Adrian Brügger hat früh gelernt, Verantwortung zu übernehmen. Nach dem frühen Tod seines Vaters übernahm er 2002 als 21-Jähriger den 60 ha grossen Betrieb in Düdingen. Vor wenigen Jahren zwang ihn dann ein Skiunfall zur Aufgabe der Milchproduktion. Im laufenden Jahr amtet der SVP-Politiker, Meisterlandwirt und Agrokaufmann HF als Freiburger Grossratspräsident. Nun will der Düdinger, der verheiratet ist und drei Kinder hat, am 12. November höchster Freiburger Bauer werden. Wir haben mit Adrian Brügger über seine Pläne und Wünsche gesprochen.
Herr Brügger, Sie wollen am 12. November neuer Präsident der Freiburger Bauern werden. Was möchten Sie in dieser Funktion prioritär angehen?
Adrian Brügger: Freiburg ist ein starker Landwirtschaftskanton mit rund 2500 Bauernfamilien, die täglich ihr Bestes geben, um die Ernährung der Bevölkerung zu sichern. Dennoch gibt es Betriebe, die enorm mit dem Kostenwachstum kämpfen. Hier müssen wir ansetzen und die Schwierigkeiten klar aufzeigen. Die grösste Herausforderung, die wir im Rahmen der Revolte Anfang des Jahres festgestellt haben, ist das Gefühl vieler Landwirte, nicht verstanden zu werden. Es ist wichtig, an diesem Punkt anzusetzen, um das Vertrauen zwischen der Landwirtschaft und der Gesellschaft zu stärken.
Die Freiburger Landwirtschaft ist stark von der Milchwirtschaft geprägt. Welche Herausforderungen sehen Sie für die regionalen Milchproduzenten?
Die Milchwirtschaft ist sehr arbeitsintensiv. Die Landwirte sind sieben Tage die Woche im Einsatz und rund um die Uhr präsent, wenn etwas nicht gut läuft. Die Arbeitsbelastung nimmt von Jahr zu Jahr zu, und viele Milchproduzenten verdienen zu wenig, um ihre Rechnungen zu bezahlen und notwendige Investitionen zu tätigen. Dies ist alarmierend. Es ist eine Herausforderung, dass die Konsumenten oft nicht bereit sind, für die qualitativ hochwertigen Leistungen, die wir bieten, einen angemessenen Preis zu zahlen.
Wie möchten Sie die regionalen Milchproduzenten unterstützen, um ihnen langfristige wirtschaftliche Perspektiven zu sichern?
Ich möchte derjenige sein, der zuhört und versucht, einen Konsens zu finden. Zudem ist es wichtig, den Dialog mit den Konsumenten zu fördern und einen Draht zu den politischen Entscheidungsträgern in Bern zu haben, damit das Parlament sich aktiv für die Bauernfamilien einsetzt. Der schönste Beruf, den man haben kann, sollte auch eine Lebensgrundlage bieten. Der Kontakt zwischen den verschiedenen Gruppen ist entscheidend, und ich möchte an dieser Stelle aktiv werden. In diesem Jahr gab es auch massive Herausforderungen im Ackerbau, und wir müssen diese gemeinsam angehen und nach Lösungen suchen. Es gibt nur eine Landwirtschaft, und ich bin mir bewusst, dass der Spagat zwischen den Interessengruppen gross ist, aber nur über diesen Weg können wir Fortschritte erzielen.
Die Bodenpreise sind auch im Kanton Freiburg hoch, was den Zugang zu Land für junge Landwirte erschwert. Wie wollen Sie als Präsident dazu beitragen, dass auch die nächste Generation von Bauern Zugang zu Ackerland hat und erfolgreich wirtschaften kann?
