Seit wenigen Tagen ist Smartfarm – der neue Feldkalender von IP-Suisse – online. «Ein erklärtes Ziel bei Smartfarm sind Vereinfachungen», so Peter Althaus, Zuständiger für Softwareprojekte bei der Labelorganisation. Was heisst das genau? Die BauernZeitung hat nachgefragt.
Herr Althaus, Sie sagen, dass Smartfarm eine Vereinfachung der kantonalen Erhebungen ermöglichen soll. Welche spezifischen Prozesse werden denn vereinfacht?
Peter Althaus: Die kantonale Erhebung wird wie bisher im Frühling getätigt werden müssen. Die Daten, welche die Produzenten dort erheben, können sie aber unmittelbar nach Abschluss der Erhebung in Smartfarm importieren. So sind die Kulturen und Parzellen innert weniger Minuten erstellt. Auch die Fruchtfolge wird so über die Jahre ersichtlich sein. Die Daten müssen also einmal erfasst werden und können mehrmals verwendet werden. Unsere Vision geht aber weiter: Die Daten entstehen beim Produzenten. Warum also nicht im Winter die Fruchtfolge in Smartfarm erstellen und diese Daten dann dem Kanton im Frühling übermitteln? Heute spricht noch viel dagegen, aber im Sinne der administrativen Vereinfachung müssen wir uns solche Ziele setzen. Inzwischen glaube ich auch, dass seitens Verwaltung solche Gedanken positiv aufgenommen werden.[IMG 2]
Sie betonen die Sicherheit der Daten in Smartfarm. Wie gehen Sie mit den Bedenken der Landwirte hinsichtlich der Datenhoheit um?
IP-Suisse und Agrosolution sind Organisationen, welche zu 100 % den Landwirten oder landwirtschaftlichen Organisationen gehören. Die Daten sind bei uns sicher aufbewahrt und werden durch uns nicht weitergegeben. Der Produzent soll aber die Möglichkeit haben, diese Daten beliebigen Personen, Firmen und Organisationen weiterzuleiten. Warum soll ein Produzent beispielsweise nicht drei Tage vor der Kontrolle dem ÖLN-Kontrolleur seine Parzellenblätter zur Verfügung stellen? Die Kontrollzeit auf dem Betrieb könnte dadurch reduziert werden. Auch das Auslauf- und Weidejournal kann so schon vorgängig geprüft werden.
«Die Ungewissheit vor der Kontrolle verschwindet, da Smartfarm ständig rapportiert.»
Peter Althaus, Zuständiger für Softwareprojekte bei IP-Suisse.
Wie sieht es mit dem Anschluss an Digiflux aus?
Digiflux ist momentan ein Unwort. Ich sehe aber auch positive Aspekte. Wenn beispielsweise nur noch ein Rechner für die Nährstoffbilanz besteht, dann können so Kosten gespart werden und die Herleitung ist transparent. Die Landwirte halten sich schon heute an die gängigen Gesetze im Bereich Gewässerschutz. Warum also die Daten für die Errechnung der Nährstoffbilanz nicht direkt von Smartfarm an den Rechner in Digiflux senden? Die Voraussetzung ist die, dass die Produzenten die Rechenresultate prüfen können, und erst dann den zuständigen Behörden übermitteln, wenn sie mit dem Ergebnis einverstanden sind. Also genau gleich wie wir dies heute bei der Steuererklärung oder bei den kantonalen Datenerhebungen machen.
Sie haben erwähnt, dass andere Organisationen Smartfarm ebenfalls nutzen könnten. Wie sehen Ihre Pläne für die zukünftige Zusammenarbeit aus?
Jede beliebige landwirtschaftliche Gruppierung kann Smartfarm nutzen. Der Produzent kann beim Login-Prozess entscheiden, bei welcher Organisation er sich anschliessen will. Mit dem Anschluss an eine Organisation ist er oder sie damit einverstanden, sich an die Regeln dieser Organisation zu halten.
