400 Millionen Franken, so hoch war die Schadensumme wegen Hagel und Überschwemmungen sowie weiterer Schadenereignisse allein im Kanton Luzern im vergangenen Jahr. Das teilte die Gebäudeversicherung Luzern (GVL) kürzlich mit und musste gleichzeitig einen Verlust von knapp 17 Millionen Franken im Geschäftsjahr 2021 bekannt geben.
Dank Risikoausgleich und Reserven sei man für solche Grossereignisse gewappnet.
Dächer und Felder zerstört
Es sei aber ein absolutes Schaden-Rekordjahr gewesen, vor allem überschattet vom Hagelzug im Juni, mit Körnern bis 9 cm Grösse. Dieser zog einen Streifen der Verwüstung von Wolhusen, Ruswil, über den Sempachersee, Neudorf bis ins Seetal. Dieses Schadenereignis sei das grösste in der über 200-jährigen Unternehmensgeschichte gewesen. Zahlreiche Dächer und Photovoltaikanlagen wurden grossflächig zerstört, auch auf vielen Scheunen. Wassereintritte und anschliessend starke Regenfälle machten viele Gebäude unbewohnbar oder verursachten Folgeschäden am eingelagerten Inventar, so bei Heustöcken. Gemeldet wurden der GVL 19500 Schadenfälle, im Vorjahr waren es rund 6700 Fälle. Zum Vergleich: Im Lothar-Jahr 1999 gab es 20'300 Schadenfälle mit einer Schadensumme von 59 Millionen Franken. Und im Überschwemmungsjahr 2005 4900 Fälle mit einer Schadensumme von 234 Millionen Franken.
Dach mit PV-Anlage
Zwar seien alle 19 500 Schadenfälle aus dem Vorjahr schon beurteilt worden und es konnten bereits 180 Millionen Franken ausbezahlt werden. Und viele Eigentümer hätten die Reparaturen bereits veranlasst. Bis alle Schäden aber behoben und die Fälle abgeschlossen seien, dauere es noch Monate, teilt die GVL mit. Viele Eigentümer(innen) würden die Gelegenheit nutzen, defekte Dächer mit einer PV-Anlage auszustatten. Allerdings seien dafür die Wartezeiten teilweise lang, und auch die Handwerksbetriebe seien sehr gut ausgelastet.
Anteil Landwirtschaft offen
Die GVL könne den konkreten Anteil der Landwirtschaft an den Schäden noch nicht eruieren. Derzeit sei man am Aufarbeiten der Schadenzahlen, sagt Beatrice Kocher von der Kommunikation GVL auf Anfrage. Durch die hohe Anzahl an Schadenfällen und Schadensummen benötige es mehr Zeit, um die gewünschte Datenqualität zu erreichen.
Viele Nicht-Gebäudeschäden
Die Mobiliar-Versicherung konnte inzwischen rund zwei Drittel der Schäden in der Landwirtschaft erledigen, schätzt Michael Haas von der Generalagentur Sursee. Dies sind vor allem Nicht-Gebäudeschäden, die über private Versicherungen abgewickelt werden. Konfrontiert sei man vor allem mit Folgeschäden an Heu und Stroh, Hagelschutzanlagen sowie wegen der Betriebsunterbrechung (Photovoltaikanlagen und Kosten für ein Notdach).
«Bis Ende Herbst 2022 hoffen wir, einen Grossteil der Schäden erledigen zu können», sagt Haas. Dafür seien viele Faktoren massgebend. So bis wann eine Scheune oder ein Dach abschliessend repariert werden kann. Zu berücksichtigen seien hier auch verspätete Materiallieferungen, so für Hagelschutzanlagen oder eine neue PV-Anlage.
Verjährung beachten
Die Luzerner Versicherungsberatung weist darauf hin, dass nicht gemeldete Schäden aufgrund des Hagelwetters vom Juni 2021 nach zwei Jahren verjähren. Es komme vor, dass erst nach Monaten erkannt worden sei, dass beispielsweise eingestellte und lange nicht benutzte Gerätschaften auch Schaden erlitten hätten. Dies könne somit noch rund ein Jahr lang nachgemeldet werden. Neu gilt allerdings aufgrund einer Änderung des Versicherungsvertragsgesetzes (VVG) bei privaten Versicherungen, dass Schäden seit 1. Januar 2022 erst nach fünf Jahren verjähren.
