Nationalrat Ernst Wandfluh spricht von problematischen Entwicklungen. Im Schweizer Nationalgestüt in Avenches VD gebe es überdurchschnittlich viele Personalwechsel, und zudem könnten offenbar aus finanziellen Gründen keine Junghengste mehr angekauft werden, so der Berner SVP-Politiker.
Keine Auskunft zu Personal
Die BauernZeitung hat beim Bund nachgefragt. Wie die Kommunikationsstelle von Agroscope, die auch für Medienanfragen zum Nationalgestüt Auskunft gibt, gegenüber der BauernZeitung erklärt, wird keine Auskunft zu einzelnen Mitarbeitenden und zu deren persönlichen Entscheiden gegeben. Dass Clara Ackermann, die am Gestüt unter anderem für den langfristigen Erhalt der Freibergerrasse zuständig ist, geht, wird also nicht kommentiert. Auch nicht der Abgang von David Barras, dem Hufschmied und Lehrlingsausbildner, der sich auch im Bereich des Fahrens stark engagierte. Agroscope findet zudem, dass die Fluktuationsrate des Personals am Standort Avenches mit der anderer Bundesinstitutionen vergleichbar sei.
Runter mit der Anzahl an Bundeshengsten
Zur Frage, wie es denn im Bereich der Beschaffung der Hengste aussieht, schreibt Agroscope: «Alle Bereiche der Bundesverwaltung sind von Sparmassnahmen betroffen – auch Agroscope und das Schweizer Nationalgestüt. Deshalb überprüfte Agroscope alle ihre Aufgaben auf Wirkung und Effizienz. Dabei zeigte sich, dass unter anderem die Vollzugsaufgaben gemäss Tierzuchtverordnung mit einem reduzierten Hengstbestand voll erfüllt werden können.» Agroscope werde Hengste nach Bedarf des Tierbestands und zur Erfüllung des Auftrags zur Förderung der genetischen Vielfalt erwerben. Das bedeute, dass die Zahl der Hengste, die am Standort gehalten würden, reduziert werde. «Der Abbau des Hengstbestandes von heute 60 auf 45 Tiere bis zum Jahr 2030 erfolgt durch natürliche Abgänge und den teilweisen Verzicht auf einen alljährlichen Ankauf von Junghengsten», so Agroscope.
«Da laufen Leute weg»
Diese Aussagen entsprechen in etwa jener Antwort, die Ernst Wandfluh auch von Bundesrat Guy Parmelin erhalten hat. Der SVP-Politiker zeigt sich auf Anfrage der BauernZeitung nicht glücklich darüber. Es sei schwierig, als Parlamentarier in ein operatives Geschäft des Bundes einzugreifen, aber hier müsse genauer hingeschaut werden, ist er sicher. «Da laufen Leute weg», sagt Wandfluh. Leute, die nicht einfach zu ersetzen seien. Die ohnehin schon gebeutelte Rasse stehe vor grossen Herausforderungen, die nicht noch durch züchterische Fehlentscheide leiden dürfe. «Finden wir noch Aufzüchter von Hengsten, wenn dieser Markt zunehmend wegbricht?», fragt Wandfluh, der gedenkt, den Bund an seine Verantwortung im Bereich der Freibergerrasse zu erinnern.
