Warum erhebt die Fenaco Einsprache gegen das Projekt «PRE Bio Gemüse Seeland»?

Markus Hämmerli: Die Fenaco unterstützt im Grundsatz das Ziel des PRE-Projekts «Bio Gemüse Seeland». Auch wir wollen die Schweizer Landwirtschaft noch nachhaltiger gestalten. Staatliche Subventionen für nachgelagerte Bereiche in einem derart massiven Umfang, wie es das PRE-Projekt «Bio Gemüse Seeland» vorsieht, lehnen wir hingegen ab. Genau dafür gibt es bei Früchten, Gemüse und Kartoffeln den Grenzschutz. Diese zusätzlichen Subventionen belasten das Landwirtschaftsbudget des Bundes und verzerren den Wettbewerb.

Das Projekt «Bio Gemüse Seeland» konzentriert sich auf Bio und nicht auf den konventionellen Gemüseanbau. Obwohl die Fenaco kein Biogemüse produziert, stört sie sich am Projekt. Wie soll man das verstehen?

Die Aussage, dass die Fenaco im Bereich Biogemüse nicht aktiv sei, ist schlichtweg falsch. So stammen zum Beispiel 100 Prozent der Karotten, Zwiebeln und Kartoffeln, die in der Obst- und Gemüsezentrale in Ins verarbeitet werden, aus biologischer Produktion. Und auch unser Umsatz im Bereich Bio-Frischgemüse entwickelt sich zurzeit sehr erfreulich. Bio oder konventionell, das spielt bei der Einsprache keine Rolle. Es geht um die Grundsatzfrage: Ist ein PRE-Projekt tatsächlich dazu da, einzelnen Akteuren im nachgelagerten Bereich mit staatlichen A-fonds-perdu-Geldern im zweistelligen Millionenbereich die Infrastruktur zu finanzieren? Die Fenaco lehnt dies ab und ist der Meinung, das PRE-Gelder in erster Linie den produzierenden Landwirtinnen und Landwirten zugutekommen sollen.

Von vielen Produzenten oder Konsumenten hört man, dass die Fenaco bei vielen Sektoren (z. B. Dünger, Saatgut, Futter usw.), das Monopol hat. Will die Fenaco jetzt auch beim gesamten Gemüseanbau das Sagen haben?

In jedem Bereich, in dem die Fenaco Genossenschaft tätig ist, stehen wir mit anderen Unternehmen im Wettbewerb. Das ist gut so und soll auch so bleiben.

Nehmen wir an, die Einsprache gegen das PRE-Projekt wird abgelehnt. Was würde das für die Fenaco bedeuten?

Die Fenaco respektive unsere Mitglieder, über 23 000 aktive Schweizer Bäuerinnen und Bauern, haben Investitionen im vor- und nachgelagerten Bereich in der Vergangenheit selbst finanziert. Das ist Teil unseres genossenschaftlichen Auftrags. Wenn der Bund und die Kantone nun plötzlich eine Subventionsstrategie verfolgen, die eine derart hohe Beteiligung an solchen Vorhaben vorsieht, dann möchten wir das wissen. Je nach Ausgang des Verfahrens wird die Fenaco Genossenschaft ihre bisherige Investitionsstrategie überdenken und möglicherweise anpassen müssen.