Ende Jahr läuft das Projekt «Bern ist Bio» aus. Dann wird der zweiten Berner Bio-Offensive 2025 der Geldhahn zugedreht. «Das Projekt hatte von Anfang an ein Ablaufdatum – es wird keine dritte Berner-Bio-Offensive geben», ruft Lorenz Probst in Erinnerung. Er ist Co-Projektleiter von «Bern ist Bio» und Professor an der Hochschule für Agronomie-, Forst- und Lebensmittelwirtschaft (HAFL). Bis Ende Jahr gibt das Team, bestehend aus Experten der Berner Fachhochschule und Inforama noch Vollgas, wie Probst bekräftigt. Auch alle Projekte, die in der Peripherie, also auf den Landwirtschaftsbetrieben laufen, werden plangemäss bis Ende Jahr weitergeführt.
Was passiert danach?
Und danach? Im Gespräch mit Lorenz Probst von «Bern ist Bio» und Bio Bern, der Markenorganisation für Bioknospe-Betriebe im Kanton, wird klar, dass noch vieles unklar ist. Für Beat Gerber, Präsident von Bio Bern ist aktuell ungewiss, wie es mit den angelaufenen Projekten weitergeht. «Es wäre schade, wenn wir die Offensive mit all ihren Teilprojekten ad acta legen müssten», sagt er. Neben der biologischen Produktion sei die Vermarktung der Produkte genauso wichtig. Genau dort habe die Offensive angesetzt. Die Frage, an wen sich Betriebe wenden sollen, wenn sie in Zukunft biologischen Rat brauchen, kann momentan niemand wirklich beantworten.
Wem gehören die Ergebnisse?
Unklar ist momentan auch, wie die Ergebnisse aus dem Megaprojekt gesichert und weiter genutzt werden können. «Wir stecken aktuell in der Ergebnissicherung. Verschiedene Stakeholder entlang der Wertschöpfungskette sind involviert», so Lorenz Probst. «Das Wissen und die Ergebnisse zum Wissenstransfer werden im Abschlussbericht festgehalten.» Aber natürlich hätten die Landwirtinnen, die Schüler und alle involvierten Betriebe, die auf eine Weise im Projekt verhängt waren, profitiert. Beat Gerber von Bio-Bern meint: «Die Ergebnisse gehören genaugenommen eigentlich dem Volk.»
Was sicherlich folgen wird, ist ein Abschlussbericht – danach werden Varianten ausgearbeitet, in welcher Form gewisse Teilprojekte weiterlaufen könnten. Auch Beat Gerber ist sich bewusst, dass die gemachten Kontakte zwischen Produktion, Verarbeitung, Gesellschaft und Gastronomie dringend weitergepflegt werden müssen. «Das ist eine enorme Arbeit, die da auf uns wartet», so Gerber.
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Ein «Programm» folgt
Ganz beendet wird die Bio-Offensive im Kanton Bern aber nicht. Im Rahmen des sogenannten «Impulsprogramms Ernährung, Klima, Umwelt» soll es weitergehen, allerdings ohne Fokus Biolandbau. Den Finanzrahmen dafür geschaffen hat der Regierungsrat des Kantons Bern. Die Trägerschaft bilden der Berner Bauernverband und das Amt für Landwirtschaft und Natur (Lanat). Der Kredit wurde bisweilen für eine zweijährige Einführungsphase gesprochen. Das Programm soll unter der Leitung der HAFL Lösungen in diesen Bereichen im Kanton Bern entwickeln. Lorenz Probst erklärt, dass dieses Programm keine eigentliche Weiterführung der Bio-Offensive sei. Gewisse Erfahrungen aus der Offensive würden lediglich in das Impulsprogramm eingearbeitet.
Zwei Offensiven, zwei Ziele
Der Fokus der ersten Bio-Offensive lag bei den Landwirtschaftsbetrieben, vor allem auf der Umstellung auf Bio. Die zweite (also die aktuelle) Offensive operiert eher entlang der gesamten Wertschöpfungskette und hat zum Ziel, die Zusammenarbeit zwischen Landwirtschaft, Verarbeitung, Logistik und Handel im Kanton Bern zu stärken und ein biologisches und nachhaltiges Landwirtschafts- und Ernährungssystem zu fördern.
Im Rahmen der zweiten Bio-Offensive konnten sich Betriebe für alle möglichen Projekte zur Verfügung stellen. Das Angebot wurde laut Probst auch rege genutzt.
Von den meisten Projekten profitierten die biologisch betriebenen Bauernhöfe indirekt. «Es sind viele Projekte, die den Landwirtschaftsbetrieben in einer Form zugutekommen; Projekte in der Verarbeitung, Logistik, im Detailhandel, in der Gemeinschaftsgastronomie», stellt Lorenz Probst klar.
Für Schulen zum Beispiel:
Lernarrangements wie bspw. «Vom Korn zum Bio-Brot»
Weiterbildungen für Lehrpersonen und andere
Unterstützung bei der Planung von Schulgärten (agronomisch, organisatorisch, pädagogisch)
Kurs zum Thema Bodengesundheit
Für Gastrobetriebe zum Beispiel:
Sensibilisierung Nachhaltigkeit
Umstellung gewisser Produktgruppe auf Berner Bio-Lebensmittel
Ganzheitliche Umstellung auf Berner Bio-Lebensmittel
Prozessoptimierung; z.B. mit Zero-Waste-Konzepten, Menüplanung, Kommunikation
Einführung von Bio-Cuisine
Ein Netzwerk von Fachpersonen
Foodsafe-Ideen
Für Landwirtschafts- und Verarbeitungsbetriebe zum Beispiel:
Individuelle Beratungen
Innovative Geschäftsmodelle und Produkte
Unterstützung für mehr Bekanntheit
Kommunikationsmaterialen gestalten
Social Media Tipps
Zusammenbringen von Produzenten, Verarbeitern, Gastronomen
Für Unternehmen zum Beispiel:
Angebot von Teamevents (Bio-Bauernhof besuchen mit diversen Schwerpunkten wie Bio-Gemüse, -Brot, -Butter, -Fleisch)
Buchung dieser Angebote, wovon der Erlös dieser Leistung direkt an die Landwirtschaftsbetriebe geleitet wurde.