Gut ist anders. Als sich die Marktfahrer vor dem Stadthaus Zürich einfanden, um ihre Petition mit den Unterschriften (9620 waren es genau) zu übergeben, erschienen weder einer der Stadträte noch die federführende Projektleitung persönlich. In Empfang nahm die Petition der stellvertretende Stadtschreiber Michael Lamatsch.

«Was wir wollen»

Die Marktfahrer(innen) hatten die Unterschriften bei ihren Kunden auf dem Markt gesammelt. Sie wehren sich gegen die Umgestaltung des Bürkliplatz-Marktes und die provisorische Übergangslösung während der 15-monatigen Bauphase und fordern eine zweckmässige Gestaltung der Stadthausanlage, das heisst:

  • die Beibehaltung der diagonalen Marktgassen
  • genug Platz für Marktbesucherinnen und Marktbesucher
  • genug Platz für Zufahrten sowie Auf- und Abbau der Marktstände

Abo Wochenmarkt Bürkliplatz, Zürich Zürcher Marktfahrer im Gegenwind Friday, 16. February 2024 Damit der Wochenmarkt genug Platz hat, haben sie einen alternativen Marktplan ausgearbeitet und der Stadt zugestellt. So schlagen sie vor, zugunsten der diagonalen Marktgassen rund 15 Bäume weniger als geplant anzupflanzen.  «Aber unsere Anliegen wurden nicht gebührend in die Planung aufgenommen. Vielmehr hat der Stadtrat das Geschäft nahezu unverändert wie im Planungsstand Dezember 2023 an den Gemeinderat überwiesen, was wir sehr enttäuschend finden», vermerkte Samuel Traub von der Vereinigung Marktfahrer von Zürich.

«Es geht um die Wurst»

[IMG 2] Traub führt einen Biobetrieb in Stetten (AG) und der Umsatz vom Markt ist ein wesentlicher Bestandteil seines Einkommens. Auch Petra Mörgeli bewirtschaftet mit ihrer Familie einen Obstbaubetrieb in Aesch (ZH). Mörgeli ist Präsidentin der Vereinigung der Marktfahrer von Zürich. «Wir sind enttäuscht, dass Stadträtin Simone Brander die Petition nicht persönlich entgegennimmt», sagt Mörgeli. Brander hätte auch nie das Gespräch mit ihnen gesucht. «Dann würden wir uns wenigstens ernst genommen fühlen.»  «Wir halten der Stadt zugute, dass sie Lösungen für die Übergangsphase sucht», sagte Traub. Es gäbe einige Fortschritte, wobei die Details noch ausstehend seien.

Die Unterschriften überreichten sie in 1000er-Bündeln, jeweils begleitet mit einem Geschenk vom Markt:

  • Petra Mörgeli übergab das erste Bündel Unterschriftenbögen mit einem Blumenstrauss. «Weil wir einen blühenden Bürkliplatz-Märt fordern», sagte sie.
  • Weiter ging es mit Blumensamen, sodass in den Baumgruben auch Blumen blühen.
  • Biorüben von Traubs Betrieb im Kanton Aargau, denn der Markt habe auch eine überregionale Bedeutung.
  • Dann gab es ein Zopfbrot. «Der Markt ist nicht ein alter Zopf, sondern er passt auch in die heutige Zeit und in die moderne Stadt Zürich.»
  • Einem frischen Fisch. «Das Sprüchlein dazu sage ich lieber nicht», so Traub.
  • Einem Kaktus: «Wir fühlen uns in die Ecke gedrängt, wo wir unsere Stacheln ausfahren müssen.»
  • Einem Entspannungstee für gute Nerven
  • Einem Käse: «Wir hoffen, dass mit der Umgestaltung kein Chäs herauskommt.»
  • Einer Wurst. «Uns geht es um die Wurst – um unsere Existenz», so Petra Mörgeli abschliessend.

Michael Lamatsch nahm die Petition mit den Unterschriften entgegen. Bedankte sich für die Marktmitbringsel und sagte, dass der Stadtrat nun sechs Monate Zeit habe, die Petition zu beantworten. Lange Gesichter bei den Marktfahren, denn überwiesen ist das millionenteure Projekt bereits an die Baukommission des Gemeinderats. Der Baubeginn ist für September 2024 vorgesehen.

Petra Mörgeli sagt: «Wir reichen unsere Petition auch dem Gemeinderat ein.» Samuel Traub ergänzt: «Wir hoffen sehr, dass die Kommission, die das Projekt behandelt, auch uns anhört – wir sind nicht nur Betroffene, sondern auch Marktexperten.»