Nach zwei Jahren Bauzeit war es letzten Freitag, 14. April 2023, endlich soweit: Markus Koller, Präsident der Käsereigenossenschaft Wängi, konnte der Pächterfamilie Thönen die neue Käserei übergeben. Mit zwei Tagen der offenen Tür hatte die Bevölkerung am Wochenende die Möglichkeit, Einblick in den Neubau zu erhalten. Etwa 3500 Personen machten von dieser einmaligen Gelegenheit Gebrauch.

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Dem Bau gingen sechs Jahre Planung voraus

Am Freitag fand die Eröffnungsfeier mit 50 geladenen Gästen statt. Markus Koller blickte auf die Geschichte der Käsereigenossenschaft zurück: 1869 wurde die Sennereigesellschaft Wängi gegründet, 1901 erfolgte die Neugründung der Käsereigenossenschaft Wängi mit Übernahme der Sennhütte. Es fand eine beständige Aufwärtsentwicklung statt, mit Fusionen, Umbauten und Erweiterungen. Anfangs wurde Emmentaler produziert.  Nach der Fusion mit der Käsereigenossenschaft Lachen-Eggetsbühl 1992 stellte man auf Appenzeller Käse um.

«2015 mussten wir feststellen, dass wir mit unseren Lagerkapazitäten an die Grenzen kommen.»

Markus Koller, Präsident Käsereigenossenschaft Wängi

Nach sechsjähriger Planung erfolgte im August 2021 der Spatenstich für die neue Käserei Wängi.   

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Effiziente Produktion und Lagerung

Käser Godi Thönen, gebürtiger Berner Oberländer und mittlerweile seit 30 Jahren im Thurgau, bedankte sich bei den Bauern für den Rückhalt und das Vertrauen, damit die Käserei gebaut werden konnte. In den vergangenen Jahren sei die Milchmenge der Käserei immer voraus gewesen, führte er aus. «Und dies, obwohl wir viermal täglich, 365 Tage im Jahr gekäst haben.» Nun habe man beste Voraussetzungen und einen perfekten Betrieb. «Wir haben hier unsere Traumkäserei», betonte Thönen. Er ist zuversichtlich, «dass wir nun endlich alle Milch verkäsen können, damit die Bauern zufrieden sind».

Die neue Käserei in Zahlen
22,5 Millionen Franken hat die Käsereigenossenschaft in die neue Käserei in Wängi investiert. Das Team der Pächterfamilie Thönen verarbeitet von 30 Milchlieferanten 28’000 Liter Milch pro Tag.
Für die Fertigung stehen 2 Käsefertiger und 2 Kassettenpressen im Einsatz, mit denen im Maximum 840 Laibe pro Tag produziert werden können. Die Kapazität der 4 Reifungslager beträgt 72’000 Käselaibe.
29’412 Kubikmeter Bauvolumen hat das Gebäude, in dem ab Mitte Mai 7 Mitarbeiter ihre Arbeit aufnehmen werden.

Lagerkapazität auf 72'000 Laibe aufgestockt

[IMG 3] Für 22,5 Mio Franken ist in Wängi eine der modernsten Rohmilchkäsereien der Schweiz entstanden, wie der Rundgang eindrücklich zeigte. Praktisch alle Arbeitsgänge sind automatisiert. Die Anlage ist auf zwei Produktionslinien ausgerichtet. Das Herzstück der Käserei ist die Produktionshalle mit zwei Käsefertigern à 10'000 respektive 20'000 Litern und zwei Presswannen. Die neue Kasettenpresse schafft 240 Laibe auf ein Mal, die zweite Presse, im Moment noch am alten Ort, 120 Laibe. Eindrücklich ist auch das Käselager mit vier Reifungslagern à je 18'000 Laibe. Sie werden von zwei Robotern gepflegt. Diese pflegen pro Stunde je 600 Käse.

Energieeffizienz spielt eine wichtige Rolle. Dafür kommen Anlagen zur  Luft- und  Wärmerückgewinnung zum Einsatz. «Ein spannendes Projekt ist die Eiswasserspeicherung», erklärte Markus Koller auf der Führung. Mit dem Strom aus der Solaranlage wird tagsüber Eiswasser produziert. Die Kälte wird in einem 75 m3 grossen Eiswasserbecken gespeichert und später  zum Kühlen in der Anlage genutzt.

Bis die Käserei ihren Betrieb aufnehmen kann, dauert es noch ein paar Wochen. «Die Einstellung der Steuerung beansprucht noch etwas Zeit», sagte Koller. Dazu wird die Durchflussgeschwindigkeit  von Ventil zu Ventil gestoppt, im Test mit Wasser, damit es nachher bei der Milch möglichst wenig Verluste gibt. Mitte Mai soll es mit der Appenzeller Produktion am neuen Standort dann losgehen.

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