«Wir wollen für jeden Mund den passenden Käse produzieren!» Dies erklärte Markus Aegerter, Betriebsleiter der Hohgant-Käserei in Schangnau im Kanton Bern, anlässlich der Eröffnungsfeier des zweiten Käse-Reifungslagers am 27. Oktober. Die 22 Genossenschafter mit Solidarhaftung hatten dem Neubau einstimmig zugestimmt. Auch die Solidarhaftung war kein Grund, die Zustimmung zu verweigern. «Die Solidarhaftung wird überschätzt», meinte ein Genossenschafter auf Anfrage, der seinen Namen jedoch lieber nicht in der Zeitung lesen will. Er ist der Meinung, dass solche Hallen, wie die des Reifungslagers, einen hohen Wert haben, sollte sie trotzdem einmal verkauft werden müssen. [IMG 2]
Die Käsereifung für andere Käsereien ist ein zweites Standbein
Das neue Lager umfasst 5000 Plätze mehr als das erste Lager. Als zweites Standbein, nebst der Käseproduktion, werden Fremdkäse eingelagert. Dieses Angebot wird rege benutzt, sodass das erste Käse-Reifungslager bald zu klein wurde. Der Präsident der Genossenschaft Hohgant-Käserei, Andreas Neuenschwander, blickte am Anlass auf die vergangenen Jahre zurück. Stolz berichtete er vom mutigen Entscheid der Genossenschafter im Jahr 2008, sich von der Emmentaler-Produktion loszulösen und selbstständig zu agieren. Dieser Entscheid ebnete den Weg, sich zur Spezialitätenkäserei zu entwickeln.
In Zahlen
20'000 Käselaibe fasst das erste Käse-Reifungslager der Hohgant-Käserei.
25'000 Laibe haben im neu eingeweihten Lager Platz.
1,8 Mio kg Milch verarbeitet der Betrieb jährlich zu diversen Spezialitäten.
90 Prozent des Stroms, den die eigene 200-kW-Photovoltaikanlage produziert, kann selbst verwendet werden, der Rest wird ins Netz eingespeist.
Auch die Vermarktung wurde in die eigenen Hände genommen. Doch das gestaltete sich unerwartet schwierig. Nach zwei Jahren wurde beschlossen, die Vermarktung einem Profi abzugeben. So entstand die Zusammenarbeit mit Thomas Vogt von der Firma «Vom Chäser, Spirit Market GmbH». Die Zusammenarbeit basiert auf gegenseitigem Vertrauen. Dieses musste jedoch zuerst wachsen, erklärte Vogt. Denn dass die Emmentaler gut handeln können, das wisse man, erklärte er und schmunzelte dabei.
An der Finanzierung darf es nicht scheitern
Auch Ivo Torelli von der Schweizer Berghilfe liess es sich nicht nehmen, ein paar Worte zu überbringen. «Euch ist hier ein Leuchtturmprojekt gelungen mit der Käserei und den Reifungslagern. Und das in einer kleinen Welt, wie die Städter sagen würden», betont er. Aber kleine Welten zeichneten sich durch Beständigkeit und Ehrlichkeit aus. Das Projekt sei wichtig für die Entwicklung der Region, war Torelli überzeugt. «Und solches darf nicht an der Finanzierung scheitern», machte er deutlich. Die Schweizer Berghilfe beteiligte sich daher mit 150 000 Franken an den Gesamtkosten des zweiten Käse-Reifungslagers von gesamthaft 4,4 Mio Franken. Ivo Torelli konnte dann noch verkünden, dass die Spende der Berghilfe schliesslich von der Fenaco-Genossenschaft refinanziert wurde. [IMG 6]
Damit ein Betrieb wie die Hohgant-Käserei erfolgreich ist, braucht es jedoch mehr als eine gute Infrastruktur. Auch das wurde am Anlass deutlich gemacht. Für den Erfolg sind auch engagierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter enorm wichtig. Und genau die hat die Hohgant-Käserei offenbar.