«Alle reden von Nachhaltigkeit. Doch was heisst das eigentlich?» Diese Frage stellte Präsident Beat Brunner an der Delegiertenversammlung des Bauernverbands Appenzell Ausserrhoden, die am 6. April 2024 in Schönengrund stattfand, in den Raum. Bezogen auf die Landwirtschaft sei es nachhaltig, wenn die Produktion über die ganze Wertschöpfungskette gleichermassen ökologisch, wirtschaftlich und sozial vertretbar sei.

Anforderungen sind gestiegen

Beat Brunner wies darauf hin, dass bei den wirtschaftlichen und sozialen Komponenten in der Landwirtschaft nach wie vor grosse Defizite bestünden. «Die Einkommenssituation von vielen Bauernfamilien in der Schweiz ist nach wie vor ungenügend», so der Präsident. Mit einem mittleren Arbeitsverdienst von durchschnittlich 17 Franken pro Stunde sei es chancenlos, ein mit anderen repräsentativen Berufen vergleichbares Einkommen zu generieren. Im Berggebiet liege der durchschnittliche Arbeitsverdienst mit 12 Franken pro Stunde noch tiefer.

Grund dafür sind laut Brunner unter anderem die steigenden Anforderungen seitens der Po­litik. Beispiele sind die Ab­schaffung der 10-Prozent-Toleranzgrenze bei Stickstoff und Phosphor in der Nährstoffbilanz sowie die bevorstehende Einführung der digitalen Plattform Digiflux. Auch der Rückgang am Anteil an den Verkaufspreisen macht den Landwirtschaftsbetrieben zu schaffen. Während der Bauer vor 50 Jahren noch knapp mehr als die Hälfte vom Konsumentenfranken erhielt, sind es heute über alles gesehen weniger als 30 Rappen.

Wertvolles Kulturland ausscheiden

Abo Klima und Wetter «Wir müssen uns an neue Klimaverhältnisse anpassen» Thursday, 18. January 2024 In Bezug auf die ökologische Komponente der Nachhaltigkeit sprach Beat Brunner die kommende Abstimmung über die Biodiversitäts-Initiative an: «Müssten 30 Prozent der Landesfläche für die Biodiversität zur Verfügung gestellt werden, wäre auch bestes Kulturland auszuscheiden, auf welchem heute hochwertige Lebensmittel produziert werden.» Bereits heute komme jede zweite Mahlzeit aus dem Ausland. Betrachte man das Ganze, liessen sich die Forderungen der Initiative nicht mit Nachhaltigkeit vereinbaren.

Auch Bauernpräsident Markus Ritter, der als Gast an der DV anwesend war, wies auf die Mängel der Biodiversitäts-Ini­tiative hin. So sagte er etwa: «Die Bevölkerung will einen höheren Selbstversorgungsgrad, was mit der Initiative nicht zu erreichen ist.» Daher rief er dazu auf, am 22. September ein Nein in die Urne zu legen.

Vorstand in globo wiedergewählt

An der Versammlung standen zudem Gesamterneuerungswahlen an. Dabei wurde der Vorstand in globo wiedergewählt. Auch die Wiederwahl von Präsident Beat Brunner erfolgte einstimmig.