Am Inforama Zollikofen fand am 04. März das Jahrestreffen der IG Bauernunternehmen statt. Der Fokus des Anlasses lag auf der landwirtschaftlichen Berufsbildung. Ein dazu passendes Gastreferat wurden von Kaspar Grünig, Direktor des Inforama, gehalten.

Ist man mit einem EFZ ausreichend gewappnet?

Gleich zu Beginn wurde Kaspar Grünig das Wort übergeben. Das Inforama sei an sieben Standorten im Kanton Bern vertreten und bilde rund einen Fünftel aller Landwirt(innen) in der Schweiz aus. An den Inforama-Standorten werden jährlich rund 1800 Personen in 100 verschiedenen Klassen geschult.

Fast 90 % der EFZ-Absolvent(innen) würden später einen eigenen Betrieb führen, viele davon mit einem EFZ als höchster Abschluss. «Dort stellen sich dann die Herausforderungen: Sind wir mit einem EFZ genug gewappnet, um in Zukunft erfolgreich einen Betrieb führen zu können?», gab Grünig zu bedenken. Denn besonders die Betriebswirtschaft könne mit dem EFZ nur knapp abgedeckt werden.

Änderungen ab 2026 in Kraft

Ausserdem klärte Kaspar Grünig über die Revision der landwirtschaftlichen Grundbildung auf: Ab Lehrbeginn im August 2026 werden die Lernenden drei obligatorische und ein freiwilliges Schuljahr haben. Für das dritte Lehrjahr muss eine Fachrichtung gewählt werden. Freiwillig können die Lernenden ein viertes Lehrjahr mit einer zweiten Fachrichtung wählen, und dadurch eine zweite Fachrichtung abschliessen.

Abo Die Anforderungen an Lernende aus dem Berufsfeld Landwirtschaft steigen mit der zunehmenden Spezialisierung der Betriebe. Totalrevision Grundbildung Ein Mammutprojekt ist auf der Zielgeraden Saturday, 5. October 2024 Betriebswirtschaftliche Fächer würden aber im künftigen Lehrplan bewusst zum grössten Teil in der höheren Berufsbildung gelassen, unter anderem auch, weil oft «die Faszination für Traktoren und Viehzucht bei 16- bis 18-Jährigen grösser ist als das Interesse an Betriebswirtschaft», begründete Grünig.

Obschon bereits ein Drittel der EFZ-Absolvent(innen) später noch eine höhere Berufsbildung absolviert, möchte Grünig mehr Landwirt(innen) dazu ermutigen, eine weiterführende Schule zu besuchen. Denn wir hätten heute sehr hohe gesellschaftliche, sowie betriebswirtschaftliche Anforderungen – diese könnten in höheren Berufsbildungen tiefgründiger behandelt werden.

Immer strengere Vorschriften

Dass im Gegensatz zu anderen Berufen 90 % der Schweizer Landwirt(innen) selber einen Betrieb führen, müsse natürlich in der Berufsbildung berücksichtigt werden, meinte auch Samuel Guggisberg, Präsident der IG Bauernunternehmen.

In seinem Rück- und Ausblick der IG nahm Guggisberg unter anderem Bezug auf die immer strengeren und bürokratischer werdenden Vorschriften in der Landwirtschaft und monierte den tiefen Schweizer Selbstversorgungsgrad.

Solch strenge Pflanzenschutzvorschriften könne man sich im Ausland kaum vorstellen, insbesondere, weil der Selbstversorgungsgrad in der Schweiz bei nur gerade rund 50 Prozent liege. Die Reaktion von verblüfften Landwirten im Ausland sei in etwa: «Ihr werdet doch gegen eine Wand fahren! Ihr könnt euch doch nicht auf Kosten anderer Länder so verhalten. Das ist nicht fair gegenüber den 800 Millionen Hungernden weltweit, denn irgendwann beisst es diese.» Dies könne Guggisberg aus eigener Erfahrung sagen.

Als Beispiel nannte er auch die Kraut- und Knollenfäule bei Kartoffeln im vergangenen Jahr. Guggisberg meinte dazu: «Vor 150 Jahren war diese Pilzkrankheit der Grund für europaweite Hungersnöte und Auswanderungsschübe in Richtung Amerika. Heute kaufen wir einfach andern das Essen ab dem Teller.»