35 Prozent der Lebensmittelverluste in der Schweiz gehen laut der Umweltschutzorganisation WWF und dem Verein Foodwaste.ch auf die Verarbeitung und den Handel zurück. Damit diese reduziert werden forschen Wissenschaftler(innen) der  Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften (HAFL) zur Aufwertung und Nutzung von Abfall- und Nebenprodukten aus der Nahrungsmittelindustrie.

Mehr als Extraktion

Mit Neben- bzw. Abfallprodukten sind z. B. Molke aus der Milchproduktion und Melasse aus der Zuckerherstellung gemeint. Bisher werden diese Nebenprodukte überwiegend für Tierfutter, Biogas und Dünger verwendet oder verbrannt. «Man könnte sie aber deutlich mehr für die menschliche Ernährung nutzen», sagt Daniel Heine, Dozent und Wissenschaftler an der HAFL. «Dabei sollte der Fokus nicht auf der Extraktion einzelner Produktbestandteile wie einzelner Proteine liegen, sondern auf der gesamten Verwendung», so Heine. Andernfalls fielen wieder Abfallprodukte an. Biologische Umwandlungen durch Mikroorganismen können dabei den Geschmack und den Wert für die Ernährung verbessern.

Nische mit Potenzial

Doris Erne vom Start-Up-Unternehmen Wheycation macht genau das. Für ihre Molke-Shakes verwendet sie Schweizer Molke aus der Käseproduktion. Mit Hilfe von Fermentation besitzt der Shake nicht den typischen Molkegeschmack. «Wir kämpfen trotzdem mit dem schlechten Image der Molke», so Erne. Dennoch sieht sie durch die Megatrends Regionalität, Gesundheit und Natürlichkeit grosses Potenzial für Nahrungsmittel aus Schweizer Nebenprodukten. «Das sind unsere heimischen Super-Foods, Chiasamen aus Südamerika braucht es dann nicht.»