Wartefristen von vielen Jahren, wenn ein Landwirt eine neue Scheune Bauen will und dafür Subventionen beansprucht, sind in einigen Innerschweizer Kantonen seit Jahren Realität. Das zeigt eine Umfrage bei den zuständigen Landwirtschaftsämtern und Kreditkassen.

Bis sechs Jahre warten

So bestätigt Lauro Falconi vom Landwirtschaftsamt Obwalden, dass für Hochbauprojekte wie Scheunen mit fünf bis sechs Jahren Wartefrist gerechnet werden müsse. Für Tiefbauprojekte wie Wasserversorgungen oder Strassenbauten sind es vier bis fünf Jahre. Das sei den Antragstellern allerdings bewusst und die Situation sei seit vielen Jahren so. Grund sind die beschränkten Gelder vom Bund bei mehr Gesuchen, vor allem für teure Tiefbauprojekte.

Aufgrund der langen Wartefrist für Unterstützung zum Stallbau würden Bauherren teils sogar auf die Subventionen verzichten und sich halt mit Investitionskrediten begnügen, für die es keine Wartefrist gibt.

«Die Nachfrage ist extrem zögerlich.»

Peter Wyrsch hat in Nidwalden wenig Gesuche für Umweltmassnahmen.

Wenig Potenzial und auch wenig Interesse stellt Falconi für die neuen Umweltmassnahmen fest. Viele Güllegruben seien schon abgedeckt. Betriebe, wo das noch denkbar sei, wurden angeschrieben, bisher sei aber noch kein Gesuch eingegangen. Abdeckung von Güllegruben sei ohnehin wohl die einzige neue Unterstützungsmassnahme, die hier in Frage komme.

Rückbauten nehmen zu

Auch in Schwyz liegen die Wartefristen für Subventionen aktuell bei fünf bis sechs Jahren, sagt Mario Bürgler, Vorsteher Amt für Landwirtschaft. Auch er begründet dies mit der hohen Anzahl Neugesuchen, aber auch mit den eher knappen personellen Ressourcen. Weil im Kanton eine rege Bautätigkeit feststellbar sei, werde das Amt für Landwirtschaft infolge Pensionierung des aktuellen Stelleninhabers demnächst einen neuen Mitarbeiter anstellen und während eines Jahres mit zwei Personen die Gesuche bearbeiten.

Sehr gefragt seien Laufställe und Wohnhäuser. Und erfreulicherweise habe auch der Rückbau von ungenutzten landwirtschaftlichen Gebäuden stark zugenommen, meint Bürgler. Die Umweltmassnahme erhöhte Fressstände sowie Laufgänge mit Quergefälle hätten den Durchbruch aus bekannten Gründen wie Rutschgefahr noch nicht geschafft. Und die Abdeckung von bestehenden Güllegruben sei im Kanton Schwyz kaum ein Thema. «Viele Güllegruben sind bereits abgedeckt.» Bisher noch nie unterstützt wurde die Massnahme Gülleansäuerung sowie Füll- und Waschplätze.

Teure Wasserversorgungen

Lange Wartefristen bestätigt auch Peter Wyrsch vom Landwirtschaftsamt Nidwalden. Die Gesuche hätten seit Mitte 2020 angezogen und aufgrund der knappen Gelder seien die Beitragsmöglichkeiten für 2022 und 2023 bereits ausgeschöpft. «Wer heute anfragt, dem empfehle ich, nicht vor 2024 mit den Subventionen zu kalkulieren.» Er weist darauf hin, dass aus dem Bundestopf an Strukturhilfen eben Projekte im Hoch- und Tiefbau zu unterstützen sind und jeweils ein Gleichgewicht zu suchen sei. Und wenn eine neue Wasserversorgung auf einer Alp anstehe, so verschlinge das rasch eine Million Franken, damit könnten aber gleich mehrere Scheunenprojekte unterstützt werden. In Nidwalden bestehe im übrigen ein ausgeprägter Nachholbedarf für Laufställe, die Gesuche dafür nehmen zu.

«Wir finden das überhaupt nicht sinnvoll.»

Jürg Hulliger von der Kreditkasse Aargau hinterfragt die Beiträge an Harnrinnen.

Wenige Abdeckungen

«Extrem zögerlich» gingen hingegen Gesuche für die neuen Umweltmassnahmen ein, meint Peter Wyrsch. Bei vielen Umbauten könnten Massnahmen wie Harnsammelrinne oder erhöhte Fressstände gar nicht realisiert werden. Und selbst bei Neubauten stimme das Kosten-Nutzen-Verhältnis oft nicht. Zumindest ein Gesuch sei bisher für die Abdeckung von Güllelagern eingegangen. Diese Massnahme werde wohl künftig mehr gefragt sein, insgesamt bestehe aber wohl nur auf wenigen Dutzend Nidwaldner Betrieben ein Potenzial dafür.

