Um die 450 Interessierte besuchten diesen Sommer die drei Hofgespräch-Betriebe insgesamt. Gemäss den Organisatoren rund um BBZN, ZMP und LBV ein neuer Rekord. Ein gewichtiger Posten anlässlich der Weiterbildung auf den Milchwirtschaftsbetrieben sind jeweils die Vollkosten. Thomas Haas vom BBZN ist seit Jahren ein Fachmann auf diesem Gebiet.

Die Hofgespräche sind vorbei. Was bleibt in Erinnerung?

Thomas Haas: Die vielen guten Gespräche zwischen Jung und Alt, Frauen und Männern, mit ganz unterschiedlichen Betrieben.

Verschiedenste Produktions-Strategien scheinen in unterschiedlichen Regionen zu funktionieren. Zeigt dies die Bedeutung der Betriebsleitung?

Auf jeden Fall, erstaunlich sind immer Beispiele, in welchen trotz schlechter Voraussetzungen bei der Hofübernahme durch einen Strategiewechsel der Betrieb erfolgreich geführt werden kann.

Sie haben schon die Vollkosten vieler Betreibe gerechnet bzw. diese dabei unterstützt. Wie viele Produzenten kennen wohl ihre Kosten?

Eine schwierige Schätzung. Ich denke, dass etwa 5 % in den letzten zwei Jahren die Kosten pro Kilo Milch berechnet und verglichen haben.

Ältere Berechnungen verlieren demnach an Aussagekraft?

Ja, häufig ändert sich mehr, als einem bewusst ist, auch wenn nicht grosse Investitionen gemacht wurden.

Bei vielen Milchproduzenten scheint aktuell Grösserwerden und Automatisieren hoch im Kurs zu sein. Wo liegen hier die Gefahren?

Ein Wachstum ist lukrativ, wenn die Fixkosten nicht gross ansteigen. Hier lauert die Gefahr, dass wegen ein paar zusätzlicher Kühe und Hektaren massiv in Gebäude und Maschinen investiert wird. Die Automatisierung verbessert den Arbeitsverdienst pro Stunde der bereits erfolgreichen Betriebe. Bei Betrieben mit wirtschaftlichen Schwierigkeiten kann der Roboter den letzten Franken Einkommen aus der Milchproduktion auffressen.[IMG 2]

Ökonomiebauten werden laufend teurer, auch wegen Automatisierungen. Wie zeigt sich dies bei den Kosten?

Der Anteil der Gebäudekosten ist mit rund 10 % nicht der grösste und relativ konstant. Teuerung und zusätzliche Technik können durch grössere Einheiten pro Kilo Milch oft kompensiert werden. Respekt habe ich vor dem Risiko, da steigende Zinsen oder sinkende Erträge bei grossen Betrieben Wirtschaftlichkeit und Tragbarkeit schnell massiv verschlechtern könnten.

Gibt es denn Alternativen zur hoch im Kurs stehenden Strategie «Viel Milch mit wenig Personal»?

Eine gewisse Milchmenge braucht es, um überhaupt alle Strukturkosten decken zu können. Bei genügend Fläche gibt es auch gute Strategien, ohne dass die Milch pro Hektare maximiert wird. Dabei werden mit weniger Schnitten pro Jahr Kosten gespart und im Idealfall die Milch teurer vermarktet, mit dem Fokus auf Bio, Weide, Berggebiet usw. Auch gibt es arbeitstechnisch schlecht eingerichtete Betriebe, die Personen beschäftigen, die Unterstützung brauchen. Dabei entstehen keine grossen Personalkosten oder die Betreuung wird zur lukrativen Einnahmequelle. Die Arbeit mit Tieren ist dabei die Grundlage für dieses Betriebskonzept und muss nicht aus Kostengründen wegrationalisiert werden.

Wo lassen sich einfach Kosten sparen?

Bei den Maschinen stellen wir die grössten Unterschiede pro Hektare fest.

Ist «Low-Input» ein Auslaufmodell?

Nein, dank der gestiegenen Milchpreise gibt es viele erfolgreiche Hochleistungsbetriebe. Entscheidend war auch, dass die Kraftfutterpreise nicht im gleichen Masse gestiegen sind. Die allerbesten Betriebe, welche ich rechnen durfte, sind aber immer noch spezialisierte Vollweidebetriebe mit saisonaler Abkalbung.

Was machen die erfolgreichsten Milchproduzenten besser?

Meist stellen wir bei den Besten im Vergleich zur Leistung tiefe Direktkosten fest. Bei den Strukturkosten braucht es entweder einfachere oder abgeschriebene Strukturen oder grosse, ausgelastete Ställe. Auch sind eigene Maschinen sehr gut ausgelastet.

Die Bio-Nachfrage bleibt gut, die Preise sind hoch. Trotzdem fehlen Umsteller?

Grundsätzlich ist die Preisdifferenz zum ÖLN entscheidend. Aktuell haben wir die Situation, dass die Preise sowohl im ÖLN- als auch im Bio-Bereich gut sind. Deshalb ist die Motivation zum Umstellen aktuell eher klein, insbesondere wenn man die verschärften Bio-Richtlinien im Bereich Fütterung, Zucht usw. berücksichtigt. Die Nachfrage soll weiterhin leicht über dem Angebot bleiben, um eine gute Wirtschaftlichkeit zu ermöglichen.

Vollkosten

Bei dieser Rechnung werden sämtliche Kosten, die in einem Betriebszweig anfallen, zugeordnet und pro erzeugten Einheit ausgewiesen. Grundlage für die Berechnung bilden die Daten aus der eigenen Buchhaltung. Steuerliche Optimierungen werden korrigiert. Ergänzend wird die aufgewendete Arbeitszeit geschätzt. Zur Verfügung stehen diverse Online-Programme. Vollkosten können überbetrieblich verglichen werden.

Kurs dazu am 26. Februar 2026, 9 bis 16 Uhr, BBZN Hohenrain.