Walter Ammann hat aus der Not eine Tugend gemacht. Nach der Betriebsübernahme realisierte er bald, dass er von der Landwirtschaft alleine nicht leben kann. «Man muss Mut haben im Leben und hartnäckig sein, wenn man von einer guten Idee überzeugt ist», sagt Walter Ammann.

Der 62-Jährige hat in seiner Berufslaufbahn so einiges ausprobiert. «Nicht alles gelang, aber immer eröffneten sich uns neue Wege», hält Ammann fest. Er übernahm den elterlichen Betrieb in Wittenwil früh, nämlich schon mit 18 Jahren, und baute den Milchviehstall um. «Aber meine Frau und ich mussten feststellen, dass man mit 14 Milchkühen und 13 ha Land wenig Geld zur Seite legen konnte.»

Strassenreinigung mit Oekotech

Doris und Walter Amann entschieden, einen Nebenerwerbsbetrieb im Bereich von kommunalen Dienstleistungen wie Strassenreinigung und Unterhaltsarbeiten für Gemeinden aufzubauen. «Ich gründete mit meinem Schwager, der auch einen Kleinbetrieb führte, die Firma Oekotech Ammann und Weber und wir schafften Spezialmaschinen an», erzählt Walter Ammann.

Der Schwager stieg 1999 wieder aus. Doris und Walter Ammann wandelten die Firma in die Oekotech AG um. Noch heute ist die Strassenreinigung für die Gemeinden im Raum Südthurgau das Hauptstandbein der Firma. Es sind Arbeiten, die vor allem Doris Ammann und ein Angestellter ausführen.

Wärmeverbund im Dorf

Im Jahr 2000 hörten Ammanns mit der Milchviehhaltung auf und spezialisierten sich in der Landwirtschaft auf Acker- und Gemüsebau. Etwa zur selben Zeit wurde Walter Ammann auf das Potenzial von Holzenergie aufmerksam. «Warum nicht ein Wärmenetz für Wittenwil und Umgebung, ausgehend vom Bauernhof, aufbauen?», sagte er sich und startete eine Umfrage. «Das Echo war nicht sehr gross», erinnert er sich.

Das änderte sich, als 2010 das Schloss Wittenwil verkauft wurde und der neue Besitzer Interesse an der Fernwärme zeigte. Plötzlich war ein Wärmeverbund im Dorf wieder ein Thema – und so realisierte Walter Ammann ein Fernwärmenetz. Viele Arbeiten, wie etwa das Verlegen der Leitungen, führte er selbst aus. Am Anfang machten 20 Hausbesitzer mit, heute sind 50 Wohneinheiten angeschlossen.

Ammann produziert die Holzhackschnitzel zum grossen Teil selbst – mit Holz aus dem eigenen Wald, aus jenem der Bürgergemeinde und aus Privatwäldern. «Ich hatte noch nie Probleme, zu Holz zu kommen», sagt er. Die Bäume, die zu gross sind für den Hacker, spaltet er auf seinem Betrieb und verarbeitet das Holz zu Hackschnitzeln. Damit werden die Öfen mit einer Gesamtkapazität von 500 Kilowatt geheizt. «Mit dem Wärmeverkauf erzielen wir inzwischen einen Umsatz von 100 000 Franken pro Jahr», sagt der unternehmerische Landwirt.

Als wären der Landwirtschaftsbetrieb, die Firma Oekotech und der Energiehof nicht genug, fasste Walter Ammann 2019 in einem weiteren Geschäftsfeld Fuss. Er produziert unter der Marke Woodfarm Grillpellets mit Geschmack. Darauf gekommen sei er während Campingferien. «Wir trafen ein junges Päärchen aus Deutschland und der Mann meinte, Grillpellets mit Geschmack seien der absolute Renner.»

Für Grillpellets mit Geschmack

Da die dafür erforderliche Grundinfrastruktur dank der Energieholzproduktion bereits vorhanden war, wagte Ammann den Versuch. «Hauptträger der Pellets ist Buchenholz, das Zusatzholz ist Apfel, Birne oder Kirsche», erklärt er. Da er gut vernetzt sei, sei die Rohstoffbeschaffung kein Problem. Für einen schönen Obstbaum bezahle er 60 bis 70 Fr./m3. «Mit Baggerunterstützung kann ich auch bei einer Rodung behilflich sein.»

Das Holz wird zuerst auf dem Betrieb getrocknet und dann gehäckselt. Die Schnitzel trocknet Ammann in Trocknungsboxen – je nach Jahreszeit zwischen zwei und sieben Tagen. Danach werden sie im ehemaligen Heustock zu Sägemehl verarbeitet und anschliessend in einem Futtermischer mit Feuchtigkeit gemischt. Das Mischverhältnis beträgt zwei Teile Buchenholz und einen Teil Obstbaumholz. Nach dem Mischen gelangt das Sägemehl in die Pelletpresse und wird zum Endprodukt. Abgepackt und etikettiert wird von Hand. Diese Arbeit macht in der Regel Doris Ammann, ebenso wie die Kreierung der Etiketten.

«Aufgeben war für uns keine Option.»

Walter Ammann, Nebenerwerbsbetrieb, Wittenwil

Harziger Einstieg

Ganz so einfach war der Einstieg in den Markt aber nicht. «Wir mussten merken, dass ein paar Grosse den Markt beherrschen», sagt Walter Ammann. Doch Aufgeben war keine Option. In der Firma pelletgrill.ch aus Lommis fanden sie nach langem Suchen und Produktebewerben einen Vertriebspartner, ebenfalls ein Familienbetrieb. «Und jetzt läuft das Geschäft», so Ammann. «Ich habe viel gepröbelt, ausprobiert und mich ausgetauscht», ergänzt er und nennt einen Zeithorizont von etwa vier Jahren, wo er sich ab und zu beinahe die Zähne ausgebissen hat und nahe am Aufgeben war.

Welches ist sein persönlicher Lieblingsgeschmack? «Das ist schwierig, zu sagen. Wir nehmen für uns häufig eine Mischung, also was neben der Maschine rausfällt», sagt er und ergänzt im nächsten Atemzug: «Pellets aus Kirschholz geben einen besonders guten Smoke.» Ammann probiert alles Mögliche aus. «Ich habe schon Grillpellets mit Feigenholz gemacht – das schmeckt fantastisch.» Auch mit Rosmarin oder Knoblauch verfeinerte Pellets findet man im Sortiment.

Alles selbst gemacht

«Man muss offen durchs Leben gehen», hält Ammann fest und fügt stolz an: «Wir machen alles ‹inhouse›.» Das sei zeitweise herausfordernd, «aber es macht Spass».