Abo Milchmarkt 50 841 Tonnen weniger Milch wurden im vergangenen Jahr produziert Thursday, 23. February 2023 Zum zweitletzten Mal eröffnete Godi Siegfried am 9. März die Hauptversammlung der PMO Züger-Forster. Nach 19 Jahren als Präsident der PMO wird der 65-Jährige nächstes Jahr nicht mehr zu den Erneuerungswahlen antreten. 2022 sei ein herausforderndes Jahr gewesen, so Siegfried: «Krieg, horrende Preissteigerung, speziell im Energiesektor, waren Themen, die uns beschäftigten.»

Im Dezember noch Preiserhöhung

Erfreulich aus Sicht der Züger-Forster-Produzenten waren die Milchpreiserhöhungen, letztmals im Dezember 2022. Doch der dramatische Preiszusammenbruch auf dem europäischen Milchmarkt hat Auswirkungen auf die Produzentenpreise. So liegen die Richtpreise ab dem 1. März bei 65,5 Rp. (–3 Rp.) für konventionelle Milch und bei 82,5 Rp.(–2 Rp.) für Biomilch.

So setzt sich bei der PMO der Milchpreis zusammen
Ab dem 1. März zahlen die Unternehmen Züger Frischkäse AG und die Molkerei Forster AG 65,5 Rp. für konventionelle Milch und 82,5 Rp. für Biomilch. «Dieser Preis ist der Auszahlungspreis bei Standartgehalt und durchschnittlicher Lademenge», präzisiert Godi Siegfried gegenüber der BauernZeitung.

Der effektive Auszahlungspreis setzt sich noch aus den Zuschlägen für die Lademenge und dem Swiss-Family-Milk-Programm zusammen. Wenn ein Bauer einen hohen Milchgehalt hat und noch die maximale Lademenge von 4 Rp., kann er aktuell einen Auszahlungspreis bis zu 77 Rp. realisieren. Der Wechselkurs spielt beim exportorientierten Unternehmen Züger Frischkäse AG eine wesentliche Rolle. Ist der Frankenkurs höher als 1 Euro, gibt es  Zuschlag, ist er tiefer, gibt es Abzug. 

Mehrheitlich Verständnis im Saal

Noch im Dezember habe man voller Zuversicht den Milchpreis bis im Juni fixiert, erklärte Godi Siegfried.

«Dass der EU-Milchpreis innert zwei Monaten derart einbricht, damit haben nicht einmal Branchenkenner gerechnet.»

Godi Siegfried zur Entwicklung auf dem europäischen Milchmarkt

Im Kontext des Marktumfeldes seien die 3 Rappen Reduktion verkraftbar, fand Siegfried. Der Stimmung im Saal nach zu urteilen, hat auch das Gros der  Produzenten Verständnis für die Preissenkung.

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Eine Wortmeldung zu den Milchpreisen gab es. Ein Produzent trat mit der Bitte an die Firma Züger, Milchpreise zu zahlen, die über dem Schweizer Durchschnitt liegen. Christof Züger, CEO der Züger Frischkäse AG, entgegnete: «Natürlich ist das unser Ziel. Aber wir sind dem Wechselkurs ausgesetzt wie kein anderes Milchverarbeitungsunternehmen in der Schweiz.» Der Wechselkurs bestimme wesentlich den Milchpreis. «Damit müssen wir leben und ihr Produzenten mit uns.»   

Druck auf dem europäischen Markt bleibt hoch

Christof Züger sagte, er habe es noch nie erlebt, dass der Milchpreis innert so kurzer Zeit so schnell rauf- und wieder runtergegangen sei. Er hofft, dass sich die Milchpreise stabilisieren. Doch Züger warnte: «Die Milchanlieferungen bleiben hoch in Europa und damit auch der Druck.» Züger berichtete über das Geschäftsjahr 2022 und die «Sorgenkinder» der Firma:

  • Umsatz: Die Züger Frischkäse AG erzielte im Berichtsjahr einen Umsatz von 238,1 Mio Franken. Das entspricht einer Zunahme von 27,4 Mio Franken (plus 13 Prozent).
  • Milchmenge: Die Menge mit 190,8 Mio kg verarbeiteter Milch blieb praktisch unverändert. Das sind 6 Prozent der Schweizer Milchmenge. Jeder zweite Liter geht in den Export.
  • Milchpreise: Noch nie zuvor zahlte die Firma Züger so hohe Produzentenpreise. Für konventionelle Milch 70,15 Rp. inkl. Milchzulage (bei 4% Fett und 3,3% Eiweiss), für Biomilch 86,72 Rp. «Das freut mich natürlich. Mir ist es lieber, wenn wir gute Milchpreise zahlen können, weil die Marktlage gut ist», so Züger.
  • Energieversorgung: Wegen der drohenden Strommangellage investierte das Unternehmen 1 Mio Franken in eine Notstromgruppe und einen Zweistoffbrenner. Am 7. Januar wurde das Notfallkonzept erfolgreich getestet.
  • Personal: Der Fachkräftemangel ist für Christof Züger die grösste Herausforderungen. «Weil die Fachleute auf dem Markt fehlen, müssen wir die Aus- und Weiterbildung selber in die Hand nehmen.» Das sei bei den knappen personellen Ressourcen ein enormer Kraftakt.

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Neu auch vegane Produkten bei Molkerei Forster

Markus Forster präsentierte die Zahlen des zweiten Verarbeitungsbetriebs der PMO, der Molkerei Forster AG in Herisau. Der Umsatz stieg um 25 Prozent auf 18,2 Mio Franken. Die Molkerei legte gemäss Forster vor allem im Milchbereich zu, bei den Bioprodukten ging der Umsatz zurück, was Forster auf die gestiegenen Lebenskosten zurückführte. «Die Leute sind weniger bereit, Geld für Bioprodukte auszugeben.» Nach der Eröffnung des Neubaus sah sich die Molkerei mit stark gestiegenen Kosten für Verpackung und Energie konfrontiert, schilderte der Geschäftsleiter. «Darunter leiden wir enorm.» 

Seit letztem November füllt die Molkerei Forster vegane Produkte für die New Roots AG ab. Im November/Dezember lagen die Produktionsmengen bei 38 Tonnen, im Januar/Februar war man bereits bei 40 Tonnen. «Das Marktpotenzial und die Wertschöpfung bei veganen Produkten sind im Moment gross», sagte Forster. «Für uns ist wichtig, dass wir in diesem wachsenden Markt ein Standbein haben.»

Ein neues Vorstandsmitglied

Im Vorstand der PMO kommt es zu einem Wechsel. Hanspeter Weiss wurde nach neun Jahren verabschiedet. «Als Bauer mit 60 Kühen und Viehhändler brachte er eine interessante Betrachtungsweise in den Vorstand», würdigte Godi Siegfried. René Baumann rückt im Vorstand nach, er wurde von den 202 Anwesenden einstimmig gewählt. Ebenfalls ihren Abschied bekannt gab Claudia Kuratli. Sie war 15 Jahre Marketingleiterin bei der Züger Frischkäse AG. [IMG 2]