In seiner Begrüssung erinnerte sich Hanspeter Egli, Präsident der Vereinigten Milchbauern Mitte-Ost (VMMO), zurück an die Gründung dieser Genossenschaft. Damals, 2006, seien sie 7500 Mitglieder gewesen. Heute sind es noch 4000 Mitglieder – aber diese machen schweizweit rund einen Viertel aller Milchproduzenten aus und produzieren auch einen Viertel der Schweizer Milch.

Gegensteuer und Argumente

Die Bedeutung der Milchwirtschaft betonte auch der St. Galler Regierungsrat Beat Tinner, der die VMMO-DV beehrte. Die Milchwirtschaft sei der wirtschaftlichste Betriebszweig in der St. Galler Landwirtschaft, sagte er. Nächstens werde sich die Regierung mit dem Agrarpaket 2024 befassen. Es sei zu befürchten, dass die Komplexität des Direktzahlungssystems erneut steigen werde.

«Hier ist klar Gegensteuer zu geben, auch wenn Fortschritte leider noch nicht erkennbar sind», sagte Tinner. Die Interessenvertretung der Landwirte werde immer wichtiger. «Ihnen muss es gelingen, auf Augenhöhe mit Bundesämtern und Vertretern der Wertschöpfungskette Verhandlungen zu führen», rief er der VMMO-Führung zu.

VMMO-Vorstandsmitglied Walter Raschle hakte ein und sagte: «Verhandlungen funktionieren nicht mit Sternfahrten von Traktoren, sondern nur mit Argumenten.» Raschle verwies dabei auf den SMP-Milchkostenrechner, den die VMMO zusammen mit der Agridea weiterentwickelt hat. Wenn sich die Kosten belegen liessen, dann hätten die Produzentenvertreter auch gute Argumente.

Kampagne wird unterstützt

«Wir handeln nicht mit Milch, und beim Beitragsinkasso sind wir auf den Goodwill der Mitglieder angewiesen», sagte Hanspeter Egli. Diese Mitglieder wollen einen Nutzen von der Genossenschaft haben. Dazu gehört, dass sich die VMMO für faire Abnahmebedingungen einsetzt und handfeste Vorteile bietet, wie zum Beispiel eine Kostenbeteiligung an den SMP-Produzentenbeiträgen.

Im Interesse ihrer Milchproduzenten ist es auch, dass die Biodiversitäts-Initiative an der Abstimmung im September abgelehnt wird. Deshalb überweist die VMMO einen flotten Batzen an die kantonalen Bauernverbände in ihrem Verbandsgebiet, damit sie ihre Kampagne gegen die Biodiversitäts-Initiative finanzieren können.

Neues Vorstandsmitglied

Walter Raschle hat seinen Hof dem Junior übergeben und wurde Anfang April zum Schwellbrunner Gemeindepräsidenten gewählt. Zeit für ihn, aus dem VMMO-Vorstand zurückzutreten. Sein Nachfolger ist Werner Giezendanner (43) aus Teufen. Der Kantonsrat bewirtschaftet einen 30-ha-Betrieb in der Bergzone I mit 40 Kühen und eigener Aufzucht. Die Milch liefert er an die Mooh-Genossenschaft.

Baukredit gutgeheissen

[IMG 2]Haupttraktandum war aber nicht die Wahl, sondern ein Baukredit von 4,6 Millionen Franken für die Milchzentrale Wattwil.
Die VMMO hatte sie nach Schliessung der Milchannahme übernommen. Die Delegierten stimmten dem Kredit zu, ebenso dem Jahresbericht, der positiven Jahresrechnung und der Gewinnverteilung.


 

«Es wird sich für unsere Mitglieder lohnen»

Auch Ihre Landwirte sind mit dem Milchpreis unzufrieden und beteiligten sich an Bauernprotesten. Wie unterstützen Sie Ihre Mitglieder?

Hanspeter Egli: Die Anliegen der Landwirte sind berechtigt. Sie bleiben teilweise auf den Kosten sitzen. Wir versuchen auf allen Ebenen die Milchproduzenten zu unterstützen. Als Vorstandsmitglied der BO-Milch forderte ich zusammen mit den Vertretern der SMP eine Milchpreiserhöhung. [IMG 3]
Die ganze Branche nahm die angespannte Lage aufgrund der Bauernproteste auf den Betrieben wahr, sodass ausserhalb des Reglements entschieden wurde, den Milchpreis aufs dritte Quartal zu erhöhen. Aber auch aufseiten der Politik nehmen wir die Interessen der Milchproduzenten wahr. Es braucht die Direktzahlungen, um den Strukturwandel in der Milchwirtschaft zu bremsen. Die Zeichen stehen gut, dass uns die Politik besser unterstützt als in den vergangenen Jahren.

Sind es nicht auch die Direktzahlungen, mit denen die Abnehmer argumentieren, um die Preise zu drücken?

Das ist ein Problem. Es ist zentral, gute Marktpreise zu haben. Im Durchschnitt werden 80 % des Erlöses vom Markt geholt. Wir wollen einen Milchpreis, der nicht durch die Direktzahlungen gestützt wird. Aber unsere Produzenten erbringen gemeinwirtschaftliche Leistungen, die über die Direktzahlungen abgegolten werden müssen.

Die VMMO investiert in Immobilien. Entgehen den Landwirten dadurch Gewinne?

Diese Liegenschaften dienten früher der Milchwirtschaft. Wir erwirtschaften Erträge, die wir unseren Mitgliedern weitergeben, finanzieren Qualitätsmassnahmen, das Kurswesen, vergünstigen den Betriebshelferdienst – um nur einige unserer Dienstleistungen zu nennen. Rund 1 Mio Fr. umfasst dies, wovon rund Fr. 700'000.– Rückerstattungen sind. Das können wir nur dank unserer Liegenschaftserträge. Auch fühle ich mich unseren Vorfahren gegenüber verpflichtet, die Liegenschaften weiterhin zugunsten der Milchproduzenten und unserer Nachkommen zu erhalten.

Aber aus den Liegenschaftserträgen kauften Sie auch das Gebäude der Milchzentrale Wattwil und investieren in einen Neubau.

Die Milchzentrale gehörte uns bereits zur Hälfte. Finanziert wurde der Kauf über den Verkauf von CS-Aktien, die wir noch vor diesem Banken-Crash gewinnbringend verkaufen konnten. Da die Liegenschaft sanierungsbedürftig ist, wird sie abgebrochen. Dem Baukredit von 4,6 Mio Fr. für einen Neubau haben die Delegierten zugestimmt. Dabei verzichten wir auf den Bau von Gewerbeflächen und Bauen stattdessen neun Wohnungen. Ich bin überzeugt, dass sich das für uns in den kommenden Jahren lohnen wird und dass unsere Mitglieder davon profitieren können.