2023 haben sich die Bischofszell Nahrungsmittel AG (Bina) und die Jowa AG zur Fresh Food & Beverage Group AG (FFB-Group) zusammengeschlossen. Dabei handelt es sich um eine Unternehmung, die Teil der Migros Industrie ist.
Den Zungenbrecher FFB-Group nimmt niemand gern in den Mund – bei Bina hingegen, weiss jeder, vor allem jeder Thurgauer, dass es sich schweizweit um den grössten Kartoffelverarbeiter handelt.
Gemeinsam handeln
Wie verankert im Thurgau der Produktionsstandort der FFB Group in Bischofszell ist, bewies der Anlass vergangene Woche. Olivier Käser, Leiter Beschaffung Industriekartoffeln, lud Produzenten aus der Region ein, die bereit sind, neu Industriekartoffeln anzubauen. Das soll eine Verbundaufgabe zwischen der FFB-Group, Lagerhaltern und Produzenten sein.
So waren auch Michael Büchi (Kartoffellager Osterhalden), Sepp Egger (Gemüsebau Bürglen), Martin Germann (Landi Weinland), Tobias Neuenschwander (IG Kartoffelproduzenten), Jacqueline Peter-Meier (Lagerhaus Mühle) und Silvan Ziegler (PRE Terrafood, Rothenhausen) vor Ort (siehe Bild).
Die FFB Group verarbeitet jährlich ca. 60 000 t Industriekartoffeln und hat «Hunger» nach mehr. «Am liebsten solche aus der Schweiz und aus der Region», sagte Olivier Käser. Dank des Bevölkerungswachstums steigt der Absatz von Pommes Frites, Rösti oder Chips. Das will die FFB-Group nutzen, insbesondere da man die neuen Anlagen auslasten will. Die Migros investiert über 85 Millionen Franken in die Erneuerung der Kartoffelannahme und -verarbeitung in Bischofszell.
1500 bis 2000 t mehr
Ein grosser Teil der Kartoffeln liefern sogenannte Verlader an die FFB – im kleineren Rahmen auch Direktlieferanten. «Wir suchen 1500 bis 2000 t zusätzliche Industriekartoffeln», sagte Olivier Käser. Das Potenzial für die Verarbeitung und den Absatz sei vorhanden. «Auch haben wir hier im Thurgau mit unseren tiefgründigen Böden die besten Voraussetzungen dazu», ergänzte Sepp Egger. Auch die Vermarktungswege seien klein. Egger sprach von einer Ausdehnung der Industriekartoffelfläche um die 30 ha. Ablaufen soll dies folgendermassen: Olivier Käser macht einen Kontrakt über die zu liefernde Menge und die Sorte beispielsweise mit Sepp Egger (Verlader), dieser wiederum mit Produzenten und Lagerhaltern.
«Kartoffeln sind eine gute Kultur. Aber der Anbau und das dafür nötige Know-how ist einiges anspruchsvoller als bei Getreide oder Mais», fügte Egger an. Den Pflanzenschutz übernimmt bei ihm Tobias Neuenschwander von der IG Kartoffelproduzenten. Für Setzen und Ernten engagiert er Lohnunternehmer wie Michael Büchi, der auch Lagerhalter ist.
Betriebsrundgang mit Chips
Zeit für den Austausch gab es an diesem Anlass genug – insbesondere bei einer der raren Führungen durch die erneuerten Fabrikhallen der FFB-Group, wo man von der Kartoffelannahme bis zur Chipstüte alle Prozesse erklärt bekam.
Dabei wurden noch keine Kontrakte abgeschlossen. «Aber wer Interesse hat, neu Industriekartoffeln anzubauen, kann sich bei mir melden», sagte Sepp Egger. Auch wenn die Produktionskosten und der Einsatz für Kartoffeln hoch sind, lässt sich in guten Jahren für Veredelungskartoffeln laut Agridea-Deckungsbeitragskatalog ein Deckungsbeitrag inklusive Beiträge von rund 8500 Franken erzielen – im Biosegement sind es gar 13'030 Franken.