieren, den wir natürlich auch kommunizieren werden.
Es muss ein Umdenken stattfinden, die Milchpreise müssen so angesetzt werden, dass die Milchproduzenten sämtliche nötigen Ausgaben begleichen können, dabei darf ein angemessener Lohn des Betriebsleiters nicht vergessen werden.
Wie viele VMMO-Betriebe haben im letzten Jahr das Handtuch geworfen?
Das kann ich zurzeit nicht sagen, fragen Sie in drei bis vier Monaten nochmals nach. Die Änderungen kommen noch laufend rein. Manchmal bleibt die Milchmenge gleich, obwohl Betriebe aufgeben, da einige Betriebe die Liefermengen von anderen übernehmen.
2020 waren es in der gesamten Schweiz zirka 3 % der Milchwirtschaftsbetriebe, welche die Produktion eingestellt haben. Wir dürfen davon ausgehen, dass die Zahlen in unserem Genossenschaftsgebiet etwa die gleichen sind.
Befürchten Sie, dass bald nicht mehr genug Milch produziert werden wird?
Wir hören von den Käsereien, dass es knapp Milch hat. Ebenfalls wissen wir, dass es Milchhändler gibt, die nur noch Stammkunden, also Kunden, die regelmässig Milch kaufen, beliefern.
Was sind die häufigsten Exit-Strategien von Milchviehbetrieben?
Einige wechseln zur Mast oder Mutterkuhhaltung, also in die Fleischproduktion, oder geben den Betrieb ganz auf. Ältere Betriebsleiter können oft noch Milchproduktion betreiben, weil sie zurückhaltend mit Investitionen sind. Dann folgt die Betriebsübernahme, und die jüngere Generation muss aufhören, da sie die nötigen Investitionen nicht stemmen können.
Was wäre ein gerechter Milchpreis?
Der Richtpreis der Branchenorganisation Milch (BOM) ist das absolute Minimum, das bezahlt werden muss. Leider bekommen zurzeit die Bauern oft nicht einmal diesen ausbezahlt. Dabei ist der Richtpreis eigentlich eine reine Vergangenheitsbewältigung. Weltweit ziehen die Preise an, überall heisst es: «Die Milch ist knapp.» Nur mehr bezahlen, will niemand.
Mehr als der Richtpreis wäre natürlich schön. Aber da müssten auch die Detailhändler mitmachen. Es kann ja nicht sein, dass der Käser dem Milchbauern mehr bezahlt, dann aber auf dem teureren Käse sitzen bleibt.
Werden Sie auch die Detailhändler und Konsumenten angehen?
Die Detailhändler und die Kunden muss man über die Kommunikation angehen. Da wir als Organisation selber keine Milch handeln, sind wir hierfür nicht die Richtigen.
Wir wollen unseren Mitgliedern Grundlagen, also Zahlen, liefern, damit sie in den Verhandlungen und in der Kommunikation bessere Karten haben.
