Um die inländische Nachfrage nach Weizen, Roggen oder Dinkel decken zu können, hat der Bundesrat am Mittwoch das Zollkontingent für Brotgetreide um 20 000 Tonnen erhöht. Dies, weil die Schweizer Brotgetreideernte aufgrund des kühlen und nassen Wetters unter den Erwartungen blieb.

Nach Einschätzung der Getreidebranche resultiere ein deutlich höherer Importbedarf, schreibt der Bund in seiner Mitteilung. Aus diesem Grund habe die Branche um die vorübergehende Erhöhung des ordentlichen Zollkontingents von 70 000 Tonnen um 20 000 Tonnen ersucht. Diesem Begehren hat der Bund entsprochen.

Schätzungen von Swiss Granum gehen davon aus, dass die Ertragseinbusse beim Brotgetreide rund ein Drittel der erwarteten Gesamternte ausmacht. Klar grösser als normal ist auch die Belastung mit Mykotoxinen.

Nicht nur in der Schweiz, sondern in ganz Europa fiel heuer die Getreideernte tief aus. Weltweit wurden jedoch 2315 Mio Tonnen Brotgetreide geerntet, dies bei einem Bedarf von 2321 Mio Tonnen. Der Lagerbestand liegt bei 580 Mio Tonnen. Angebot und Nachfrage sind also im Lot und die Weltmarktpreise bleiben entsprechend tief.

Kritik von Faire Märkte Schweiz am Brotgetreide-System

Die Migros will erst nach Vorliegen der definitiven Einschätzung der diesjährigen Erntesituation über mögliche Preiserhöhungen beim Brot entscheiden. Faire Märkte Schweiz hat die Brotpreiserhöhungen von Coop respektive die Argumentation dazu stark verurteilt. Coop begründet diese mit der schlechten diesjährigen Ernte und den damit verbundenen gestiegenen Mehlpreisen begründet. Doch angesichts der derzeitigen Situation müssten die Brotpreise im Laden eher sinken als steigen. Denn aufgrund der Ernteverluste von bis zu einem Drittel wird verstärkt auf günstigeres Importgetreide zurückgegriffen, das deutlich unter den Produktionskosten des heimischen Getreides liegt. Die Preiserhöhungen stehen zudem in keinem Verhältnis zur tatsächlichen Erhöhung der inländischen Getreidepreise aufgrund der leicht höheren Richtpreise dieses Jahr. Dies ist ein klassisches Indiz für eine Marktmacht-Situation, in der die marktmächtigen Grossmühlen und Grossverteiler Preissteigerungen durchsetzen und die Getreideproduzenten trotz der katastrophalen Missernte kaum Preisverbesserungen am Markt realisieren konnten.

Gestützt auf die provisorische August-Erhebung kann gesamtschweizerisch von rund einem Drittel tieferen Erntemengen beim Brotgetreide ausgegangen werden. Gemäss den vereinbarten Richtpreisen steigen die Produzentenpreise jedoch nur minimal um rund 1.50 Franken pro dt. Die Produzenten sind somit mit grossen Erlöseinbus­sen konfrontiert.

Aufgrund der Marktmacht-Verhältnisse können sich die Produzenten immer weniger am Endverkaufspreis beteiligen. Der Produzentenanteil liegt durchschnittlich auf noch 7 % der gesamten Wertschöpfung. Als marktführende Unternehmung hat die Migros diese Entwicklung in die richtigen Bahnen zu lenken und sich bei ihren Lieferanten dafür einzusetzen, dass die Produzenten mittelfristig von einem höheren Anteil am Endverkaufspreis profitieren können.

Der gesellschaftliche Druck für mehr Transparenz ist gross und ein entsprechender politischer Vorstoss wurde eingereicht. Der Bundesrat wird beauftragt, die Voraussetzungen zu schaffen, damit bei Lebensmitteln ersichtlich ist, welcher Anteil des Preises an die Schweizer Landwirte geht. Wir erwarten von der Migros, dass sie dieses Anliegen aufnimmt, bevor die Politik handeln muss. Wir fordern Migros auf, ihrer grossen Verantwortung im Lebensmittelmarkt auch auf Produzentenseite nachzukommen und sich für diese Anliegen im Sinne der Schweizer Getreideproduktion zu engagieren.