«Es ist ein besonderes Jahr, auch für den Ackerbau. Der Winter dauerte lange und im Frühling gab es viel Regen, was zunächst die Entwicklung vieler Kulturen verzögert hat.» Mit diesen Worten eröffnete Katrin Carrel von der Fachstelle Biolandbau am Strickhof die diesjährige Flurbegehung für Bio-Ackerbau auf dem Stiegenhof in Oberembrach.
Biohafer gesucht
An der Veranstaltung wurde unter anderem ein Anbauversuch mit Speisehafer vorgestellt. «Biohafer ist auf dem Markt sehr gesucht, zur Herstellung von Flocken wie auch für neue Projekte. Zudem könnten auch die Körner, die wie Reis verwendbar sind, vermehrt in den Fokus rücken», sagte Hansueli Brassel von der Vermarktungsgenossenschaft Biofarm. «Dementsprechend liegt eine grosse Nachfrage für Anbauflächen vor.» 2016 wurden hierzulande 550 Tonnen Bio-Speisehafer angebaut, nun sind es bereits rund 2300 Tonnen. Zurzeit liegt der Produzentenpreis bei 77 Franken pro Dezitonne, könnte jedoch aufgrund der Nachfrage noch ansteigen.
«Hafer passt gut in die Fruchtfolge», sagte Brassel. «Er weist eine gute Unkrautunterdrückung auf und hat einen geringen Stickstoffbedarf.» Auch kommt diese Ackerkultur mit regenarmen Phasen gut zurecht. Ihr Anbau eignet sich für schwere und mittelschwere Böden. Mit seinen 650 m ü. M. ist der Stiegenhof für den Anbau von Hafer eher hoch gelegen. Auf den Versuchsstreifen wurden die beiden Wintersorten «Wiland» und «Eagle» sowie die Sommersorte «Canyon» angesät. Es wurde zweimal gestriegelt, zudem mit 20 kg N pro Hektare gedüngt. Bei diesem Anbauversuch geht es darum, zwei verschiedene Saatdichten, 1,1 kg und 1,6 kg pro Hektare, hinsichtlich Ausbeute miteinander zu vergleichen.
Gute Körnerfüllung
Wie die Erfahrung zeigt, sollte für den Speisekanal nicht zu dicht gesät werden. Auch an trockenen Standorten empfiehlt es sich laut Brassel, eher dünn zu säen. Ziel ist eine gute Füllung der Körner und ein gutes Hektolitergewicht. Für die Übernahme von Speisehafer wird ein Hektolitergewicht von mindestens 54 kg verlangt. Zwar ist ab 50 kg eine Abnahme im Speisekanal garantiert, allerdings gibt es bis zu einem Gewicht von 53 kg Abzüge für die Reinigung.
Der Fokus beim Speisehafer liegt vor allem beim Winterhafer, der ein höheres Hektolitergewicht erbringt als der Anbau im Sommer. «Wiland» war lange Zeit die einzige Wintersorte, mit «Eagle» steht nun eine weitere zur Verfügung. «Wünschenswert für die Zukunft wären noch weitere Winterhafersorten», meinte Brassel. Vom Anbau im Gemenge mit weiteren Ackerkulturen rät er ab, da die Qualität oft nicht so gut sei.