Wetterextreme wie lang anhaltende Nässe- und – aktuell – Trockenperioden nehmen zu. Nach Wochen ohne Niederschlag beginnen die Pflanzen zu leiden. «Doch eine Pflanze verdurstet bei Trockenheit nicht nur», machte Nicolas Helmstetter von der GVS Agrar AG  bewusst. «Sie verhungert auch. Denn ohne Feuchtigkeit kann sie die Nährstoffe aus dem Boden nicht aufnehmen.» Je länger, desto wichtiger wird es darum, den Pflanzen ein optimales Wurzelwachstum zu ermöglichen und die Mineralstoffe für sie ideal zu platzieren – und zwar alle. Dabei kann auch intelligente Technik zum Einsatz kommen, wie Helmstetter kürzlich in Löhningen am Sommerhöck des Verbands Landtechnik Schaffhausen ausführte.

Düngergaben gezielt platzieren

Da für die Entwicklung der Pflanze der am minimalsten vorhandene Mineralstoff ausschlaggebend ist, müssen alle nötigen Nährstoffe ausreichend zugänglich sein. «Den wasserlöslichen Stickstoff kann man problemlos oberflächig ausbringen, er findet seinen Weg in die Tiefe», erklärte Nicolas Helmstetter. Kali, Ammonium und Phosphat hingegen sind nicht löslich und eignen sich für eine tiefe Ablage – die Wurzeln der Pflanzen erkennen, wo die Nährstoffe liegen und wachsen in die Tiefe. Das fördert auch die Trockenheitsresistenz.

Helmstetter und sein Team haben dazu auf der Swiss Future Farm (SFF) im thurgauischen Tänikon einen Versuch durchgeführt: Phosphat wurde einerseits mit einem Streuer oberflächlich ausgebracht. Auf einer anderen Parzelle wurde es mit dem Grubber im Boden platziert, und zwar in einem Durchgang hälftig auf zwei Tiefen (ca. 5 cm, 25 cm). Dazu waren vorgängig ein Düngertank auf den Grubber und je zwei Schläuche daraus jeweils hinten an die Zinken montiert worden. Bei beiden Verfahren wurde zudem die Düngermenge variiert. 

Der Vollerernter bewährt sich

Der Versuch zeigte, dass die Pflanzen die platzierten Düngergaben deutlich besser auf­nehmen konnten. Auch jene ­Versuchspflanzen mit einem geringen Phosphat-Entzug fielen ertraglich kaum ab. Beim oberflächlich ausgebrachten Dünger bestimmte der prozentual mögliche Entzug an Phosphat den ­Ertrag linear, mit deutlichen Unterschieden. Wird Phosphat gestreut, nimmt die Pflanze nur ca. 15 Prozent davon auf. Wird es platziert, kann sie 35 bis 40 Prozent aufnehmen. Das Grubberverfahren punktet dabei gleich in zwei Belangen. Der Zinken lockert den Boden und die Nährstoffe werden für die Pflanze optimal ausgebracht.

Mittels RTK-Signal (satellitengestützte Positionsbestimmung), Applikationskarten und künstlicher Intelligenz kann die Düngerplatzierung noch verfeinert werden. Auf der SFF laufen aktuell Versuche mit der App Onesoil, die Parzellen zonenweise in verschiedenen Eigenheiten erfasst. Da die App auf eine Satellitenbilddatenbank zurückgreift, kann sie Prognosen für eine noch genauere Düngerausbringung stellen.

Ernten wird automatisiert

Abo Rebbau Der Baggerakrobat feiert sein 50-jähriges Jubiläum Thursday, 17. November 2022 Genauigkeit ist auch beim Traubenvollernter matchentscheidend, den Lohnunternehmer ­Felix Fleischli aus Oberhallau präsentierte. Denn die massige Maschine nimmt die «Räbli» zwischen die Räder, während sie mit Stangen das Traubengut herunterrüttelt. Da ist Zielgenauigkeit gefragt und Fleischli liefert sie nach sechs Jahren auch bei zügigem Tempo. Die Landmaschine mit dem hohen Heckaufbau faszinierte auch jene «Sommerhöckler», die selber keine Reben haben. Fleischli beschrieb die Arbeitsweise des Vollernters plastisch, vom Abrütteln der Trauben bis zu den Beeren im Tank.

Eingesetzt wird die Maschine bei Reihenabständen ab 1,8 m, zum Wenden sind 5 bis 6 m nötig. Der Vollernter schafft ein Gefälle bis ca. 27 Grad, dann ist Vorsicht geboten. Da er nur vorwärtsfahren kann, gibt es kein Zurück. Wenn er am Berg nicht weiterkommt, muss man ihn mit der Seilwinde aus dem Rebberg holen. Zudem besteht auch die Gefahr, dass sich der «New Holland» nach hinten überschlagen könnte. Das Traubengut wird zügig zum Abnehmer gebracht, damit die Trauben keine Vorgärung durchlaufen.