«Wir haben knappe Ressourcen.»

Mario Bürgler begründet die lange Wartezeit, bis in Schwyz Beiträge gesprochen werden.

Aargau überbrückt

Im Aargau gebe es wenig Gesuche für Subventionen an Stallbauten für Rindvieh, erklärt Jürg Hulliger von der Aargauischen Landwirtschaftlichen Kreditkasse. Zumal solche ohnehin nur ab der voralpinen Hügelzone beansprucht werden können. So bestehe auch keine Warteliste, obwohl Gesuche für Rindviehscheunen eher wieder zugenommen hätten und die Gelder knapp geworden seien, wie Jürg Hulliger erklärt. Dies auch, weil aus dem gleichen Topf die neuen Beiträge für Umweltmassnahmen zu finanzieren sind. Besonders gefragt sind im Aargau die Unterstützung für den Bau von Füll- und Waschplätzen für Spritz- und Sprühgeräte. Nur vereinzelte Gesuche seien im Rahmen von Neubauprojekten für die Erstellung erhöhter Fressstände eingegangen. Nur mehr wenig gefragt sei die Massnahme Abdeckung von Güllelagern, zumal im Aargau dies schon weitgehend vollzogen ist. Kein Thema sei eine Unterstützung für Laufgänge mit Quergefälle und Harnsammelrinne. «Wir erachten das als überhaupt nicht sinnvoll, wurden zum Sinn einer solchen Unterstützung auch nie befragt und sprechen dafür im Aargau auch kein Geld», betont Hulliger.

Abo AP-Serie «Direktzahlungen machen erpressbar» Monday, 4. October 2021 Aktuell stünden im Aargau noch genügend Gelder für Strukturhilfen zur Verfügung und damit Wartefristen verhindert werden könnten, würden teils auch Überbrückungskredite gewährt. Vom Gesuchseingang bis zur Kreditgewährung dauere es nur wenige Monate. Je nach Qualität der eingereichten Unterlagen und Projektfortschritt. 

Luzern mehr Gesuche

Auch bei der Luzerner Landwirtschaftliche Kreditkasse gibt es mehr Gesuchsanfragen, über alle Bereiche, erklärt Geschäftsführer Samuel Brunner. Vor allem für Rindviehscheunen im Berggebiet, fast ausschliesslich Laufställe, teils auch mit Melkroboter. Letztes Jahr waren von 21 solcher Projekte 14 Um- und sieben Neubauten. Die Wartezeit für Subventionen dafür liegt bei rund einem Jahr. «Wer jetzt ein Gesuch stellt, kann nächstes Jahr mit der Zusage rechnen.» Bei den Umweltmassnahmen seien Harnsammelrinnen kaum gefragt, weil das Kosten-Nutzen-Verhältnis für Beiträge nicht stimme. Für Abluftanlagen sind bisher drei Gesuche eingegangen. Beiträge für Gülleabdeckungen und Waschplätze werden nicht durch die Kreditkasse, sondern durch die Luzerner Dienststelle Landwirtschaft und Wald abgewickelt.

Dort erklärt Martin Christen, dass seit Anfang 2021 144 Gesuche für Güllelagerabdeckungen eingegangen sind, gegen 40 wurden bereits abgerechnet. Der Kanton rechnet jährlich mit rund 120 Gesuchen, bis 2030 müssen die geschätzten rund 1200 Güllelager im Kanton abgedeckt sein. Für Waschplätze gab es im Kanton Luzern bisher 13 Beitragsgesuche. «Wartezeiten gibt es keine», sagt Christen.

Massnahmen für die Ökologie
Seit Anfang 2021 werden im Rahmen der Strukturverbesserungsverordnung Art. 18 Abs. 3 auch ökologische Ziele unterstützt. So gibt es Beiträge und meist auch Investitionskredite für:

- Laufgänge mit Quergefälle und Harnsammelrinne
- Erhöhte Fressstände
- Abdeckung von bestehenden Güllegruben
- Abluftreinigungsanlagen zur Ammoniakreduktion
- Füll- und Waschplätze von Spritz- und Sprühgeräten
- Mehrkosten für besondere Einpassung landw. Gebäude und denkmalpflegerische Anforderungen
- Rückbau ungenutzter landw. Gebäude ausserhalb der Bauzone
- Produktion oder Speicherung nachhaltiger Energie, mehrheitlich zur Eigenversorgung.