Ein Flaggschiff geht unter und es mag dies niemand so richtig bedauern. Christoph Ammann, Regierungsrat und Wirtschafts-, Energie- und Umweltdirektor des Kantons Bern fasst auf Anfrage der BauernZeitung zusammen: «Die Bio Schwand AG hat die angestrebte Vision und die gesteckten Ziele leider nie erreicht und blieb deshalb für die Bioszene unbedeutend.»

Bleiben die Mieter auf dem Schwand?

Trotz der Bedeutungslosigkeit der Bio Schwand AG bleiben Fragen offen. Insbesondere für die Mieter der Liegenschaften, die der Kanton Bern 2012 an die Investorengruppe verkaufte. Der ehemalige Gutsbetrieb der Bauernfamilie Siegenthaler laufe separat und sei darum vom Konkurs der Bio Schwand AG nicht betroffen, versichert Regierungsrat Christoph Neuhaus auf Anfrage. Der Bau- und Verkehrsdirektor des Kantons Bern weist zudem darauf hin, dass auch die Verträge mit den Mietparteien bestehen blieben.

Mieten mit Schulden verrechnet

Der Kanton Bern hat die Bauten für 9,4 Mio Franken verkauft und dabei am Boden ein Baurechtan Heinz Iseli und seine Bio Schwand AG eingeräumt, rekapituliert Neuhaus. Davon seien 6,5 Mio Fr. zurückbezahlt worden, zwei Kredite von total 2,9 Mio Fr. stünden noch aus. Seit Mitte 2018 habe der Kanton die von der Bio Schwand AG dem Kanton geschuldeten Gelder konsequent mit den zu entrichtenden Mieten verrechnet.

Weiter schuldet die Bio Schwand AG der Valiant Bank eine siebenstellige Hypothek. Dazu kommt gemäss Handelsregister Aktienkapital im Wert von rund 800 000 Franken. Als Geldgeber hätten neben Bio-Verbänden auch Private fungiert, die «von der guten Sache überzeugt gewesen» seien, bedauert Christoph Neuhaus.

Den Behörden waren die Hände gebunden

Obwohl der Konkurs absehbar gewesen sei, habe der Kanton nicht eingreifen können, stellt Christoph Neuhaus klar: «Heinz Iseli war als Präsident im Verwaltungsrat mit Eigenkapital tätig und verstand es immer wieder, neues Kapital zu mobilisieren. In eine private Aktiengesellschaft, an der der Kanton nicht beteiligt ist, kann die Regierung nicht reinsteuern.» Vorwürfe, die den zuständigen Behörden nun Nichtstun unterstellten, würden diese Tatsache missachten. Der Baurechtsvertrag zwischen dem Kanton Bern und der Bio Schwand AG laufe noch bis 2058. Als Baurechtsgeber habe der Kanton im Falle eines Konkurses das Vorkaufsrecht. Während des laufenden Konkursverfahrens kläre man ab, ob und in welcher Form der Kanton Verwendung für die Liegenschaft habe.

Die auf dem Schwand ansässige Treuhand + Beratung Schwand AG hält mit ihren40 Mitarbeitenden am Standort fest. «Der Schwand hat das Potenzial, dass eine den Kundenbedürfnissen und den Mitar-beitenden entsprechende Infrastruktur aufgebaut werden kann. Das Verhältnis zu Bio Schwand war grundsätzlich gut, aber die seit Jahren geführten Verhandlungen betreffend zusätzlichen Büroräumen wurden leider stets abgeblockt», erklärt Beat Moser. «Der nicht unerwartete Konkurs bringt für uns die Chance, dass wir die dringend benötigten Räume mieten können und somit die meist leer stehendenZimmer endlich genutzt werden – die entsprechenden Bedürfnisse sind bereits angemeldet und Gespräche werden folgen.»

Bleibt die Bio-Bildung erhalten?

Bei der Biogärtnerei Artha Samen ist ebenfalls kein Standortwechsel geplant. Auch dort überrascht aber der Konkurs wenig und man hofft auf ein stabileres Gefüge am Schwand.

Konsequenzen für die Berner Bioszene befürchtet die Präsidentin der Bärner Bio Bure, Monika Sommer, nicht. Auf die Frage, wie es auf dem Schwand weitergehen soll, meint sie: «Sollte es eine Möglichkeit geben, sind die Bärner Bio Bure die ersten, die sich aktiv engagieren werden.» Was aus dem Schwand werde, müsse die Politik klären. Sicher sei aber, dass der Schwand nicht nur für Berner ein Begriff ist. «Es hängen viele Herzen am Schwand», betont Sommer. «Könnten wir den Zweck der biologischen Bildung erhalten, wäre das ein riesiges Geschenk.»

Der Unterricht geht weiter

Das Inforama unterrichtet auf dem Schwand angehende Biolandwirte aus der ganzen Schweiz. Der Kanton hat auch diese Räumlichkeiten von der Bio Schwand AG gemietet. Diese Mietverträge laufen vorläufig weiter, man habe von der Bau und Verkehrsdirektion die Zusicherung, dass die Räume bis auf Weiteres zur Verfügung stünden, schreibt das Inforama auf Anfrage der BauernZeitung.

2006 wurde die Bio Schwand AG als Vorzeige-projekt gegründet. Zuvor wurden über hundert Jahre an der Landwirtschaftlichen Schule Schwand Tausende von Bauern und Bäuerinnen ausgebildet. Als 2003 bekannt wurde, dass der Berner Regierungsrat die Landwirtschaftliche Schule schliesst, ging ein Aufschrei durch den Agrarkanton. Eine Gruppe um Heinz Iseli reichte eine Kaufofferte ein – ohne zu wissen, woher das Geld bei einem Zuschlag kommen sollte. 2012 verkaufte der Berner Regierungsrat der um Heinz Iseli gegründeten Bio Schwand AG zehn Gebäude. Die Bio Schwand AG schreibt Jahr für Jahr rote Zahlen. Kein potenzieller Geschäftspartner hielt es lange an der Seite von Heinz Iseli aus. Die Bio Schwand AG verwaltet die herrschaftlichen Gebäude. Der grösste Mieter istder Kanton Bern – für die Inforama-Bio-Schule, das Amt für Landwirtschaftund Natur (Lanat) und dieBernische Stiftung für Agrarkredite (BAK) bezahlt er jährlich Mietzinsen von rund 250'000 Franken.