«Bio Luzern besteht nicht einfach nur aus der Wollpullover-Fraktion und der Gruppe der knallharten Betriebswirtschaftler, Bio Luzern ist viel breiter und vielfältiger», erklärte Co-Präsident Christian Galliker an der 33. Generalversammlung der Luzerner Biobauern. Entsprechend dieser Vielfalt seien auch die Erwartungen an Bio Luzern divers.

Unterschiedliche Signale

Um die Bedürfnisse der Luzerner Biobauern zu eruieren, wurde im letzten Sommer eine Mitgliederbefragung durchgeführt. «Die Rückmeldungen zeigten einerseits, dass wir insgesamt auf dem richtigen Weg sind», so Galliker. Allerdings wurde auch offensichtlich, dass Defizite bei der Interessenvertretung gegenüber Behörden und Verbänden bestehen würden. Weniger klar seien aber die Rückmeldungen, wie eine intensivere Interessenvertretung zukünftig aussehen solle. Einzelne Mitglieder erwarteten von Bio Luzern eine stärkere Annäherung an den Luzerner Bäuerinnen- und Bauernverband (LBV) und somit an ihre konventionellen Berufskollegen, andere forderten hingegen ein selbstbewussteres Auftreten und eine klarere Abgrenzung gegenüber der konventionellen Landwirtschaft.

«Auch Biobauern profitieren, wenn die Luzerner Landwirtschaft zusammenarbeitet.»

Markus Kretz, Präsident Luzerner Bäuerinnen- und Bauernverband

Bio-Märkte am Anschlag

Auch an der Generalversammlung selber wurde mehrmals gefordert, Bio Luzern solle den Mut haben, die grossen Vorzüge des Bio-Landbaus gegenüber der konventionellen Landwirtschaft intensiver zu kommunizieren. Man müsse dem Konsumenten aufzeigen, dass er mit seinem Griff zu Bio-Produkten direkt die Gewässer-Qualität und Biodiversität beeinflussen könne.

«Ja, Bio kann eine Antwort auf viele aktuelle Probleme sein. Fakt ist aber, dass der Bio-Markt in verschiedenen Bereichen momentan am Anschlag ist. Damit sich der Bio-Landbau weiterentwickeln kann, muss der Konsument bereit sein, einen weiteren Schritt zu machen», so Christian Galliker. Es sei nicht die Lösung, auf politischem Weg konventionelle Pflanzenschutzmittel und damit den konventionellen Anbau zu verbieten, solange nicht mehr Bio-Produkte zu kostendeckenden Preise verkauft werden könnten.

Bio Luzern will den Austausch mit den Konsumenten darum zukünftig intensivieren. So wird 2025 mit der Unterstützung von Bio Suisse ein Social-Media-Projekt lanciert, um das Bio-Gedankengut verstärkt an junge Menschen weiterzugeben. Zukünftig will Bio Luzern auch wieder vermehrt Gesundheitsthemen aufgreifen. So sei angedacht, zusammen mit dem Ernährungsforum Stadt-Land Referate über gesunde Ernährung anzubieten.

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Innerlandwirtschaftliche Konflikte

Der Austausch mit den Konsumenten und ein positives Bild des Bio-Landbaus seien sehr wichtig. In der Kommunikation sei es sicher auch richtig, auf die Alleinstellungsmerkmale und Vorteile des Bio-Anbaus hinzuweisen, auch wenn man dabei bei konventionellen Berufskollegen anecke. «Entscheidend ist aber, dadurch keine innerlandwirtschaftliche Konflikte auszulösen, indem die konventionelle Landwirtschaft schlechtgeredet wird», betonte Christian Galliker. Grabenkämpfe brächten niemandem etwas.

«Es ist ein Fakt, dass derBio-Markt momentan teilsam Anschlag ist

Christian Galliker, Co-Präsident von Bio Luzern

Alle Bauern profitieren

Dies betonte auch LBV-Präsident Markus Kretz: «Die 4500 Luzerner Landwirtschaftsbetriebe müssen gegenüber der Öffentlichkeit geeint auftreten und dürfen nicht gegeneinander arbeiten. Die Argumente, dass die eigene Produktion besser ist, hört man nicht nur bei Bio Luzern, sondern auch bei anderen landwirtschaftlichen Verbänden.» Schlussendlich profitierten auch die rund zehn Prozent Biobauern, wenn die gesamte Luzerner Landwirtschaft zusammenarbeite. Von den aktuell 43 laufenden Projekten des LBV würden auch die Biobauern stark profitieren. Als Beispiel nannte Markus Kretz die Thematik der Innenlaufhöfe bezüglich RAUS-Konformität, wovon Biobauern besonders betroffen seien.

Weniger Geld vom LBV

Dank der Zusammenarbeit aller Luzerner Bauern könnten auch Synergien genutzt und so Kosten gespart werden, so beispielsweise am alljährlichen Auftritt an der Publikumsmesse Luga, der rund 110 000 Franken benötige. «Bio Luzern hatte in der Vergangenheit auch schon einen eigenen Auftritt. Dieser benötigte aber enorme Ressourcen, die wir nicht mehr stemmen konnten», erklärte Co-Präsident Christian Galliker. Auf das Jahr 2026 sei angedacht, mit der Unterstützung des LBV die Luzerner Biolandwirtschaft wieder an der Luga zu präsentieren. Im Rahmen solcher Projekte sei es zukünftig auch möglich, vom LBV zusätzliche Unterstützung zu erhalten. Hingegen sei der jährliche LBV-Beitrag an Bio Luzern infolge Sparmassnahmen von 11 000 auf 3000 Franken reduziert worden.

Eine App für Direktvermarkter
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Biobauer Beat Riedweg aus dem luzernischen Schongnau präsentierte an der GV von Bio Luzern erstmals die Direktvermarktungs-App Beyeli, welche er zusammen mit zwei Kollegen realisiert hat.

Aufwand minimieren
Das Ziel von Beyeli sei es, den Zugang zu regionalen Produkten zu erleichtern und gleichzeitig die Digitalisierung der Abläufe für alle Beteiligten zu stärken. Beyeli ziele darauf ab, lokale Produzenten, Händler und Hofläden durch innovative digitale Lösungen miteinander zu verbinden. Entstanden sei die Idee für diese App während der Corona-Phase, als Beat Riedweg keine Märkte mehr besuchen konnte, aber seine eigenen Hof-Produkte dennoch dem Endkunden liefern wollte. Mit unzähligen Excel-Tabellen habe er die Bestellung von Endkunden organisiert und gab diese den Händlern und Produzenten als Bestellung weiter. Diesen immensen Aufwand wollte er minimieren, womit die Idee von Beyeli geboren war.

Produzenten vernetzen
Die Plattform Beyeli vernetze regionale Produzenten, Händler und Hofläden durch digitale Lösungen. In der übersichtlichen App könnten Produkte schnell eingefügt und Dokumente wie Lieferscheine und Rechnungen einfach generiert werden.

Mehr über die App