Mit 10 Tonnen bringt der Voll­ernter deutlich mehr Gewicht in die Reben als ein Traktor. Doch anderes als ein solcher fährt er nicht auf dem Wurzelbereich der Reben. Das ist schonender für sie. Zudem komme er nur bei guten Wetter- und damit Bodenverhältnissen zum Einsatz, relativierte Felix Fleischli weiter. Die Reinigung und Wartung der Grossmaschine ist aufwendig. Doch ihr Einsatz hat Zukunft. In der Westschweiz sind Vollernter verbreitet, der erste kam bereits 1986 in Genf zum Einsatz. 

Auch im Kanton Schaffhausen steigt die Zahl der automatisierten Ernten. Und bei rund 300 Hektaren im Klettgau bleiben zudem noch genügend Reben fürs traditionelle Herbsten von Hand.

Gesetzgebung ändert sich laufend

Auch dritte Posten des Sommerhöcks dreht sich um ein Anschauungsobjekt. Der Marathon-Kipper, der vor der Remise stand, war gewissermassen das «Spielgerät», um der Frage auf den Grund zu gehen, ob ein alter Anhänger für 40 km/h zugelassen werden könne – und das, ohne je immatrikuliert worden zu sein und nur mit einer hydraulischen 1-Leiterbremse ohne Abriss-Ventil ausgerüstet? Vorerst jedoch sensibilisierte Thomas Gasser vom Strassenverkehrsamt Schaffhausen (StVA) bezüglich der sich laufend ändernden Gesetzgebung zu Landmaschinen im Zusammenhang mit den EG- und ECE-Reglementen in Europa. «In den letzten Jahren hat eine rasante Entwicklung stattgefunden», konstatierte er, und darum gebe es auch immer mehr notwendige Nachweise. «Wir sind bestrebt, diese im Rahmen des Ermessenspielraums zu Ihren Gunsten auszulegen», betonte er.

Seitens des Bundes sind Änderungen von Vorschriften pendent, die auch die Landwirtschaft betreffen. Die Strassenverkehrsämter wie auch der Schweizer Verband für Landtechnik hätten sich vorgängig in die Vernehmlassung eingebracht, erklärte er weiter.

Die Sache mit dem alten Kipper

Daniel Graf, ebenfalls vom StVA, zeigte anschaulich auf, wie etwa das Prozedere ablaufen könne, vom Entschluss eines Landwirts, seinen alten Kipper für 40 km/h zu immatrikulieren bis zu den Auflagen, unter denen das Gefährt für den Strassenverkehr zugelassen werden könnte. «Kontaktieren Sie uns gleich am Anfang und teilen Sie uns mit, was Sie vorhaben», riet er den Anwesenden. «Schicken Sie uns, was Sie an Unterlagen haben, auch Handy-Fotos des Gefährts.» Schritt für Schritt führte er durch das Beispiel vom hypothetischen Kunden, der erst nur die Herstellerbescheinigung und Fotos liefern kann. Das StVA listet als Rückmeldung auf, welche Angaben noch gebraucht werden und gibt wichtige Hinweise zum Vorgehen. Eine wiedergefundene Zollanmeldung ersparte es dem Beispiel-Bauern, den Anhänger nochmals verzollen zu müssen. Auch den Waagschein konnte er noch liefern. Ein Foto des Herstellerschilds belegte zudem das Herstellungsjahr: 2010. Womit die damals aktuelle Gesetzeslage relevant wird.

Die Jahrzahl schaffte Klarheit zum zentralen Thema, nämlich den Bremsen: Es gibt drei legale Möglichkeiten, den Kipper aufzurüsten. Sowohl die billige «Geiz ist geil -Variante» (1-Leiter-Bremanlage belassen und Abriss-Ventil anbringen) als auch die Variante «Mittelweg» (Pneumatsiche 2-Leiterbremse mit bestehenden alten Bremsen) beurteilte Graf jedoch als kritisch. In beiden Fällen beträgt die Bremsleistung nur 38 Prozent, wohingegen moderne Traktoren eine Bremsleistung von 50 Prozent erbringen. Damit besteht akute Gefahr, dass der Anhänger den Traktor beim Bremsmanöver nach vorne schiebt.

Variante Topp: Den Anhänger auf eine 2-Leiter-Druckluftanlage umrüsten und eine grosse Bremse einbauen. So bringt auch der Anhänger eine Leistung von 50 Prozent. «Das ist zwar teurer, aber eine gute Investition für die Zukunft», zeigte Graf auf

 Zu allen Bremsanlagen muss ein Bremsprotokoll seitens einer darauf spezialisierten Firma erstellt und ans StVA geliefert werden. Dazu gehört auch eine Stückliste.