Was meinen Sie damit?
Kosten, Support und Weiteres. Nur diese Organisation hat für den Support Zugriff auf die Daten der jeweiligen Produzenten dieser Gruppe. Ich möchte jetzt keine konkreten Namen nennen, aber wir sind offen für alle interessierten Organisationen in der Schweiz. Eine Integration findet nicht statt. Die Produzenten melden sich bei der Gruppe XY beim Registrierungsprozess an und sind ab dann nur für diese Gruppenadministratoren ersichtlich. Ansonsten kann sich ja mal ein Produzent, der sich bei Agrosolution registriert hat, auf dem IP-Suisse-Büro melden. Ich garantiere Ihnen, dass er keine Hilfe erhält, da er für die IP-Suisse-Mitarbeitenden gar nicht sichtbar ist.
Es gibt zwei verschiedene Lizenzmodelle für Smartfarm. Was war der Grund für diese Aufteilung und wie beurteilen Sie die Preisgestaltung?
Der Verein IP-Suisse hat Smartfarm zu 100 % finanziert und wird auch den Betrieb finanzieren. Der Vorstand hat aber schon von Anfang an kommuniziert, dass IP-Suisse die Digitalisierung der gesamten Schweizer Landwirtschaft unterstützen will. Da das Risiko aber zu 100 % der Verein trägt, hat der Vorstand entschieden, dass die Vereinsmitglieder einen gewissen Vorteil im Sinne einer Vergünstigung geniessen sollen. Es ist jederzeit möglich, IP-Suisse-Mitglied zu werden. Es reicht aus, wenn ein Produzent die sogenannten Grundanforderungen erfüllt. Und für die Grundanforderungen müssen die Anforderungen im Bereich Biodiversität und Klima nicht erfüllt werden.
Wo sehen Sie Smartfarm in fünf Jahren?
Smartfarm ist das beliebteste Farmmanagementsystem in der Schweiz. Es erleichtert die administrativen Aufwände der Produzenten und ist mit sehr vielen anderen Systemen verbunden. Die Datenflüsse werden durch den betroffenen Produzenten gesteuert. Die Produzenten erfassen die Daten primär in Smartfarm und können diese an andere Systeme weiterleiten.
Welche Rolle wird es im Alltag der Landwirte spielen, und wie könnte sich das System weiterentwickeln, um zukünftigen Herausforderungen in der Landwirtschaft gerecht zu werden?
Das Natel war bis vor 30 Jahren kaum bekannt. Bei Smartfarm sehe ich eine ähnliche Entwicklung. Während der effektiven Feld- und Stallarbeiten werden diese dokumentiert und abgelegt. Periodisch werden die hinterlegten Daten überprüft und allenfalls für andere Systeme freigegeben. Smartfarm wird die Produzenten dabei unterstützen, die administrativen Arbeiten korrekt und zeitnah zu erledigen. Die Kontrollen auf den Betrieben können reduziert oder zumindest vereinfacht werden. Die Ungewissheit vor den Kontrollen verschwindet, da Smartfarm ständig rapportiert, falls gewisse Vorgaben nicht eingehalten werden.
Zum Beispiel?
Ich denke da an die Wartefristen bei Pestiziden, das Einhalten von Düngungsvorgaben oder den regelmässigen Auslauf der Tiere.
Wie wichtig ist Ihnen das Feedback der Nutzer, und wie schnell können Anpassungen oder Verbesserungen im System implementiert werden?
Rückmeldungen, sowohl positive als auch negative, sind eminent wichtig. Nur so können wir das System von Bauern für Bauern weiterentwickeln. Wir werden aber nicht auf alle individuellen Wünsche eingehen können. Wir wollen einfach bleiben. Dies können wir nur, wenn die Nutzungsmöglichkeiten auch übersichtlich bleiben und nicht Dutzende von Modulen angehängt werden, die nur von einer sehr kleinen Anzahl Usern genutzt werden.
