Die Agrarpolitik (AP) 2030+ rückt näher, deshalb wollen die Milchbauern die Weichen für morgen stellen. Unter diesem Motto stand der 13. Polittreffpunkt der Zentralschweizer Milchproduzenten (ZMP) am Mittwoch beim Kulturhof Hinter Musegg, einem der letzten kleinbäuerlichen Bauernhöfe in der Stadt Luzern. Dabei traten Politik, Produzenten, Verarbeiter und Konsumenten in den Dialog.
Arbeit besser abgelten
Die neue AP habe für die Milchwirtschaft eine Schlüsselrolle. Bereits engagiere sich die Branche mit Vorstössen, um die Direktzahlungen anders zu verteilen, die Rahmenbedingungen im Grasland zu verbessern sowie Markttransparenz und Preisstabilität zu fördern, meinte ZMP-Präsident Thomas Grüter. «Konkret soll die Arbeit statt Fläche wieder mehr gewichtet werden.»
Milchproduktion und -verarbeitung seien gerade in der Zentralschweiz enorm bedeutsam, allerdings seien auch die Herausforderungen in dieser heterogenen Region gross. Genannt wurde der Strukturwandel mit immer weniger Milchbetrieben. «Die künftigen Milchproduzenten brauchen wieder mehr Perspektiven», meinte Grüter. Gross seien auch die Erwartungen der Konsumenten an Nachhaltigkeit, Tierschutz und Klimaschutz, das nehme die Branche ernst. «Die Kuh ist aber keine Klimakillerin.»
Zu schaffen macht der Milchwirtschaft aber auch der Druck von aussen. Die Importzölle der USA würden den Schweizer Milchpreis wesentlich beeinflussen, zumal zehn Prozent der Käseexporte in die USA gehen. Erwähnt wurde aber auch die Schokolade wegen des darin enthaltenen Vollmilchpulvers.
Boris Beuret, Präsident der Schweizer Milchproduzenten, wies auf das gute Futter- und Milchjahr hin. Diese positive Stimmung täusche aber in Anbetracht des Umfeldes und des am 1. August ausgelösten Zollschocks. Die Stärken des Milchlandes Schweiz müssten wieder mehr in den Fokus rücken.
Peter Hegglin, Ständerat und Präsident der Branchenorganisation Milch (BOM), wies auf die Schiedsrichterrolle der BOM hin, es werde nicht mit Milch gehandelt. Die aktuelle Situation um die Zölle gefährde mindestens die Hälfte der 100 Mio kg Milch, welche das US-Exportgeschäft ausmachen. Weniger Käse, weniger Export und mehr Importdruck führe zu mehr Butterproduktion, die Rede ist von bis 3500 t zusätzlich am Lager. Die deshalb nötigen Butter- und Rahmexporte würden einen Beitrag der Produzenten für rund 50 Mio kg C-Milch mit Preisen von 52 Rappen bedingen. Das betreffe rund 4,5 Prozent der Milch während sechs Monaten. Darüber entscheide die BOM heute Freitag. Es brauche nun eine temporäre Abfederung der Marktbenachteiligung.
Über Milch aufklären
Mittelfristig geht Hegglin aber davon aus, dass sich die Lage wieder stabilisiere und eher Milchmangel zum Problem werde. Derzeit leide der wichtigste Produktionszweig der Landwirtschaft zusehends unter ungleichen Bedingungen.
«Milch könnte bald knapp werden.»
Peter Hegglin weist auf die mittelfristig sinkenden Mengen bei guter Nachfrage hin.
Manuel Hauser von Emmi und Präsident Milchindustrie erläuterte den nichtlandwirtschaftlichen Gästen, was den Rohstoff Schweizer Milch so einzigartig mache. So als gesundes Nahrungsmittel, für die Ernährungssicherheit und den ökologischen Kreislauf. Jörg Lisebach, Präsident Junglandwirte Zentralschweiz, bewirtschaftet zusammen mit seinem Bruder einen Milch- und Schweinemastbetrieb in Beromünster. Er wolle bei der Milchproduktion bleiben, ihn störe aber der bürokratische Aufwand und die raumplanerischen Hürden. Das erschwere die Perspektiven für Junglandwirte und die Entwicklung der Betriebe. Auf gutem Wege sei er bei der Nachhaltigkeit, das Projekt Klimastar Milch biete dafür gute Chancen.
Unter der Moderation von Sonja Hasler von SRF diskutierten im Anschluss in einer «Arena» Ursula Zybach, Nationalrätin BE, Stefan Müller, Regierungsrat AI, Laura Spring, Kantonsrätin LU, und ZMP-Präsident Thomas Grüter. Einig war sich die Runde über die Bedeutung und Stärkung der Milchwirtschaft in der Schweiz, unterschiedlich beurteilt wurden die dafür in der AP notwendigen Massnahmen.