«Die Milch ist unser Fundament – der Ursprung und zugleich der rote Faden all unserer Anstrengungen.» Mit diesem klaren Bekenntnis eröffnete Boris Beuret, Präsident der Schweizer Milchproduzenten (SMP), seine Ansprache an der Delegiertenversammlung vergangene Woche. Was wie ein poetisches Bild klingt, hat eine wirtschaftlich harte Realität im Rücken. Die Schweizer Milchwirtschaft steht 2024 tatsächlich vergleichsweise gut da – doch es gibt Risse im Fundament und es braucht laut SMP Wachsamkeit, Gestaltungswille und konkrete politische Weichenstellungen, um die Zukunft zu sichern.
Erfolge und Hürden
Dass heute 100 Prozent der Schweizer Milch nach dem Branchenstandard «Nachhaltige Schweizer Milch» produziert wird, sei ein Meilenstein. Auch der hohe Anteil an standortgerechtem Futter – 90 Prozent stammen aus dem unmittelbaren Umfeld der Betriebe – belegt: Schweizer Milch ist nicht nur nachhaltig, sondern auch tief in ihrer Region verwurzelt, so die SMP.
Doch Boris Beuret mahnt: «Das durchschnittliche Einkommen von 15 Franken pro Arbeitsstunde in der Milchwirtschaft zeigt, dass wir wirtschaftlich nicht am Ziel sind.» Gerade für die nächste Generation stelle dies ein bedenkliches Signal dar. Der Wille zur Weiterentwicklung sei da – aber auch der Druck.
Im Jahr 2024 blieb die Milchmenge mit 3,34 Millionen Tonnen stabil. Ein Erfolg angesichts der weiter sinkenden Anzahl an Produktionsbetrieben. Bei der Butter jedoch spitzte sich die Lage zu: Hohe Lagerbestände führten zu Marktinterventionen, die sich im Nachhinein als wirksam erwiesen. Keine C-Milch, stabilisierte Vorräte – eine Gratwanderung mit Erfolg.
Trotz des Erfolgs bei Käseexporten – 2024 wurde wieder mehr Käse exportiert als importiert – zeigte der Markt auch Schwächen. Die Nachfrage nach Milchpulver war schwach, der Druck durch Importe aus der EU und neue Zölle aus den USA bleibt ein Unsicherheitsfaktor.
Preise und politische Hebel
In Zahlen
16 759 Milchbetriebe gab es 2024 in der Schweiz,
405 Betriebe weniger als noch im Jahr davor.
3 241 185 Tonnen Milch wurden auf diesen Höfen produziert.
502 081 Milchkühe lebten 2024 auf den Schweizer Höfen.
193 Tonnen Milch wurden durchschnittlich pro Betrieb produziert.
6651 kg Milch pro Kuh und Jahr wurden eingeliefert.
15 Franken betrug 2024 der durchschnittliche Stundenlohn der Milchproduzenten.
Die Erhöhung des A-Richtpreises um 3 Rappen auf 82 Rappen/kg ab dem 2. Quartal 2024 war ein wichtiges Signal in einem angespannten Umfeld. Doch die zentrale Frage bleibt: Reicht das? Die SMP fordert in der Agrarpolitik AP 2030+ konkret eine bessere Entlohnung für gemeinwirtschaftliche Leistungen und einen robusteren Grenzschutz. Denn: «Diese Punkte sind entscheidend, damit sich unsere Arbeit auch finanziell wieder lohnt», so Beuret.
Die Milchproduktion ist nach wie vor der bedeutendste Betriebszweig der Schweizer Landwirtschaft. In der gesamten Wertschöpfungskette sind rund 100 000 Menschen tätig, die jährlich rund 3,4 Milliarden Kilogramm Milch verwandeln – Käse ist dabei das wichtigste Exportgut der Schweizer Landwirtschaft. Vor diesem Hintergrund gewinnt auch die Motion Hegglin an Bedeutung (siehe Kasten rechts).
Neben viel Politik und Markt standen auch Wahlen auf dem Programm. So wurden drei neue Vorstandsmitglieder gewählt: Lukas Dissler (ZMP), Eric Joly (LRG) und Markus Ritter (Miba). Als neue Suppleanten verstärken Kurt Krucker (TMP) und Adrian Theler (FLV) das Gremium. Zudem wurde Mireille Hirt zur zweiten Vizepräsidentin der SMP gewählt. Sie ist die erste Frau in dieser Funktion.
Wichtige Motion
Die Milchproduktion ist nach wie vor der wichtigste Betriebszweig der Schweizer Landwirtschaft. In der Wertschöpfungskette produzieren und verarbeiten rund 100 000 Personen pro Jahr knapp 3,4 Milliarden Kilo Milch zu Konsummilch, Käse, Butter, Rahm, Joghurt und weitere Milchspezialitäten. Käse ist dabei das wichtigste Exportgut der Schweizer Landwirtschaft.
Motion eingereicht
Die Motion 24.4269 – Stärkung der Milchproduktion im Grasland Schweiz – fordert den Bundesrat auf, die Rahmenbedingungen für die Schweizer Milchproduktion zu verbessern. Ziel ist es, die Wirtschaftlichkeit der Milchproduktion zu steigern und die Wertschöpfung in der Schweiz zu fördern. Konkret sollen die Verkäsungszulage überprüft und angepasst, die Absatzförderung gestärkt und staatliche Unterstützungsmassnahmen verstärkt auf arbeitsintensive Produktionsformen ausgerichtet werden.
Warum ist sie wichtig?
Die Schweizer Milchproduktion steht unter Druck: Sinkende Produzentenpreise, hohe Produktionskosten und ein Rückgang der Milchbetriebe um über 50 % seit dem Jahr 2000 gefährden die Existenz vieler Betriebe. Die Motion zielt darauf ab, die Wettbewerbsfähigkeit der Milchproduktion zu sichern und die Versorgungssicherheit zu stärken.
Der Ständerat hat die Motion mit grosser Mehrheit angenommen; sie wird nun im Nationalrat behandelt. Der Bundesrat steht der Motion kritisch gegenüber und befürchtet Umsetzungsprobleme sowie einen erhöhten administrativen Aufwand. Laut SMP ist eine Annahme der Motion für einen gesicherten Fortbestand der Schweizer Milchwirtschaft unerlässlich, darum brauche es hier eine geeinte Stimme.