Vergangene Woche hat die Universität Bern eine umfangreiche Studie zur Gemütslage der Schweizer Milchproduzent(innen) veröffentlicht (wir berichteten). Neben Kritik an Preisen und Segmentierung kam auch Unzufriedenheit mit der Interessensvertretung – namentlich dem Verband Schweizer Milchproduzenten (SMP) – zum Ausdruck.
Knapp 37 Prozent unzufrieden
In der laut Autorinnen repräsentativen Umfrage gaben rund 37 Prozent an, mit der SMP gar nicht oder eher nicht zufrieden zu sein. Ein Drittel der Befragten positionierten sich mit «teils/teils» neutral.
In den Kommentaren wurden zwar Arbeit und Engagement der SMP positiv bewertet. Hinsichtlich Marktverhandlungen honorierten die Teilnehmenden, dass die SMP «ihr Möglichstes mache». Allerdings fühlen sich die Produzenten in ihren Interessen – etwa in der Branchenorganisation Milch (BOM) – durch den Verband offenbar nicht gut vertreten. Im Zusammenhang mit den Delegierten wurden Doppelmandate, «Filz» oder sogar «Mafia» und «Vetterliwirtschaft» kritisiert, weiter die Höhe der Beiträge und die Ausgaben der SMP für Werbung. «Viele Aussagen zeugen von einer gewissen Enttäuschung über das Engagement der SMP für die Milchproduzenten», so die Zusammenfassung. Die Interessensvertretung werde als zu schwach, zu wenig durchsetzungsfähig und zu wenig effektiv wahrgenommen.
Neben der SMP als nationalem Verband fragten die Studienautorinnen auch nach der Zufriedenheit mit regionalen Produzentenverbänden in der BOM. Dabei zeigt sich ein ähnliches Bild: Mit rund 42 Prozent waren rund doppelt so viele Befragte eher oder gar nicht zufrieden damit.
«Ein halboffener Markt»
Konfrontiert mit der Kritik verweist die SMP auf den Strukturwandel um 3–4 Prozent pro Jahr, der in der heimischen Milchproduktion seit 25 Jahren mehr als doppelt so gross sei wie in der übrigen Landwirtschaft. Auch sei der Milchmarkt ein halboffener Markt, führt SMP-Kommunikationsleiterin Christa Brügger an. «Das kommt in den Rückmeldungen zum Ausdruck und zeigt den Handlungsdruck in der AP 2030 ultimativ auf.»
Die SMP setzte sich stark für die produzierende Landwirtschaft ein. «Aber die Milchproduzent(innen) sind heute im Schweizer Bauernverband eine Minderheit», schliesst Brügger.