Abo Genralversammlung Lohnunternehmer-Verband: «Der Aufwand wird riesig» Wednesday, 20. March 2024 «Die Forderungen auf dieser Liste sind Killerkriterien. Werden diese nicht erfüllt, heisst das, dass wir eine Stufe höher schalten; auf die politische. Und auf dieser wird Digiflux allenfalls gekippt.» An der GV der Suisseporcs Sektion Ostschweiz sprach Vorstandsmitglied Aaron Milz eindeutige Worte. Er präsentierte mit seinem Antrag eine Liste von Forderungen an die geplante digitale Webanwendung Digiflux.

Entwickelt wird diese zurzeit vom Bundesamt für Landwirtschaft (BLW). Ziel dieser Anwendung ist, der vom Parlament beschlossenen Mitteilungspflicht für Pflanzenschutzmittel und Nährstoffe nachzukommen. Mit dem Programm sollen nämlich der Handel von Nährstoffen sowie der Handel und die Anwendung von Pflanzenschutzmitteln erfasst werden.

Noch viele offene Fragen

Gemäss Aaron Milz ist in der Ausgestaltung von Digiflux noch zu vieles offen. Zu wenig klar seien unter anderem die Definitionen, was alles als Kraftfutter gelte. Zu ungenau seien die Berechnungsmodelle für die Verwertung der Sau, die bekanntlich den Umwelteinflüssen ausgesetzt ist oder jene für den Düngerbedarf der Ackerkulturen. «Entspricht letzterer beispielsweise mit 140 kg N für Weizen überhaupt noch der Realität?»

Es könne deshalb nicht sein, dass mit Berechnungsmodellen, die nicht stimmten, falsche Bilanzen für Kontrollen erstellt würden und die Landwirte am Schluss dann für jene haften müssten. Aufgrund der Formulierung im Verordnungstext sei das ohnehin nicht zulässig, denn es sei lediglich von einer Mitteilungspflicht die Rede.

Die Sache verschlafen

Es sei Anfangs viel zu wenig gemacht worden – ja, die Branche hätte gar die Entwicklung verschlafen, konstatierte Aaron Milz.

In den letzten zwei bis drei Wochen sei jedoch einiges gegangen, zahlreiche Branchen hätten Kritik geäussert und das System hinterfragt. Das habe schliesslich zu Zugeständnissen vom BLW geführt und die Einführung um ein Jahr verschoben.

Nun gelte es, mit den anderen landwirtschaftlichen Verbänden die gleiche Strategie zu fahren und Synergien zu nutzen. Konkret heisst das, dass die Verbände und auch Suisseporcs klare Bedingungen aufstellen, welche erfüllt werden müssen.

Zum Beispiel sollen das System und die damit verbundenen Auflagen keine Mehrkosten für die Schweinehalter verursachen. Auch soll keine Pflicht bestehen, die gemeldeten Daten zu übernehmen und weiterzuverwenden. Dementsprechend sollen diese auch nicht zu Kontrollzwecken verwendet werden dürfen.

Zwang und Stärkung

«Der Antrag ist einerseits ein Zwang an die Geschäftsstelle, damit sie aktiv wird. Andererseits wollen wir ihr mit dem Antrag auch den Rücken für Verhandlungen stärken», bemerkte Aaron Milz vor der Schlussabstimmung. Man müsse jetzt die Chance nutzen, denn noch bestehe ein grosser Spielraum und dort gelte es einzuhaken.

Diese Chance wollte sich die Ostschweizer Sektion schlussendlich nicht nehmen lassen. Sie nahm den Antrag einstimmig an und schaffte so laut Aaron Milz die Grundlage für die Geschäftsstelle, damit diese in den Kampf ziehen kann.

Kommentar von Simone Barth
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Nur wehren reicht nicht

Das Bundesamt für Landwirtschaft ist es sich gewohnt, seine Arbeit mehrfach zu machen. Mit der Plattform Digiflux ist es dem Bund einmal mehr gelungen, sich auf der Zielgeraden die Peitsche in der eigenen Hand selbst um die Ohren zu schlagen. Mit Verschieben wird die Sache nicht gegessen sein. Analog dem Ruf nach mehr Biodiversität auf dem Acker wurde hier die Rechnung nicht mit dem Wirt gemacht – oder zumindest viel zu spät.

Dass die Bauern Kraft haben, zeigen nicht nur die Traktoren, die aktuell auffahren, das zeigen auch die Sitze, die sie im Parlament besetzen. Dem BLW sei geraten, die Antennen etwas besser auszurichten. Die Landwirtschaft findet nun einmal nicht am Bürotisch statt und auch nicht an Forschungsstandorten – sondern auf dem Feld und im Stall.

Aber mit der Erledigung der Feld- und Stallarbeit ist es auch für die Bauern nicht fertig. Jede Veränderung zu bekämpfen, ist gefährlich und hat stets das Potenzial des Bumerangs. Sollten die Acker-BFF tatsächlich gebodigt werden, dürfte die Gesellschaft wohl bei der Abstimmung der Biodiversitäts-Initiative die Landwirtschaft an ihr Versprechen – die Sache selbst an die Hand zu nehmen – erinnern. Wer verspricht, das Ruder zu übernehmen, muss es auch tun. Und so ist es auch bei Digiflux. Statt dieses zu bekämpfen, braucht es den Aufbau von Anschlusslösungen für die Betriebe in Bauernhand. Man kann alle Geschicke der Fenaco, der Migros oder dem BLW überlassen – oder sie selbst lösen. Aber dafür reichen Proteste nicht aus. s.barth@bauernzeitung.ch