«Mit jedem Schritt, den wir mit wachem Sinn im Wald, über Wiesen, am Berg ausloten, lehrt uns die Natur, ihre wunderbare Zeichensprache, die uns deutlich zu verstehen gibt, dass wir nicht Fremde sind, sondern ein Teil von ihr.» Mit diesem Gedicht von Kurt Haberstich eröffnete Präsidentin Mechtild Grubenmann kürzlich die 57. Jahresversammlung des Bäuerinnenverbandes Appenzell Innerrhoden.
Anpassung der Statuten
Mit 87 Stimmberechtigten und zahlreichen Gästen war der Saal im Untergeschoss der Kirche Eggerstanden gut gefüllt. Mechtild Grubenmann betonte, wie wichtig es sei, in hektischen und belastenden Situationen in die Natur zu gehen, um innezuhalten und aufzutanken, denn «da wo mir wohl ist, fühle ich mich heimisch und frei».
Der wichtigste Punkt auf der Traktandenliste war die Revision der Statuten. Über die Namensänderung von Bäuerinnenverband Appenzell Innerrhoden zu Bäuerinnen- und Landfrauenverband Appenzell I. Rh. (BLV AI) wurde bereits an der Hauptversammlung 2023 rege diskutiert. Mit dieser Anpassung sollen sich auch Bäuerinnen nach der Hofübergabe oder Landfrauen, die nicht Bäuerinnen sind, im Verband zugehörig und willkommen fühlen. Nach intensiver Vorarbeit lag nun die korrigierte Version zur Abstimmung bereit. Sie wurde mit grossem Mehr angenommen und trat per sofort in Kraft.
Alle im Amt bestätigt
Präsidentin, Vorstandsmitglieder und Revisorinnen wurden für ihre umsichtige und sorgfältige Arbeit gewürdigt und einstimmig für ein weiteres Jahr im Amt bestätigt. «Ich habe Glück, dass niemand aus dem Vorstand den Rücktritt eingereicht hat», sagte Grubenmann.
Die Jahresrechnung 2023 konnte mit einem Gewinn abgeschlossen werden. Die Kantonale Grossviehschau und das Käsefest waren dank fleissigem Einsatz der Bäuerinnen gute Gelegenheiten, um die Vereinskasse aufzustocken. «Auch für das Eidgenössische Jubiläumsschwingfest vom 6. bis 8. September werden noch Helferinnen gesucht», sagte Grubenmann, «Lieber hüt scho, als erst morn.»
Heute besser abgesichert
«Das politische Geschehen nimmt beim Bäuerinnenverband Appenzell Innerrhoden einen immer grösseren Stellenwert ein», führte Mechtild Grubenmann aus. Als Beispiele nannte sie die Stellungnahme zur Vernehmlassung «Revision des Landwirtschaftsgesetzes», die Zusammenarbeit mit dem Bauernverband AI und die Unterstützung der bäuerlichen Kandidatin für den frei werdenden Grossratssitz. Zum Glück habe das Verbandsjahr nicht nur aus Sitzungsterminen und Aufgaben bestanden, meinte sie. «Die Eröffnungsfeiern der Tier & Technik und der Olma sind jeweils sehr schöne Anlässe, deren Einladungen ich gerne annehme.»Nicole Maurer überbrachte die Grussworte des Schweizerischen Bäuerinnen und Landfrauenverbandes (SBLV): «Wir, die Frauen vom Land, sind engagiert und kompetent. Gemeinsam können wir etwas erreichen.» Sie betonte, wie wichtig die Arbeit des SBLV sei, und zeigte auf, wie sich die Situation der Bäuerinnen in den letzten Jahren verbessert habe. Laut einem Bericht des BLW vom Oktober 2022 ist der Anteil der Frauen ohne eigene soziale Absicherung und Vorsorge auf vier Prozent gesunken. «Heute werden 55 Prozent der Bäuerinnen vom Betrieb bezahlt, 57 Prozent zahlen Beiträge in die dritte Säule ein und 46 Prozent haben eine Taggeldversicherung.»
Hilfe für Notlagen
Die AP 22+ sehe vor, dass die Sozialversicherung für die Bäuerin Pflicht werde. «Informiert euch frühzeitig, andernfalls drohen Kürzungen der Direktzahlungen», schob Maurer nach.
Anschliessend stellt Gerlinde Neff den gemeinnützigen Verein «Bäuerlicher Sorgechratte» vor. «Schwierige Situationen entstehen schnell», sagte sie. «Wir leisten unbürokratische Hilfe.» Wer sich in einer Notlage befinde, könne sich mit einem schriftlichen Gesuch an den Verein wenden. «Wir beteiligen uns an der Finanzierung von Betriebshelfern und Transporten oder verschenken selbst gestrickte Socken und Mützen. Planbare und bauliche Massnahmen werden hingegen nicht unterstützt.»
Den Abschluss der Versammlung macht Landeshauptmann Stefan Müller: «Durch eure Präsenz und euer tägliches Schaffen sowie durch eure Fähigkeiten, zu vermitteln und zu kommunizieren, trägt ihr wesentlich zum Ansehen des hiesigen Bauernstandes bei.»