Was unterscheidet Smartfarm von ähnlichen Angeboten, und wie stellen Sie sicher, dass das System kontinuierlich innovativ bleibt?
Smartfarm besticht durch seine Einfachheit, Übersichtlichkeit und die intuitive Nutzung. Der Support ist jederzeit gewährleistet. Die Kosten sind bescheiden. Der Vorstand von IP-Suisse besteht ausschliesslich aus Bauern. Diese sind sehr kritisch und fordernd.
Wie funktionierts?
Wer seine Daten auf dem neuen Feldkalender von IP-Suisse erfassen will, muss wie folgt vorgehen:
- Auf der Website von Smartfarm unter Rubrik «Registrierung» den Betrieb anmelden.
- Datenimport aus dem kantonalen System (Anleitung auf der Website).
- Im Menüpunkt Fruchtfolge die Benennung der Parzellen gemäss den Bedürfnissen anpassen.
- Im Menüpunkt Betriebsdaten die hinterlegten Kulturen den Bedürfnissen anpassen.
- Im Menüpunkt Produkte die Pflanzenschutzmittel und Düngemittel erfassen.
- Im Menüpunkt Betriebsdaten die häufigsten Massnahmearten erfassen. Swiss-GAP-Betriebe müssen hier auch ihre Maschinen und Mitarbeiter erfassen. Für die anderen Betriebe ist dies fakultativ.
Weitere Informationen: www.smartfarm.ch
Sie kennen Smartfarm – was gefällt Ihnen am Feldkalender?
Einfache Navigation und gute Übersicht
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Markus Dietschi, Selzach SO
Ich bin begeistert vom anwenderfreundlichen Erscheinungsbild, von der Übersichtlichkeit und von der intuitiven Bedienung von Smartfarm. Das Navigieren durch die einzelnen Bereiche, die Menüs und Untermenüs geht so einfach von der Hand, dass auch Ungeübte rasch mit der App vertraut sind. Das Ganze entspricht genau dem, was wir brauchen, um einerseits die Übersicht über den eigenen Betrieb zu behalten und andererseits den administrativen Aufwand zu verringern. Weil die Aufzeichnungspflicht ganz einfach gehandhabt werden kann, freue ich mich wirklich auf die Arbeit mit Smartfarm. lja
Preis-Leistungs-Verhältnis überzeugt mich
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Mathias Jud, Necker SG
Ich finde, Smartfarm ist sehr klar und strukturiert aufgebaut und deshalb sehr angenehm zu bedienen. Ich bewirtschafte einen reinen Grünland- und Milchwirtschaftsbetrieb und finde alle für mich relevanten Funktionen und Daten auf Anhieb. So ist es wirklich einfach, die obligatorischen Aufzeichnungen zu erledigen und den Überblick zu behalten. Entsprechend kommt einem die Lösung per App auch im Alltag sehr entgegen. Es ist handlich und man hat immer alle wichtigen Betriebsdaten dabei. Im Gegensatz zu anderen, ähnlichen Produkten überzeugt mich auch das Preis-Leistungs-Verhältnis von Smartfarm. lja
Administration wird endlich einfacher
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René Bühler, Hellbühl LU
Smartfarm ist zuerst einmal unabhängig, das finde ich gut. Wir haben mit eigenen Mitteln und unseren Leuten daran gearbeitet, wodurch wir die Kosten und vor allem auch die Ausgestaltung in unseren Händen hatten. Somit ist die App für unsere Produzenten relativ günstig erhältlich und dennoch offen für alle Interessierten. Das Ganze ist übersichtlich aufgebaut, praktisch zu handhaben und vor allem ermöglicht die App den Benutzern, die ganze Strukturdatenerhebung einfach und elegant zu erledigen. Das bringt endlich die lang ersehnte und dringend notwendige administrative Vereinfachung. lja
