Es ist nicht der ideale Zeitpunkt für diese Nachricht: Die Afrikanische Schweinepest (ASP) lauert – vorläufig noch hinter der Grenze – und die Vogelgrippe hat bereits einen ersten Schweizer Betrieb erfasst. In diesem Moment hat Axa beschlossen, ihr Angebot für Tierseuchen- und Pflanzenkrankheiten einzustellen.

Versicherung würde laut Axa zu teuer

In einem Schreiben, das dieser Tage an die Kunden versandt wird, heisst es, dass Axa «aufgrund der Erkenntnisse aus der aktuellen Pandemie ihr Versicherungsportfolio einer strategischen Überprüfung unterzogen hat». Bei dieser Analyse sei man zum Schluss gekommen, dass das bestehende Versicherungsangebot im Bereich der Tierseuchen sowie Pflanzenkrankheiten «gewissen systemischen Risiken ausgesetzt ist».

Um diese Risiken angemessen finanzieren zu können, müssten die Prämien laut dem Schreiben, das der BauernZeitung vorliegt, deutlich erhöht werden. «Leider könnte somit der bestehende Versicherungsschutz nicht mehr zu fairen Preisen angeboten werden», so die Versicherung weiter. Es fehlten auch Rückversicherungsangebote im Markt, um diese Risiken adäquat abzudecken, schreibt Axa.

Ein Kollateralschaden der Corona-Pandemie

«Aus diesen Gründen haben wir uns entschieden, dieses Angebot nachhaltig zu schliessen». Dies bedeute für die Produzenten, dass Axa den bestehenden Versicherungsvertrag per Ablaufdatum nicht mehr verlängern bzw. per diesem Datum aufheben wird. Die ersten Verträge laufen Ende 2022 aus. Wer aber erst 2020 abgeschlossen hat, kann noch bis 2025 Schutz von Axa in Anspruch nehmen, da die Verträge üblicherweise auf fünf Jahre abgeschlossen werden.

Abo Es geht nichts über eine gute betriebliche Biosicherheit. Dazu gehören auch Zäune. (Bild aem) ASP Schweinehaltung: Jetzt oder nie gegen ASP versichern Saturday, 9. May 2020 Grund für den Stopp der Versicherung, der dem Vernehmen nach am Axa-Hauptsitz in Paris beschlossen wurde, ist also nicht eine grassierende Tierseuche, sondern die aktuelle Corona-Pandemie. Sie ist quasi ein Kollateralschaden des gesteigerten Sicherheitsbedürfnisses in unsicheren Zeiten.

Auf Nachfrage heisst es bei Axa, dass «Erkenntnisse aus der aktuellen Pandemie aufgezeigt haben, dass auch in der Versicherung von Tierseuchen- und Pflanzenkrankheiten ein Risiko von Kumulschäden besteht». Kumulschäden sind im Versicherungsjargon ein Ausdruck für zahlreiche gleichzeitig auftretende Fälle bei ungenügender Anzahl unbetroffener Prämienzahler. Mit anderen Worten, die Kosten-Nutzen-Rechnung geht für Axa nicht mehr auf.

Ganz überraschend kommt der Schritt nicht. Laut Axa-Sprecherin Nicole Horbelt hat die Versicherung, «seit Beginn der Pandemie im Jahr 2020 einen Verkaufsstopp erlassen». Es ist also auch nicht möglich, jetzt noch für das letzte Jahr mögliche Schäden zu versichern.

Zahlreiche Produzenten betroffen

Betroffen sind vom Ausstieg zahlreiche Produzenten, vorwiegend Schweine- und Geflügelhalter, aber auch grössere Pflanzenproduzenten. Wie die Axa in ihrem Schreiben an die Kunden betont, werde sie «die Produzenten unterstützen und zu einem anderen Anbieter begleiten, sollte es ein ähnliches Angebot geben». Ein solches ist allerdings im Moment nicht in Sicht.

«Der Schutz könnte nicht mehr zu fairen Preisen angeboten werden.»

Die Axa zu den Gründen für den Ausstieg.

Axa ist alleiniger Anbieter von Tierseuchen- und Pflanzenkrankheits-Versicherungen. Auch dieser Sachverhalt zeigt, dass es sich hier um ein Spezialgeschäft handelt, von dem viele Sachversicherer lieber die Finger lassen. In früheren Jahren war auch die Zürich-Versicherung Anbieter in diesem Segment und arbeitete mit Suisseporcs und Gallo Suisse in Branchenlösungen. Die Zürich ist allerdings vor mehreren Jahren ausgestiegen.

«Die Einstellung der Versicherung wird bei den Betroffenen auf viel Unverständnis stossen», prognostiziert Christoph Brunner, Leiter Versicherung beim Luzerner Bäuerinnen- und Bauernverband (LBV), «zumal die Axa kurz vor dem verhängten Aufnahmestopp die Versicherung mit Deckungserweiterungen gerade bei Mastbetrieben schmackhaft machte».

«Die Einstellung wird bei den Bauern auf viel Unverständnis stossen.»

Christoph Brunner, Leiter Versicherungen beim LBV

Der LBV ist Partner der Axa im noch laufenden Versicherungsangebot. Er beziffert die Zahl der Policen von Schweinehaltern unter LBV-Regie im Kanton Luzern und Umgebung auf über 130. «Vom Schweizer Versicherungsmarkt wird da nichts kommen. Die Zurückhaltung für dieses Geschäft ist seit Jahren bekannt und löst beim Produktemanagement der Schweizer Versicherer keine Begeisterung aus», so Brunner.

Bauernverband analysiert

Beim Schweizer Bauernverband ist man sich des Problems bewusst. Kommende Woche wird man das Thema in der erweiterten Geschäftsleitung aufgreifen, so Hanspeter Flückiger, Leiter Produkt- und Vertriebsmanagement bei Agrisano und Mitglied des Gremiums. Es sei noch zu früh, um konkrete Aussagen über ein allfälliges Anschlussangebot oder diesbezüglich irgendwelche Hoffnungen zu machen, gerade weil es sehr schwierig sei, für ein solches Angebot Rückversicherer zu finden, wie jetzt auch die Axa erfahren musste. «Wir werden aber alles dran setzen, eine Lösung zu finden», versichert er.