Über 75 Prozent des in der Schweiz verbrauchten Plastiks sind Einweg-Verpackungen. Besonders gerne in Plastik eingeschweisst werden ausgerechnet Biofrüchte und -gemüse. Die Detailhändler rechtfertigen das teilweise mit der Haltbarkeit.
Abgrenzung zu konventioneller Ware
Nötig sind die Verpackungen, Sticker oder Banderolen aber auch, weil das Gesetz verlangt, dass Bioprodukte als solche markiert werden, um sie von konventioneller Ware abzugrenzen. Doch gerade überzeugte Biokäufer(innen) mögen viel Plastik nicht unbedingt.
Fingerfertigkeit gefragt
Die Terraviva AG in Kerzers FR, die Gemüse und Obst von über 80 Schweizer Bioproduzenten vermarktet, ist deshalb immer auf der Suche nach alternativen Lösungen, wie die Zeitschrift «Der Gemüsebau» berichtet. Bei immer mehr Gemüse kommt das «Elasti-Tag» zum Einsatz, ein elastisches Band mit Etikette.
«Doch weniger Verpackung heisst nicht unbedingt weniger Aufwand», erklärt Geschäftsführerin Rahel Bonny in der Fachzeitschrift. Beim Umwickeln der Gemüse mit den Bändeln brauchen die Mitarbeitenden Fingerfertigkeit. Mit einem Elasti-Tag versehen werden etwa Chinakohl, Sellerie, Lauch oder Cicorino.
Ein Teil der Einsparung ist hinfällig
Doch bei Letzterem verlangt der Abnehmer, dass das Kistchen bei der Auslieferung mit einer Plastikfolie abgedeckt wird, damit die Salate nicht zu schnell austrocknen. Dahin ist ein Teil der Plastikeinsparung. «Es braucht aber immer noch deutlich weniger Plastik als wenn jeder Salat einzeln verpackt würde», so Bonny.
Hohe Kosten
Sticker – etwa auf Kohlrabi – seien zwar von Kostenseite her interessant, allerdings kommt es wegen dem fehlenden Schutz der Folie zu Gewichtsverlust, schreibt «Der Gemüsebau». Und wenn bei Schalen statt Plastik Karton oder gar Holz verwendet wird, sei das mindestens doppelt so teuer wie Plastik.
Wie hoch sind die Packkosten?
Bis Ende 2021 sollen die Packkosten für die im Gemüsemarkt am häufigsten verwendeten Verpackungstypen erhoben werden, wie in einem Newsletter der Schweizerischen Zentralstelle für Gemüsebau und Spezialkulturen (SZG) steht. Die Packkosten werden mit einem einheitlichen Formular zusammengetragen und anonymisiert (d. h. ohne Betriebsangaben) übermittelt. Eine Expertengruppe wird daraus bis Ende Jahr Richtwerte ableiten und publizieren.
Ziel ist es, praxisnahe Standard-/Mittelwerte zu generieren und diese im Richtpreisbulletin des Verbands Schweizer Gemüseproduzenten (VSGP) und in der Software Profi-Cost Gemüse zu verwenden