Die Schweiz stehe beim Tierschutz international gut da, Verbesserungen seien aber immer möglich, sagt der Luzerner Schweinezüchter Meinrad Pfister aus Altishofen LU im Interview. Er sitzt neu im Vorstand von Tierschutz Luzern und will dort auf Dialog und gegenseitiges Verständnis setzen.
 

Was ist Ihre Motivation, im Vorstand von Tierschutz Luzern mitzumachen?


Meinrad Pfister: Tierschutzanliegen betreffen uns Nutztierhalter stark und wir müssen unsere Anliegen direkt einbringen können. Ich bin ein Verfechter des direkten Dialogs, weshalb sich eine Vertretung der Landwirtschaft im Vorstand von Tierschutz Luzern aufdrängte.


Welche Erwartungen und Ziele haben Sie?


Das Wichtigste ist, das gegenseitige Verständnis zu fördern und unsere Anliegen direkt einbringen zu können.
Die Tierschutzorganisationen lagen ja in den letzten Jahren nicht immer auf der Linie der Landwirtschaft, wenn wir an die Haltung zur Massentierhaltungsinitiative denken… Um so wichtiger ist es, unsere Meinung und Argumente einbringen zu können. Wir Tierhalter müssen uns aktiv in diese Debatten einbringen. Ich stelle mich diesen kontroversen Diskussionen gerne.


Was meinen Sie zum Verständnis zwischen Nutztierhaltern und Tierschützern?  


In meiner Suisseporcs-Zeit lernte ich die Zürcher Grüne-Politikerin Meret Schneider kennen, die Initiantin der Massentierhaltungs-Initiative. Wir begegneten uns dabei stets respektvoll auf Augenhöhe. Dies ermöglichte immer einen sachlichen Austausch und förderte das gegenseitige Verständnis. Sie respektierte unsere Anliegen immer und sagte einmal, sie erlebe mehr Anfeindungen aus der Tierschutzszene als von Seite der Landwirtschaft.


 Was meinen Sie zum Stand des Tierschutzes in der Schweiz im internationalen Vergleich?


Ich habe viele Ställe im nahen Ausland von innen gesehen und kann bestätigen, dass wir in der Schweiz im baulichen, wie beim qualitativen Tierschutz bei den Nutztieren bedeutend weiter sind. Besser geht immer, die grosse Herausforderung ist der wirtschaftliche Aspekt in unserem teuren Kostenumfeld.


 Wo liegen noch Verbesserungen beim Tierwohl drin, und wo liegen die Grenzen?


Die bedeutendsten Verbesserungen erreichen wir mit neuen Ställen und Einrichtungen. Die Stallbautechnik macht grosse Fortschritte und modernisierte Ställe bieten den Tieren viel mehr Tierwohl. Die aktuell verschärfte Vollzugspraxis bezüglich Luftreinhaltung im Kanton Luzern verhindert aber die Modernisierung alter Ställe massiv. Werden Ställe nicht erneuert, machen wir beim Tierschutz keine Fortschritte. Verlierer sind die Tiere, ihre Halter und auch die Politik.


Derzeit läuft seitens Tierschützer eine Plakatkampagne gegen die Betäubungspraxis mit CO₂ bei Schweinen in Schlachtbetrieben. Was meinen Sie als Schweinehalter dazu?

Abo Die Betäubung von Schweinen mit Kohlendioxid zur Tötung dürfte ein Auslaufmodell werden. Es wird intensiv nach Alternativen gesucht. Schlachtung Tierschutzorganisation kritisiert gängige Betäubungs-Praxis bei den Schweinen Wednesday, 24. September 2025
Es ist im Interesse der gesamten Nutztierbranche, dass auch beim letzten Gang im Schlachthof hohe Tierschutzstandards gelten. Ich weiss, dass die Schlachthöfe diesbezüglich grosse Anstrengungen unternehmen und sich stetig verbessern. Es gibt keinen wissenschaftlichen Beweis, dass Tiere bei der Betäubung mit CO₂ leiden.


Kürzlich fand in Bern, organisiert vom Verein Wildtierschutz, eine nationale Demonstration «gegen das Wolfmassaker» statt. Ihre Haltung zum Reizthema Wolf?


Ich plädiere auch hier für den Dialog. Statt zu demonstrieren, empfehle ich den Leuten, dem Alppersonal einen Sommer lang beim Wolfsschutz zu helfen. Da bleibt genügend Zeit für Diskussionen, welche das gegenseitige Verständnis fördern.


Welche Tipps geben Sie landwirtschaftlichen Tierhaltern im Umgang mit Tierschützern?

Jede Einladung zu Podiumsveranstaltungen annehmen, sich den Diskussionen stellen und die Kritiker dabei auf den eigenen Betrieb einladen. Dies wirkt Wunder!