Dies ist ein agrarpolitisches Problem. Unser System ist stark flächenorientiert, was bedeutet, dass die hohen Bodenpreise oft eine Barriere für junge Landwirte darstellen. Viele haben nicht das nötige Kapital, um sich eine Existenz aufzubauen. Hier ist der Bund gefragt, um Lösungen zu finden und den jungen Landwirten Entwicklungsmöglichkeiten zu bieten.
Die klimatischen Bedingungen verändern sich, was sich besonders auf die Viehhaltung und den Pflanzenbau auswirkt. Welche regionalen Anpassungsstrategien sehen Sie, um die Freiburger Landwirtschaft widerstandsfähiger gegenüber diesen Veränderungen zu machen?
Die Möglichkeiten, die ich im Kanton Freiburg sehe, liegen im Bereich der kantonalen Politik. Die Regierung hat sich dazu entschlossen, einen Weg zu gehen, und der Grossrat hat ein Klimagesetz verabschiedet. Dies schafft die Voraussetzungen, um den Bauernfamilie auch kantonal Perspektiven zu geben. Wir haben mit Grangeneuve, dem Landwirtschaftlichen Institut des Kantons Freiburg, zudem eine ausgezeichnete Ausbildungs- und Beratungsstruktur, die für die Weiterentwicklung im Kanton entscheidend ist. Diese Plattform ermöglicht es uns, den Landwirten das nötige Wissen und die Unterstützung zu bieten, um sich auch den klimatischen Herausforderungen zu stellen.
Die Landwirtschaft ist sich ihrer Stärken und Schwächen bewusst.
Peter Brügger kandidiert als Nachfolger von Fritz Glauser.
Wie möchten Sie die regionale Zusammenarbeit zwischen landwirtschaftlichen Betrieben und Verarbeitungsbetrieben stärken, um die Wertschöpfung innerhalb des Kantons zu erhöhen?
Mein Hauptanliegen ist die Kommunikation. Wir müssen herausfinden, wie wir besser kommunizieren und unser Zielpublikum erreichen können. Es ist entscheidend, zu verdeutlichen, was es bedeutet, Milch, Käse, Brot oder Gemüse zu produzieren. Eine durchdachte Kommunikationsstrategie ist notwendig, um die Anliegen und die Realität der Landwirtschaft an die Bevölkerung zu bringen. Ich bin mir bewusst, dass dies nicht einfach ist und auch mit Kosten verbunden ist. Daher müssen wir darauf achten, im Budget zu bleiben, während wir in die Kommunikation investieren.
Was muss denn konkret kommuniziert werden?
Es ist wichtig, den Konsumenten zu zeigen, dass die Produkte ihren Preis haben, weil sie unter den Bedingungen produziert wurden, die die Schweiz fordert. Diese restriktiven Massnahmen haben schliesslich ihren Preis, und das müssen wir den Konsumenten klarmachen. Ich will das Rad nicht neu erfinden, vielmehr sicherstellen, dass es nicht ins Stocken gerät, sondern rund läuft. Die landwirtschaftliche Bevölkerung macht nur einen kleinen Prozentsatz aus, aber wir dürfen die nachgelagerten und vorgelagerten Betriebe nicht vergessen. Nur gemeinsam sind wir in der Lage, die bestmögliche Entwicklung zu erreichen.
Wie möchten Sie das Vertrauen zwischen den Bauern und der lokalen Bevölkerung stärken?
Wenn ich gewählt werde, habe ich das grosse Ziel, unseren Bauernstand zu vereinen und eine einheitliche Kommunikation zu fördern. Es ist wichtig, dass wir mit einer Stimme sprechen und den Konsumenten zeigen, wer wir sind, was wir tun und wie wir es tun. Sie sollen erkennen, wie gross der Aufwand ist, den die Landwirte täglich betreiben. Die Landwirtschaft ist sich ihrer Stärken und Schwächen bewusst, und wir müssen gemeinsam an einer fairen Preisgestaltung für alle arbeiten. Es ist entscheidend, zu erklären, was wir tun und wo wir ansetzen möchten.
